Metro spaltet sich auf - Donnerstag Sprung an die Börse

Metro-Chef Olaf Koch ist am Ziel
Metro-Chef Olaf Koch ist am ZielAPA/dpa/Federico Gambarini
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Morgen Donnerstag entstehen aus dem deutschen Handelsriesen Metro zwei neue börsennotierte Konzerne.

Der Handelsriese Metro hat die letzte Hürde auf dem Weg zu seiner Aufspaltung genommen. Das Amtsgericht Düsseldorf trug die Aufteilung am Mittwoch ins Handelsregister ein. Metro-Chef Olaf Koch ist damit am Ziel, bereits am Donnerstag sollen die beiden aus der bisherigen Metro hervorgehenden Unternehmensteile an der Börse notiert sein. "Ein historischer Tag – für unsere Aktionäre, Mitarbeiter und Kunden", sagte Koch.

Mit der Entscheidung des Amtsgerichts kann Koch seine Pläne nach langen Vorbereitungen und juristischen Streitigkeiten endgültig umsetzen. Es entsteht ein Lebensmittelhändler mit rund 37 Milliarden Euro Jahresumsatz und mehr als 150.000 Mitarbeitern in 35 Ländern, der aus dem bisherigen Konzern herausgelöst wird. Die Anteilseigner der "alten" Metro sollen Aktien dieser neuen Gesellschaft erhalten. Das Zuteilungsverhältnis wird 1:1 betragen - für jede Metro-Stammaktie soll es also eine Stammaktie des Lebensmittelhändlers geben. Die Papiere sollen ihren Besitzern im Laufe des Tages nach Handelsschluss zugeteilt werden. Die Großbanken BofA Merrill Lynch und JPMorgan sollen die neue Metro an die Börse begleiten, die dann auch ein Kandidat für das Börsensegment MDax ist. Koch ist damit im Zeitplan: Er hatte angekündigt, dass die Aktien der neuen Metro bis Mitte Juli an der Börse notiert sein sollen.

Europas größter Elektronikhändler Media-Saturn ist Teil der neuen Holding Ceconomy, diese soll als Nachfolgerin der alten Metro ab Donnerstag im MDax gehandelt werden. Sie kommt bislang auf einen Jahresumsatz von rund 22 Milliarden Euro mit 65.000 Mitarbeitern. Die neuen Konzerne sollen sich nach dem Willen Kochs auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, um schlagkräftiger und für Investoren attraktiver zu werden. Anleger könnten sich - anders als bei der alten Metro - aussuchen, ob sie sich im Handel mit Lebensmittel oder mit Elektronikgeräten engagieren wollen. Auch Zukäufe würden erleichtert. "Wir erwarten beschleunigtes Wachstum, mehr Effizienz und sind sehr optimistisch, Werte für unsere Anteilseigner zu schaffen", versprach Koch, der auch an der Spitze des neuen Lebensmittelhändlers stehen soll. Media-Saturn-Chef Pieter Haas führt dagegen Ceconomy. Analysten hatten der alten Metro vorgeworfen, sie hinke bei der Profitabilität hinter vergleichbaren Wettbewerbern hinterher.

Gegen die Aufteilung hatte sich Media-Saturn-Minderheitseigner Erich Kellerhals gestemmt. Er fürchtet, dass sein Einfluss in der neuen Holding schwindet. Kellerhals hatte sich juristisch erbittert gegen die Teilung gewehrt, das Oberlandesgericht Düsseldorf hatte der Metro indes in weiten Teilen Recht gegeben. "Nach Auffassung des Registergerichts liegen die Voraussetzungen für die Eintragung der Ausgliederung und Abspaltung vor", teilte nun auch das Amtsgericht mit. Auch die verbliebenen Feststellungsklagen gegen die Spaltung stünden der Eintragung nicht im Weg. Dabei habe das Gericht auch berücksichtigt, dass die Aufspaltung bei der Metro-Hauptversammlung mit über 99 Prozent abgesegnet worden sei. "Bei einer Eintragung erst nach einer rechtskräftigen Entscheidung der Feststellungsklagen würde der Gesellschaft unzweifelhaft Schaden entstehen." 

Neue Chancen und alte Probleme

Metro wird zweigeteilt. Es entsteht zum einen ein Lebensmittelhändler um die Großmärkte und die Supermarktkette Real mit einem Jahresumsatz von 37 Milliarden Euro und mehr als 150.000 Mitarbeitern in 35 Ländern. Koch führt diesen Teil, der weiter unter dem Namen Metro fungiert.

Der zweite Teil ist eine Ceconomy genannte Holding um Europas größten Elektronikhändler Media-Saturn. Die Kette erzielte zuletzt mit 65.000 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 22 Milliarden Euro. Geführt wird Ceconomy von Pieter Haas.

WAS SOLL DER VORTEIL DER AUFSPALTUNG SEIN?

