Ryanair rückt stückweise mit Liste der gestrichenen Flüge heraus

Ryanair-Chef O'Leary: "Chaos ist auf unser eigenes Handeln zurückzuführen"
Ryanair-Chef O'Leary: "Chaos ist auf unser eigenes Handeln zurückzuführen" AFP (NIKLAS HALLE´N)
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Ryanair-Chef Michael O'Leary räumt ein "heilloses Durcheinander" ein und verspricht eine vollständige Liste jener Flüge, die gestrichen werden. Österreich ist vom Chaos nicht betroffen

Der in der Kritik stehende Billigflieger Ryanair hat mit der Veröffentlichung einer Liste von Flügen begonnen, die in den Wochen bis zum 31. Oktober ausfallen sollen. Zunächst wurden von Ryanair am Montagabend zehn Verbindungen genannt, die täglich ausfallen sollen, darunter zwei nach London und je eine nach Barcelona, Brüssel, Dublin, Lissabon, Madrid, Mailand, Porto und Rom.

Die Airline nannte eine Website, auf der die Liste samt Hinweisen an die betroffenen Passagiere veröffentlicht werden soll. Österreich ist davon nicht betroffen, Ryanair fliegt hierzulande die Flughäfen Salzburg und Linz an. Bis Dienstag werde es eine "vollständige Liste" von allen gestrichenen Verbindungen bis Ende Oktober geben, erklärte Ryanair. Zuvor hatten die EU und die britische Regierung Ryanair gerügt und die Airline zur Transparenz gedrängt.

Proteste in Italien gegen Flugstreichungen

Ryanair streicht bis Ende Oktober 702 Flüge in Italien. 400.000 italienische Passagiere sind davon betroffen. Allein am heutigen Dienstag wurden 17 Flüge gecancelt, am Mittwoch werden es 13 sein, teilte die Fluggesellschaft mit. Die italienische Regierung prüft die Streichung der Flüge. "Der Passagier ist ein Bürger mit Rechten, die gesetzlich geschützt werden. Wenn Ryanair diese Rechte verletzt hat, wird die Gesellschaft dafür Konsequenzen hinnehmen müssen", betonte der italienische Verkehrsminister Graziano Delrio am Dienstag laut Medienangaben.

Ryanair hatte am Freitagabend bekanntgegeben, dass in den kommenden sechs Wochen bis zu 2.100 Flüge ausfallen werden - pro Tag 40 bis 50. Viele Kunden waren danach aber nicht schlauer: Auf der Internetseite listete Ryanair zunächst nur die gestrichenen Flüge bis Mittwochabend auf, auch am Montagabend standen auf der Liste nur acht Flugtage. Kunden beschwerten sich in sozialen Netzwerken darüber, dass sie nicht wüssten, ob sie auch zurückkämen, wenn ihr Hinflug stattfinde.

Brüssel forderte die Airline am Montag auf, die geltenden Kundenrechte "in vollem Umfang" zu respektieren. EU-Kommissarin Violeta Bulc erklärte, dank der EU hätten Flugpassagiere bei Verspätungen und Ausfällen ein Recht auf Entschädigung. Die nationalen Behörden müssten dies auch umsetzen.

Ryanair-Chef Michael O'Leary gab ein "heilloses Durcheinander" zu und entschuldigte sich bei den Kunden. "Dieses Chaos ist auf unser eigenes Handeln zurückzuführen", erklärte O'Leary. Die Airline stelle ihre Urlaubsplanung gerade von einem Neun-Monats-Zeitraum auf eine Jahresplanung um.

Die Ausfälle beträfen nur knapp zwei Prozent der Passagiere, erklärte Ryanair. Viele Piloten und Kabinenpersonal müssten in den kommenden sechs Wochen ihren Jahresurlaub nehmen. Zum Start des Winterflugplans im November werde sich die Lage wieder normalisieren.

O'Leary sagte auf einer Pressekonferenz, die Flugstreichungen würden mit 25 Millionen Euro zu Buche schlagen. Davon gingen 20 Millionen Euro als Entschädigungen an die Passagiere.

Piloten wandern nach Norwegen ab

Die Flugstreichungen sind womöglich auch auf Kündigungen von Piloten zurückzuführen. "Wir können bestätigen, dass in diesem Jahr 140 Ryanair-Piloten zu Norwegian Air gekommen sind", erklärte die skandinavische Konkurrenz. Für den geplanten Standort in Dublin laufe die Rekrutierung ebenfalls. O'Leary hingegen erklärte: "Ryanair hat keinen Mangel an Piloten." Das Unternehmen haben den Sommerflugplan von Juni bis August mit "voller Besatzung" ausgeführt.

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) erklärte Ryanair-Mitarbeiter hätten gesagt, dass Flüge gestrichen würden, "weil Piloten das Weite suchen". Ryanair habe eine hohe personelle Fluktuation, weil die Airline niedrigere Gehälter zahle als die Wettbewerber, sagte VC-Sprecher Markus Wahl der "Mitteldeutschen Zeitung" (Dienstagsausgabe).

(APA/AFP)

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