Bald Zinsrückzahlung an 170.000 Kunden der RLB Oberösterreich

RLB-Chef Heinrich Schaller: Negativzinsen für Privatkunden "überhaupt kein Thema"
RLB-Chef Heinrich Schaller: Negativzinsen für Privatkunden "überhaupt kein Thema" PEROUTKA Guenther / WB
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Laut OGH-Entscheidung müssen Banken Negativzinsen bei variabel verzinsten Krediten an Kunden weitergeben, was die heimischen Banken bisher nicht getan haben. Die RLB Oberösterreich hält nun 18,2 Millionen Euro für Zinsrückzahlungen bereit.

Die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich (RLB OÖ) bereitet sich darauf vor, etwa 170.000 Kunden Kreditzinsen zurückzuerstatten. Dafür seien im ersten Halbjahr 18,2 Millionen Euro zurückgestellt worden, sagte Generaldirektor Heinrich Schaller vor Journalisten. Vor der Auszahlung warte man aber noch auf ein weiteres ausständiges Urteil des Obersten Gerichtshofs (OGH).

Der Hintergrund sind bisherige Entscheidungen des OGH, wonach Banken Negativzinsen bei variabel verzinsten Krediten an Kunden weitergeben müssen, was die heimischen Banken bisher nicht getan haben. An der Entscheidung des OGH sei nicht zu rütteln, die RLB OÖ bereite alles für die Auszahlung vor, betonte Schaller mehrfach. Dennoch sei es für einen Banker schwer nachzuvollziehen, dass zwar bei Krediten eine Negativverzinsung an Kunden weiterzugeben, bei Spareinlagen aber keine Negativverzinsung erlaubt ist.

Jedenfalls seien Negativzinsen für Privatkunden "überhaupt kein Thema", nicht zuletzt wegen eines OGH-Urteils dazu. Dafür gebe es einen Trend zu Fixzinsen für Kredite, die Bank empfehle dies auch. Große Geschäftskunden müssen aber bereits dafür zahlen, wenn sie ihre Geld bei der RLB OÖ deponieren. Über Beträge wollte Schaller nicht sprechen, es gehe aber oft um sehr kurzfristiges Geld.

Gewinn im Halbjahr verdreifacht

Leisten kann sich die RLB OÖ diese Rückstellung derzeit problemlos. Die Geschäfte im ersten Halbjahr liefen sehr gut, der Gewinn vor Steuern hat sich mehr als verdreifacht auf 234,9 Millionen Euro (67,9 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2016), das Betriebsergebnis hat sich auf 222,8 Millionen Euro (101,4 Millionen Euro) mehr als verdoppelt. Unter dem Strich blieb ein Periodenüberschuss nach Steuern von 215,3 Millionen Euro, viermal so viel wie im Jahr davor.

Die Kernkapitalquote lag Ende Juni 2017 bei 13,9 Prozent, nach 14,6 Prozent Ende 2016. Das sei insbesondere daran gelegen, dass Gewinne des ersten Halbjahres nicht auf das Kernkapital angerechnet werden durften.

Die Digitalisierungswelle ist nicht im Kommen - sie ist schon längst da, sagte Schaller. 94 Prozent aller Zahlungen würden von Privatkunden selber über das Internet verbucht. Nun bereite die RLB OÖ Online-Kreditvergaben vor. Noch heuer sollen bis zu 4.000 Euro Kredit online möglich sein, in Zukunft bis zu 30.000. Außerdem wird die Bank ab 21. November und damit dem erstmöglichen Termin an der europaweiten Handy-zu-Handy-Zahlung teilnehmen - als eine von 40 Banken. Für Kunden werden Überweisungen damit schneller, für die Bank sei es neutral, so Schaller.

Trotz Digitalisierung bleibe aber die Präsenz von Filialen wichtig, hebt Schaller hervor, denn Menschen brauchten und nutzten persönliche Beratung. Allerdings werde die Zahl der Filialen sinken, auch werden Filialen flexibler: Angedacht ist, dass künftig ein Mitarbeiter mehr als eine Filiale betreuen könnte - die dann eben nur Stunden oder einzelne Tage offen haben werden.

Die Zahl der Mitarbeiter wird weiter sinken, allerdings über natürliche Abgänge und nicht über Kündigungen. Auch die Fusionen von Raiffeisenbanken geht weiter, unter Berücksichtigung schon vereinbarter Zusammenschlüsse gebe es in Oberösterreich nun 82 Raiffeisenbanken, statt 85 wie im Jahr 2016. Eine Zielgröße für den künftigen Filialstand gebe es aber nicht,

Bei der Schaffung einer Kooperationsplattform der Landesbanken nach der Fusion von RZB und RBI sei man "sehr weit", so Schaller, in den nächsten ein bis zwei Monaten werde es dazu Ankündigungen geben.

(APA)

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