Brief von Managern sorgt für Rumoren bei Zumtobel

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Nach einer Gewinnwarnung war die Zumtobel-Aktie um mehr als 20 Prozent abgestürzt. Nach angeblichen Differenzen in den Führungsorganen erhielt der Aufsichtsrat ein von 20 Führungskräften unterzeichnetes Schreiben.

Beim börsennotierten Vorarlberger Leuchtenkonzern Zumtobel tagt heute der Aufsichtsrat. Im Vorfeld hatte eine Umsatz- und Gewinnwarnung - u.a. wegen gehäufter Projektverschiebungen in Großbritannien - für einen zweistelligen Kurssturz der Aktie gesorgt. Zudem wies ein Medien zugespielter Brief von Managern auf einen offenkundigen Machtkampf zwischen Managern und Eigentümerfamilie hin.

Am Donnerstag - nach einer vorangegangenen nächtlichen Gewinnwarnung - war der Zumtobel-Aktienkurs zeitweise um bis zu 25 Prozent abgestürzt, das Papier ging dann mit einem Kursverlust von 21 Prozent aus dem Handel. Am Freitag hat sich die Aktie bis zum Mittag um 2,34 Prozent etwas erholt.

Der Präsident des Interessenverbandes für Anleger, Wilhelm Rasinger, sagte am Freitag zur APA, von Unternehmen mit engen Geschäftsverbindungen mit Großbritannien kämen im Brexit-Umfeld unerfreuliche Nachrichten, und auf solche negativen Nachrichten würden die Märkte derzeit auch überreagieren. Für Zumtobel ist Großbritannien der wichtigste nationale Markt. Äußerst sensibel begegneten Anleger allerdings auch jedweden Differenzen zwischen Management und Aufsichtsrat.

Gründersohn Jürg Zumtobel im Schussfeld

Ein von 20 Zumtobel-Führungskräften (nicht aber von Vorständen) unterschriebenes Schreiben wird laut "Süddeutscher Zeitung" von Insidern als Drohbrief an den Aufsichtsrat, von anderen als Petition und wieder anderen als Aufstand und Hilferuf interpretiert. Verlangt wurde darin: Dienstwege und Berichtslinien müssten unbedingt eingehalten werden, ebenso die Regeln der Corporate Governance. Es dürfe künftig keine Eingriffe von außen mehr geben. Auch fordern die Unterzeichner "freedom to operate", Freiheit zu handeln. Zumtobel-Kenner werteten die Vorlage laut "SZ", die als erste Zeitung von dem Schreiben berichtete, als eine Aufforderung an die Gründerfamilie, sich künftig aus den laufenden Geschäften stärker herauszuhalten. Der Vorwurf ziele vor allem auf Jürg Zumtobel, Sohn des Firmengründers, der bis 2003 Vorstandschef war und jetzt dem Aufsichtsrat vorsteht. Auch sein Bruder Fritz, Vorstand von 1974 bis 1996, gehört dem Aufsichtsrat an.

Beide, so kritisierten ihre Gegner, würden sich nicht auf ihre Rolle als Aufsichtsräte beschränken, sondern dem Management reinreden und so aktiv Einfluss nehmen auf das Unternehmen, von dem ihnen und ihren Familienangehörigen doch nur noch ein gutes Drittel gehöre. In Kreisen der Familie werde der Brief der Manager als Affront verstanden, heißt es. Sollte die Initiative jedoch im Aufsichtsrat verpuffen, drohe ein Aderlass an Führungskräften, prophezeien Kritiker der Familie Zumtobel der "Süddeutschen" zufolge - und auch Konzernchef Ulrich Schumacher könnte dann hinwerfen.

Gegenüber den "Vorarlberger Nachrichten" erklärte Jürg Zumtobel lediglich, ein Diskurs zwischen Aufsichtsrat, Vorstand und Management sei ein normaler und wichtiger Bestandteil für die Strategiefindung in jedem Unternehmen. Weiter kommentiere er die Sache nicht. Der Aufsichtsrat tagte am Freitagmittag.

(APA)

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