Gewinnsprung bei Ryanair

Ryanair-Chef O'Leary wirbelt die Luftfahrtbranche kräftig durcheinander.
Ryanair-Chef O'Leary wirbelt die Luftfahrtbranche kräftig durcheinander.(c) APA/AFP/FILIPPO MONTEFORTE
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Die irische Billigfluglinie Ryanair setzt der Konkurrenz zu. So sollen die Ticketpreise im Spätsommer um bis zu neun Prozent sinken.

Dublin. Ryanair will die Konkurrenz mit noch niedrigeren Flugpreisen unter Druck setzen und hat ein Auge auf die zum Verkauf stehende Alitalia geworfen. Nach einem Gewinnsprung im Frühjahr kündigte der Billigflieger am Montag an, die Ticketpreise im Spätsommer um bis zu neun Prozent zu senken. Damit könnten einige Rivalen auf der Kurzstrecke in Turbulenzen geraten, sagte Finanzvorstand Neil Sorohan. Längst in großen Schwierigkeiten ist Italiens einstiger Staatsflieger, dem die Iren nun nicht nur Kunden abluchsen wollen: Ryanair habe ein unverbindliches Kaufgebot unterbreitet, so Sorohan. Doch Ryanair hat Alitalia nicht allein auf dem Radar, dem Vernehmen nach sind etwa zehn Angebote eingegangen.

„Da draußen sind ein paar Leute, die das Leben langsam schwierig finden“, beschrieb Sorohan den Konkurrenzkampf. Gerade Ryanair hat die Luftfahrtbranche mit Billigtickets von Anfang an durcheinandergewirbelt.
In den vergangenen zwei Jahren legte das Unternehmen von Michael O'Leary aber noch einmal kräftig nach: Ryanair erhöhte seine Sitzkapazität um ein Drittel und trug zu immer niedrigeren Preisen auf europäischen Kurzstrecken bei. O'Leary achtet auf die Ausgaben für Personal, Wartung und neue Flugzeuge. Daher ist die nach Passagierzahlen größte Fluggesellschaft Europas auch die mit den niedrigsten Kosten in der Region.

Angebot für Alitalia

So gelang es Ryanair im ersten Geschäftsquartal bis Ende Juni, einen Nachsteuergewinn von 397 Millionen Euro einzufliegen – ein Plus von 55 Prozent. Dabei sorgte ein spätes Osterfest für einen seltenen Anstieg der Ticketpreise um ein Prozent. Die Aktie rutschte am Montag dennoch ins Minus.

Der Finanzvorstand machte umgehend klar, dass der Konzern seine Preiskampfpolitik auch nach dem Sommer nicht aufgeben und die Tarife im Winter um durchschnittlich acht Prozent senken wolle. Analysten zufolge könnte dies neben Alitalia auch Air Berlin zusetzen. O'Leary will vor allem solchen krisengeplagten Konkurrenten Marktanteile abnehmen.

Doch bei Alitalia soll sein Beutezug noch weitergehen: Der Ryanair-Chef hat im Juni erklärt, falls sich sein Konzern für eine Investition bei Alitalia entscheide, werde er eine Mehrheit anstreben. Am Freitag ist die Frist für nicht bindende Offerten abgelaufen. Alitalia flog in zwei Monaten Verluste von 203 Mio. Euro ein. (Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2017)

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