Immofinanz findet endlich Käufer für Moskau-Portfolio

Immofinanz-Chef Oliver Schumy
Immofinanz-Chef Oliver Schumy APA/HERBERT PFARRHOFER
  • Drucken

Die russische FORT Group kauft der Immofinanz das gesamte Einzelhandelsportfolio in Moskau ab. Die Endkonsolidierung schlägt sich mit minus 169 Millionen Euro auf das Konzerneigenkapital nieder.

Österreichs größte Immobilienfirma, die Immofinanz, ist einen Klotz am Bein los: Sämtliche Moskauer Einkaufszentren, die mit 976 Millionen Euro in den Büchern standen, werden an die russische FORT Group verkauft. Diese ist ein zentraler Player am Einzelhandelsimmobilienmarkt in St. Petersburg und war, wie die "Presse" bereits Anfang Oktober berichtet hatte, favorisierter Bieter. Der Verkaufsvertrag wurde bereits unterzeichnet, wie die Immofinanz am Montag mitteilte. Das Closing wird bis Ende Dezember erwartet. Der Endkonsolidierungseffekt auf das Konzerneigenkapital wird voraussichtlich minus 169 Millionen Euro bzw. minus 0,15 Euro auf den Nettovermögenswert je Aktie ausmachen. Es seien keine weiteren liquiditätsbelastenden Eigenkapitalzuschüsse mehr für das russische Portfolio notwendig. Für das Geschäftsjahr 2017 ist unverändert die Ausschüttung einer Dividende von sechs Cent je Aktie geplant.

Da die funktionale Währung des Einzelhandelsportfolios Moskau der Rubel ist, wird mit dem Closing eine Reklassifizierung von kumulierten historischen Differenzen aus der Fremdwährungsumrechnung in die Gewinn- und Verlustrechnung erfolgen. Diese waren in den zurückliegenden Jahren über das sonstige Ergebnis de facto direkt im Eigenkapital zu erfassen und belaufen sich auf rund minus 533 Millionen Euro

Der Verkauf der Moskauer Einkaufszentren war immer als Vorbedingung für eine mögliche Fusion von Immofinanz und CA Immo genannt worden, wie sie die beiden Unternehmen nach früheren Angaben anstreben. Wie Immofinanz-Chef Oliver Schumy zuletzt betonte, passe das Russland-Portfolio nicht in eidn europäisches Unternehmen. Außerdem sei das Russland-Exposure ein Hindernis für amerikanische Investoren, die aus politischen Gründen - Stichwort Sanktionen - nicht dort investieren dürften. 

Verkaufsgegenstand ist jene österreichische Beteiligungsholding, in der sämtliche Beteiligungen an Objektgesellschaften, die das Einzelhandelsportfolio Moskau halten, zusammengefasst sind. Die Transaktion erfolgt als Share Deal, womit das gesamte zur Veräußerung gehaltene Vermögen (per 30. Juni 2017: 1,068 Milliarden Euro) und die gesamten zur Veräußerung gehaltenen Verbindlichkeiten (per 30. Juni 2017: 822 Millionen Euro) des Einzelhandelsportfolios Moskau auf die FORT Group übergehen. Zusätzlich übernimmt FORT noch eine russische Grundbesitzgesellschaft. Das abgehende Reinvermögen beträgt per 30. Juni 2017 insgesamt 250 Millionen Euro.

Immofinanz will wachsen

Der Kaufpreis zuzüglich Finanzpassiva von 675 Millionen Euro beläuft sich für das Bruttovermögen auf bis zu 901 Millionen Euro, davon bis zu 226 Millionen Euro für das Reinvermögen. Darin enthalten sind
ein bis Jänner 2022 gestundeter und garantierter Betrag von 14,5 Millionen und ein ebenfalls im Jahr 2022 zu zahlender, aber von den Umsätzen der Shopping Center des Jahres 2021 abhängiger Earn-out
von bis 136 Millionen Euro.

"Das unverändert schwierige Marktumfeld in Russland hat in den letzten Geschäftsjahren die gesamte Vermögens- und Ertragslage des Konzerns signifikant belastet. Wie angekündigt, trennen wir uns nun strategiekonform von den russischen Einzelhandelsimmobilien. Der Verkauf ermöglicht eine unmittelbare Eigenkapitalfreisetzung und resultiert in einer deutlichen Reduktion der Finanzverbindlichkeiten sowie der durchschnittlichen Finanzierungskosten", sagt Immofinanz-Chef Schumy. Das Unternehmen könne sich nun vollumfänglich auf ihr Wachstum zu einem der größten Player am europäischen Gewerbeimmobilienmarkt konzentrieren.

Das Einzelhandelsportfolio Moskau weist per 30. Juni 2017 einen Loan-to-Value von 69,1 Prozent auf. Sowohl im Fall eines Spin-offs als auch bei einem Verbleib des Einzelhandelsportfolios Moskau bei der Immofinanz wären für den Schuldendienst und für die Implementierung eines Programms zur Repositionierung der Einkaufszentren insgesamt Liquiditätsabflüsse von rund 250 Millionen Euro erforderlich gewesen.

Aktie zieht an

Immofinanz-Anleger nahmen die Nachricht vom Verkauf der Moskauer Einkaufszentren mit Wohlwollen zur Kenntnis. Die Aktie des Unternehmens verteuerte sich um bis zu vier Prozent. Immofinanz ist an der Börse 2,5 Milliarden Euro wert, verfügt über Immobilienvermögen im Wert von mehr als vier Milliarden Euro konzentriert sich auf Einzelhandels- und Büro-Objekte in Österreich, Deutschland, Polen, Rumänien, Ungarn, Tschechien und der Slowakei. 

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.