Koch will zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Die neuen Konzerne sollen sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, um schlagkräftiger und für Investoren attraktiver zu werden. Das Management der Neulinge müsse keine Aufmerksamkeit mehr auf Themen des alten Metro-Konzerns verschwenden. Für die Kapitalmärkte werde Metro transparenter. Investoren könnten sich - anders als bei der alten Metro - aussuchen, ob sie sich im Handel mit Lebensmittel oder mit Elektronikgeräten engagieren wollen. Auch Zukäufe würden erleichtert. "Wir erwarten beschleunigtes Wachstum, mehr Effizienz und sind sehr optimistisch, Werte für unsere Anteilseigner zu schaffen", verspricht Koch. "Wir werden weiter wachsen, die Digitalisierung und Transformation im Handel vorantreiben und eine aktive Rolle in der europäischen Marktkonsolidierung spielen", umgarnt Haas die Investoren.

WAS PLANEN DIE NEUEN KONZERNE?

Metro soll nach dem Willen Kochs viel mehr sein als die zweistöckigen Großmärkte, die man vor allem in Deutschland mit der Marke verbindet. Koch setzt auf neue Formate wie kleinere Märkte - und vor allem auf Dienstleistungen. Mit Beratung und Belieferung will er Gastronomen, Hoteliers und Händlern das Leben leichter machen und sie an die neue Metro binden. Der Konzern hat dazu bereits mehrere Übernahmen gestemmt. Koch will das Unternehmen auch im Internet-Zeitalter unentbehrlich machen. Denn Gefahr droht: Online-Händler wie Amazon könnten verstärkt auch Großkunden ins Visier nehmen und diese Metro abjagen. Anders als die Online-Händler kann Koch aber auf ein Netzwerk aus Großmärkten in Europa und Asien zurückgreifen. Real hat der Metro-Chef eine Modernisierung verordnet, hier soll auch das Online-Geschäft zulegen.

Ceconomy-Chef Haas will mit der Verschränkung der Online-Shops von Media Markt und Saturn mit den lokalen Märkten punkten. Für die Kunden entstehen neue Möglichkeiten - sie können sich etwa ihr neues Smart-Phone im Internet aussuchen und dies dann rasch im nächsten Markt abholen. Ein eng geknüpftes Filialnetz bringt die Waren näher an die Verbraucher. Konkurrent Amazon verfügt darüber nicht. Haas verweist auf ein rasantes Wachstum der über die Online-Shops erzielten Umsätze. Deren Anteil sei im zweiten Quartal auf das Rekordhoch von zwölf Prozent der gesamten Erlöse gewachsen. Zugleich soll die Spaltung dazu beitragen, eine der Schwächen Media-Saturns zu beheben. Das Unternehmen verdient auch im Vergleich zu Konkurrenten zu wenig Geld. Auf fünf Prozent soll die operative Marge mittelfristig steigen - im vergangenen Geschäftsjahr lag sie bei 3,3 Prozent. Analysten trauen Ceconomy das zu. "Die Liste der Dinge, die die Margen verbessern können, ist lang", schreiben etwa Jeffries-Analysten dem Management ins Stammbuch.

WO SIND DIE PROBLEME?

Auch Metro verdient im Lebensmittelgeschäft zu wenig Geld, kritisieren Analysten. Bei den Großmärkten arbeitet der Konzern seit Jahren an einem Umbau des Deutschland-Geschäfts, zahlreiche Manager wurden verschlissen. Zudem ist Metro stark von Osteuropa abhängig - rund 34 Prozent der Umsätze und die Hälfte des operativen Gewinns kommen aus der Region. Das birgt Risiken durch politische Unsicherheiten. Koch hatte etwa einen Teil des Russland-Geschäfts an die Börse bringen wollen, die Ukraine-Krise machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Zweiter und deutlich kleinerer Teil des künftigen Lebensmittelhändlers ist die Kette Real. Koch versucht, das Sorgenkind des Konzerns aufzumöbeln. Real will im harten Wettbewerb mit Rewe, Edeka und den Discountern verstärkt mit Service und schöneren Märkten punkten. Der Investitionsbedarf ist groß, die Kette verdient operativ kaum Geld. Insidern zufolge hatte Koch nach Käufern für Real Ausschau gehalten.

Ceconomy muss sich mit mächtigen Konkurrenten wie Amazon herumschlagen. Saturn ist etwa erst seit 2011 mit einem eigenen Online-Shop am Start. Der konzerneigene Online-Händler Redcoon schreibt Verluste, einige Landesgesellschaften wurden bereits geschlossen. Zudem verfügen die Chefs der Märkte bei Media-Saturn traditionell über viel Macht. Die Organisation wird von Experten als zu umständlich kritisiert, Lieferketten und Datenverarbeitung seien viel zu komplex - kurz: Die Strukturen seien ineffizient, monieren etwa KeplerCheuvreux-Analysten. Eine stärkere Zentralisierung des Einkaufs hat Media-Saturn bereits eingeleitet. Doch bereiten auch mehrere Landesgesellschaften Probleme. Das Russland-Geschäft wird etwa derzeit umgebaut. Mit im Boot bei Media-Saturn ist weiter der streitbare Minderheitsgesellschafter Erich Kellerhals, der Metro mit Klagen überzogen hatte und gegen Haas Sturm läuft. In der neuen Holding-Konstruktion schwindet allerdings sein Einfluss.

(Reuters)

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