Siemens-Beschäftigte wollen nicht über Jobabbau reden

AFP (ODD ANDERSEN)
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Wenn ein Konzern wie Siemens 6,3 Milliarden Euro Gewinn mache, dann stehe er in der Pflicht, das Geld auch für die Mitarbeiter einzusetzen, sagt IG-Metall-Vorstand und Siemens-Aufsichtsrat Jürgen Kerner.

Siemens-Arbeitnehmervertreter und Gewerkschafter wollen bis auf Weiteres nicht über den geplanten Abbau von fast 7.000 Arbeitsplätzen und Werksschließungen mit der Konzernführung sprechen. "Wir werden nicht auf der Grundlage von Schließungsplänen verhandeln", so IG-Metall-Vorstand und Siemens-Aufsichtsrat Jürgen Kerner auf einer Protestkundgebung von Mitarbeitern aus ganz Deutschland in Berlin.

"Siemens ist kein Sanierungsfall", betonte Kerner heute, Donnerstag. Auch Gesamtbetriebsratschefin Birgit Steinborn forderte den Vorstand auf, seine Pläne zurückzunehmen und alternative Konzepte mit den Arbeitnehmern zu entwickeln.

Siemens hatte vor einer Woche wegen der absehbaren Auftragsflaute in der Kraftwerkstechnik und bei Generatoren die Streichung von 6.900 Stellen angekündigt - die Hälfte davon in Deutschland, 200 in Österreich. Mindestens zwei Werke in Görlitz und Leipzig sollen geschlossen, das in Erfurt verkauft werden.

"Dass durch Arbeitsplatzabbau die Effizienz des Unternehmens gesteigert wird, heißt übersetzt: Damit wir noch ein bisschen mehr Gewinn machen, schmeißen wir die Leute raus. Das ist asozial", sagte SPD-Chef Martin Schulz am Donnerstag in Berlin bei einer Demonstration von Siemens-Mitarbeitern gegen den geplanten Jobabbau. Siemens-Chef Joe Kaeser müsse seiner sozialen Verantwortung gerecht werden.

Schulz sprach auf einer Kundgebung am Rande der traditionellen Betriebsrätekonferenz von Siemens, zu der sich seit Mittwoch Hunderte Arbeitnehmervertreter aus ganz Deutschland in einem Berliner Hotel eingefunden haben. Dort soll am Donnerstag auch Arbeitsdirektorin Janina Kugel sprechen. Die deutsche Gewerkschaft IG Metall sprach von 2.500 Teilnehmern.

Begonnen hatte die Protestaktion mit einem Autokorso von 175 Fahrzeugen quer durch Berlin zum Tagungsort. "Was wird aus den Menschen?" stand auf Plakaten. "Das ist Steinzeitkapitalismus, das ist asozial", kritisierte der erste Bevollmächtigte der IG Metall Berlin, Klaus Abel, die Pläne, die vor allem die Kraftwerks-Sparte betreffen. "Wehrt Euch, empört Euch, steht zusammen." Betriebsratschefin Steinborn forderte "Respekt" vom Vorstand ein. Der Konzern als Ganzes sei auf falschen Wegen. "Es wird ja fast überall abgebaut. Das lehnen wir ab."

Kerner sagte, wenn ein Konzern wie Siemens 6,3 Milliarden Euro Gewinn mache, dann stehe er in der Pflicht, das Geld auch für die Mitarbeiter einzusetzen. SPD-Chef Schulz sagte, dass ein gewinnträchtiger Konzern wie Siemens Arbeitsplätze abbaue, sei von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. Siemens profitiere immer wieder von öffentlichen Aufträgen und Hilfen.

(APA)

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