Startup-Schmiede macht Essens-Lieferdienst zu Geld

AFP (JOHN MACDOUGALL)
  • Drucken

Der südafrikanische Internet-Investor Naspers kauft für 660 Millionen Euro Aktien des Essens-Lieferdienstes Delivery Hero.

Der Berliner Startup-Investor Rocket Internet macht die Hälfte seiner Beteiligung am Essens-Lieferdienst Delivery Hero zu Geld. Der südafrikanische Internet-Investor Naspers, der erst kurz vor dem Börsengang bei Delivery Hero eingestiegen war, steigt mit knapp 24 Prozent zum größten Anteilseigner des Betreibers von Essenslieferanten wie "Lieferheld", "Foodora" und "Pizza.de" auf. Rocket Internet kassiert 660 Millionen Euro und hält nun noch 13 Prozent an Delivery Hero, wie die Unternehmen am Donnerstag mitteilten. Insgesamt hat der inzwischen weltgrößte Essenslieferdient der Internet-Holding der Brüder Samwer seit Juni damit mehr als 900 Millionen Euro in die Kasse gespült.

An der Börse kam der Anteilsverkauf gut an: Die Rocket-Aktie kletterte um 5,3 Prozent auf 21,75 Euro. Zeitweise markierte sie ein Acht-Monats-Hoch. Die lange skeptischen Anleger fassten wieder Vertrauen, dass es den Samwers doch gelingen könnte, ihre Beteiligungen an jungen Unternehmen lukrativ weiterverkaufen können.

Mit 29,50 Euro je Aktie kassiert Rocket Internet von Naspers mehr als beim Börsengang im Juni, als die Aktien zu 25,50 Euro ausgegeben worden waren. Die Südafrikaner zahlten dennoch 12,5 Prozent weniger als den Schlusskurs der Delivery-Hero-Aktie vom Mittwoch. Am Donnerstag stiegen die im SDax notierten Titel des defizitären Lieferdienstes weiter auf 33,77 Euro.

Napsters sieht viel Potenzial

Die südafrikanische Technologie- und Infrastruktur-Holding Naspers hatte im Mai bereits 387 Millionen Euro in Delivery Hero gesteckt. Sie ist unter anderem in Brasilien, Mexiko, Südafrika und Indien an vergleichbaren Start-ups beteiligt. Naspers-Chef Bob van Dijk glaubt an das Geschäftsmodell: "Der Bereich der Lieferdienste für Essen ist nach wie vor unterentwickelt und wächst weltweit rasant. Viele Märkte spüren bereits die starke Zugkraft dieser Industrie, aber wir glauben, dass das Potenzial in wachstumsstarken Märkten noch deutlich größer ist als im Westen." Bevor die Aufstockung bei Delivery Hero Anfang 2018 über die Bühne geht, müssen noch die Kartellbehörden zustimmen.

Delivery Hero war der erste erfolgreiche Börsengang eines Unternehmens aus dem Portfolio von Rocket seit deren eigenem Börsenstart vor drei Jahren. Noch im Herbst könnte laut Insidern der nächste folgen: HelloFresh, ein Versender von "Kochboxen", in denen die Kunden die Zutaten finden, um selbst ein Menü zu kochen. Für die Rocket-Beteiligung wäre es der zweite Anlauf an die Börse. Für das erste Halbjahr meldete HelloFresh am Donnerstag einen Umsatz von 435 Millionen Euro, fast um die Hälfte mehr ale ein Jahr zuvor. Auf jeden Euro Umsatz entfielen zugleich nur noch 10,7 Cent operativer Verlust. Rocket-Chef Oliver Samwer wollte sich am Donnerstag zu den Börsenplänen für HelloFresh nicht äußern.

Insgesamt haben die wichtigsten Startup-Beteiligungen von Rocket Internet - von HelloFresh bis zum Möbelhändler Home24 - im ersten Halbjahr operativ 161 Millionen Euro Verlust geschrieben, 44 Millionen weniger als ein Jahr zuvor. Drei der Start-ups sollen bis zum Jahresende schwarze Zahlen schreiben. Ihr Umsatz stieg gleichzeitig um 29 Prozent auf 1,24 Milliarden Euro. An den meisten dieser Unternehmen hält Rocket aber nur Minderheitsanteile. Ende August hatte Rocket Internet eigenen Angaben zufolge 1,9 Milliarden Euro auf der hohen Kante - der Erlös aus dem Teilausstieg bei Delivery Hero kommt nun noch dazu. 

(Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.