Rehau investiert in Österreich und sucht direkten Weg zu Konsumenten

Rehau-Österreich-Chef Rafael Daum
Rehau-Österreich-Chef Rafael DaumFOLTIN Jindrich / WB
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Die Österreich-Tochter des deutschen Kunststoffverarbeiters Rehau ist auf Wachstumskurs.

Der deutsche Kunststoffverarbeiters Rehau erweitert seine Produktion in Österreich, Rehau-Österreich-Chef Rafael Daum will sich künftig auch direkt an die Endkonsumenten wenden. Rehau-Terrassenböden soll es dann im Baumarkt geben, auch die Einrichtung eines Online-Shops wird geprüft.

Rehau Österreich macht mit 330 Mitarbeitern etwa 110 Millionen Euro Umsatz und ist Teil des gleichnamigen weltweit tätigen deutschen Familienunternehmens, das mit über 20.000 Mitarbeitern 3,4 Milliarden  Euro Umsatz erwirtschaftet. Als Familienunternehmen publiziert Rehau keine Ergebniszahlen, klarerweise sei man aber profitabel, so Daum.

"Wir sind die erste Auslandstochter von Rehau. Das ist der Familie wichtig", sagte Daum im Gespräch mit der APA. Die Österreich-Tochter ist im Konzern für zwei Produkte alleine verantwortlich: Einerseits Rohre für Glasfaserkabel (Mikrokabelrohre) wie sie beispielsweise Telekom-Unternehmen brauchen, andererseits Terrassenböden aus einer Mischung von Holz und Kunststoff (WPC/Wood Polymer Composite), die sich wie Holz anfühlen, aber so pflegeleicht wie eine Kunststoffboden sein sollen. Wobei man bei Rehau das Wort "Kunststoff" vermeidet und von "Polymeren" spricht. Bei diesen beiden Produkten liegt der Exportanteil über 90 Prozent.

Rehau testet derzeit auch in Supermärkten den Einbau "intelligenter" Regalsysteme ("smart shelf"): Auf kleinen Bildschirmen im Regal können Produktinformationen eingespielt werden. Rehau bietet in Zusammenarbeit mit zwei Start-ups den vollen Einbau des ganzen Systems. Wobei aus der Perspektive des Kunststoffkonzerns der Bildschirm selber nur ein Detail ist, das auf den verkabelten Kunststoffrahmen "draufgeclipst" wird, wie Daum mit Schmunzeln anmerkt.

Abgesehen davon werden bei Rehau Österreich derzeit auch Kühlschrank/Kühltruhensysteme zusammengebaut, das Rehau-Spezialgebiet sind hier die Dichtungen. Wenn bei Magna die neue BMW-Produktion anläuft, werden dafür Stoßfänger zusammengebaut. Dazu wird ein Logistikzentrum in Graz aktiviert, 10 Jobs dürften entstehen. Gerade die lackierten Kunststoff-Stoßstangen sind eines der Spezialgebiete des Rehau-Konzerns - für einen Großauftrag, künftig die ganze Mercedes-C-Klasse damit auszustatten, baut der Konzern in Ungarn ein eigenes Werk mit 650 Mitarbeitern.

Neue Jobs in Neulengbach

Der Ausbau der Produktion in Neulengbach mit einer Investition von 4,5 Millionen Euro im kommenden Jahr wird 15 bis 20 neue Jobs entstehen lassen. Derzeit sind 180 Mitarbeiter im Werk tätig, weitere etwa 60 im Vertrieb in Österreich. 90 Mitarbeiter sind für den Rehau-Konzern in "Südosteuropa" zuständig, wobei dieser Begriff wie bei viele Firmen weit gefasst ist und vom Iran bis in das Baltikum reicht.

Die Verwaltungszentrale ist in Guntramsdorf bei Wien. Wien als Schmelztiegel mit "hohem interkulturellen Verständnis" habe sich für das internationale Geschäft sehr bewährt, es gebe keine Gründe, daran zu rütteln - "auch wenn die Rahmenbedingungen für eine Holding-Gesellschaft in Österreich besser sein könnten", so Daum. Das beziehe sich insbesondere auf die Besteuerung von Unternehmen und Mitarbeitern. Gehaltsvorstellungen von Spitzenkräften seien hingegen heute in Moskau oder Bukarest auch nicht mehr anders als in Wien.

Rehau habe keine Probleme, qualifiziertes Personal zu finden, auch nicht ausreichend gute Lehrlinge, sagt Daum. Er führt das auf den guten Ruf seines Unternehmens in der Branche zurück. Rehau habe 17 Lehrlinge, der Anspruch sei, diese auch dauerhaft anzustellen. Manche Mitarbeiter seien schon in der zweiten oder dritten Generation beim Unternehmen.

(APA)

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