Disney-Konzern greift Netflix an

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Disney will einen eigenen Streamingdienst auf den Markt bringen.

Burbank. Disney läutet eine Streamingoffensive mit eigenen Diensten an. Zunächst soll im kommenden Jahr das Programm des hauseigenen Sportsenders ESPN im Internet verfügbar sein, 2019 folgt ein Streamingservice für Disneys Filme und Serien. Sie sollen dann – zumindest anfangs in den USA – im Internet nur dort zu sehen sein.

Dafür wird Disney den Exklusivdeal mit dem Streamingdienst Netflix für den Heimatmarkt auflösen. Die Netflix-Aktie gab daraufhin deutlich nach.

Disneys Vorstoß könnte den Wandel der amerikanischen TV-Landschaft beschleunigen. Bisher sind Sender wie ESPN meist über Kabel- und Satellitenverträge zugänglich. Doch dank Streamingdienste wie Netflix und Amazon Video sind bereits so viele Inhalte online verfügbar, dass immer mehr Haushalte ihre TV-Abos kündigen. Disney-Chef Robert Iger sucht jetzt in einer Strategiewende den direkten Draht zu Verbrauchern.

Kinoerfolge geringer

Die jüngsten Zahlen waren ein Alarmsignal, dass Disney etwas ändern muss. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum fiel der Gewinn in den drei Monaten bis Anfang Juli um neun Prozent auf 2,4 Mrd. Dollar (zwei Mrd. Euro). Die Erlöse sanken leicht auf 14,2 Mrd. Dollar. Ein zentrales Problem waren höhere Programmkosten und Nutzerschwund beim Sportsender ESPN. Der operative Gewinn der TV-Sparte, zu der auch die ABC-Sendergruppe gehört, fiel um 22Prozent auf 1,84 Mrd. Dollar. Die Filmsparte konnte nicht an die Kinoerfolge aus dem Vorjahr anknüpfen, nur das Geschäft mit Themenparks lief gut. Die Disney-Aktie rutschte deutlich ab.

Um den Streamingvorstoß technisch zu bewältigen, stockt Disney für 1,6 Mrd. Dollar seine Beteiligung am Technologieanbieter Bam-Tech von 33 Prozent auf 75 Prozent auf. Netflix löste bereits Spekulationen über ein mögliches Ende des Disney-Deals aus, nachdem der Streamingdienst Anfang der Woche den Kauf des Comicverlags Millarworld mit bereits verfilmten Reihen wie „Kick-Ass“ und „Kingsman“ angekündigt hatte. Netflix sicherte sich mit dem Zukauf offensichtlich gegen den Verlust von Disney-Inhalten ab. (DPA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.08.2017)

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