Wer braucht Geld für einen Jet? - Credit Suisse gibt Superreichen Kredit

AFP (FABRICE COFFRINI)
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Die Credit Suisse will ihre Risiko-Anfälligkeit verringern, indem sie ihre Kredite an superreiche Kunden vergibt.

Die Credit Suisse macht dank ihrer neuen Strategie in der Vermögensverwaltung Boden gut: Die zweitgrößte Schweizer Bank vergibt zunehmend Kredite an superreiche Privatkunden, die damit ihre Firmen oder ihren Lebensstil finanzieren. Besonders gefragt sind Darlehen für Schiffe, Flugzeuge oder Immobilien. In den vergangenen zwei Jahren wurde dieses zuvor im Firmenkundenbereich angesiedelte Geschäft in die Vermögensverwaltung integriert. Denn diese will Vorstandschef Tidjane Thiam ausbauen. Und bislang scheint die Rechnung aufzugehen. Credit Suisse wächst in der Vermögensverwaltung schneller als Erzrivalin UBS.

Die verstärkte Kreditvergabe birgt allerdings auch Risiken. Das hat sich in den vergangenen Jahren gerade in der Schiffsfinanzierung gezeigt. Viele Reedereien kämpfen angesichts einer gesunkenen Nachfrage und weltweiter Überkapazitäten mit Ertragsproblemen. Andere Banken wie Lloyds und die Royal Bank of Scotland ziehen sich daher aus dem Bereich zurück, während die Commerzbank oder die Bank of Ireland ihre verbleibenden Engagements zurückfahren.

Die Credit Suisse will ihre Risiko-Anfälligkeit verringern, indem sie ihre Kredite eben an superreiche Kunden vergibt - meist Millionäre oder Milliardäre - die die Firmen kontrollieren. Dennoch lässt sich die Bank damit nach Einschätzung von Experten auf ein kalkuliertes Glücksspiel ein, denn der persönliche Reichtum der vermögenden Kunden hängt oft vom Werdegang ihrer Industrie ab. Der Bank gehe es darum, möglichst viele neue Kundengelder an Land zu ziehen, sagt Schifffahrtsexperte Basil Karatzas von der Beratungsfirma Karatzas Marine Advisors & Co. Riskante Kredite könne sie nur dann vergeben, wenn ihr Kapital stark genug sei.

Die Credit Suisse macht keine Angaben zur Größenordnung ihrer Schiffs-, Flugzeug und Immobilienfinanzierung. Finanzkreisen zufolge dürfte jedoch allein das Engagement in der Schifffahrt bei mindestens zwölf Milliarden Dollar liegen. Auf den Strategieschwenk und die damit verbundenen Risiken angesprochen, sagte eine Credit-Suisse-Sprecherin lediglich, diese Art der Kreditvergabe sei Teil der Vermögensverwaltung der Bank.

Die Zwischenbilanz: In den ersten neun Monaten konnte Credit Suisse die neuen Kundengelder um sieben Prozent steigern. Bei der UBS lag das Plus in der Kernsparte bei fünf Prozent. Noch deutlicher wird der Unterschied mit einem Blick auf die Ertragszahlen: Die Credit Suisse steigerte ihre Nettozinseinnahmen in der Vermögensverwaltung um 5,8 Prozent, während sie in der internationalen Sparte der UBS um ein Prozent zurückgingen. Ob diese Wachstumszahlen auch längerfristig die Risiken aufwiegen, bleibt Experten zufolge aber abzuwarten.

Die UBS folgt dem Kurs jedenfalls nicht. Die Bank habe keine Pläne, in der Vermögensverwaltung höhere Risiken einzugehen, hatte UBS-Spartenchef Jürg Zeltner im September zu Reuters gesagt. "Wir haben unseren Risikoappetit abgesteckt", sagte er. Die Bank wisse, in welchem Umfang sie bereit sei, Erträge aufs Spiel zu setzen. Das wiederrum schränke die Kreditvergabe ein.

(Reuters)

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