Ziegelhersteller Wienerberger muss Abstriche machen - auch an der Börse

Wienerberger-Chef Heimo Scheuch
Wienerberger-Chef Heimo ScheuchElke Mayr / WB
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Ziegelhersteller Wienerberger hat in den ersten neun Monaten den Gewinn um 38 Prozent gesteigert. Dennoch gibt es leichte Korrekturen bei den Jahreszielen. Die Aktie ist unter Druck.

Der Wienerberger-Konzern, Weltmarktführer im Ziegel-und Rohrbereich, hat im dritten Quartal eine verhaltene Marktdynamik verspürt und deshalb sein Jahresziel für das Ergebnis gesenkt. Für 2017 rechnet Wienerberger nur noch mit rund 405 Millionen Euro bereinigtem Konzern-EBITDA, wurde am Mittwoch erklärt. Zum Halbjahr war man noch von 415 Millionen Euro ausgegangen. 2016 hatte man 404 Millionen Euro erzielt.

An der Börse wurde Wienerberger abgestraft. Die Aktie büßte anfangs acht Prozent ein, am Vormittag reduzierten sich die Kursverluste auf knapp sechs Prozent.

In den abgelaufenen drei Monaten sei der Geschäftsverlauf insgesamt verhalten gewesen, so der Konzern im Quartalsbericht. Bei der Dämmstoffverknappung in Belgien etwa sei die für Juli bis September erwartete Erholung noch nicht eingetroffen. Zudem sei das schlechte Wetter im September "nicht überall geschäftsunterstützend" gewesen. Tropenstürme im Osten und Süden der USA hätten sich unmittelbar auf das Baugeschehen einiger Kernmärkte ausgewirkt, so Wienerberger-CEO Heimo Scheuch.

In Märkten, in denen die Geschäftstätigkeit insgesamt nicht den Erwartungen entspreche, werde Wienerberger bis Jahresende proaktiv Maßnahmen zur Verbesserung der Performance setzen. Die daraus resultierenden Kosten würden sich auf das Ergebnis des vierten Quartals entsprechend auswirken, so der Baustoffkonzern im Ausblick.

Für die Zukunft sei Wienerberger zuversichtlich, betonte Scheuch: "Wir sehen, dass die Baubeginne und Infrastrukturausgaben in unseren Märkten nachhaltig steigen." Dies bedeute, dass die fundamentalen Entwicklungen in die richtige Richtung gehen würden. Sehr deutlich sei das schon in Osteuropa wahrzunehmen. Davon profitiere das Ziegel- und das Infrastrukturgeschäft von Wienerberger, beide Bereiche seien im dritten Quartal deutlich gewachsen.

Bis September steigerte der Wienerberger-Konzern seinen Umsatz um vier Prozent auf 2,361 Mrd. Euro und das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) im gleichen Ausmaß auf 315,0 Millionen Euro. Der Nettogewinn wuchs um 38 Prozent auf 94,7 Millionen Euro. Die Mitarbeiterzahl lag im Schnitt mit 16.241 um zwei Prozent höher als ein Jahr davor (15.991).

Beim insgesamt vierprozentigen Umsatzplus von 2,280 auf 2,361 Milliarden Euro hätten Fremdwährungseffekte den Umsatz um 17,9 Millionen Euro verringert, wobei die größten negativen Effekte vom britischen Pfund, der türkischen Lira und der schwedischen Krone kamen - teils kompensiert durch Rubel, Zloty, Tschechen- und Norwegen-Krone. Der EBITDA-Anstieg um vier Prozent von 302,6 auf 315,0 Millionen Euro sei vor allem auf die positive Entwicklung des Ziegelgeschäfts in Europa und Nordamerika sowie der osteuropäischen Aktivitäten im Segment Pipes & Pavers Eastern Europe zurückzuführen. Das Kunststoffrohrgeschäft bei Pipes & Pavers Western Europe habe dagegen rückläufige Ergebnisse gezeigt. Das operative Betriebsergebnis (EBIT operativ) habe sich von 154,3 auf 174,2 Millionen Euro deutlich um 13 Prozent verbessert. Das Vorsteuer-Ergebnis betrug 143,3 (130,3) Millionen Euro.

Mit seiner Gesamtstrategie sehe sich Wienerberger auf gutem Kurs, so der CEO. Mit mehreren Wachstumsschritten in den letzten Wochen im Ziegel- wie im Rohrbereich habe man entscheidende Weichen für die positive Entwicklung der Gruppe gestellt. Mit selektiven Übernahmen wolle man sich in einzelnen Märkten und Geschäftsbereichen optimal aufstellen - als Teil des profitablen Wachstumskurses und der Strategie, sich dort weiterzuentwickeln, wo ein hohes Wertschöpfungspotenzial gesehen werde.

Das Eigenkapital lag zum 30.9. mit 1,875 Milliarden Euro ein Prozent über Ende 2016. Die Nettoverschuldung war mit 681,6 Millionen Euro zwar saisonal bedingt noch 50,0 Mio. Euro höher als Ende 2016, wurde aber gegenüber Juni 2017 um 108,1 Millionen Euro reduziert. Der Verschuldungsgrad stieg per 30.9. trotz Hybridbond-Refinanzierung nur leicht auf 36 Prozent, nach 34 Prozent Ende 2016.

(APA)

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