Skimarkt: Chinesen wollen Atomic kaufen

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Der chinesische Sportartikelhersteller Anta Sports will den finnischen Amer-Konzern übernehmen, zu dem die bekannten Marken Atomic, Salomon und Wilson gehören.

Wien. Im alpinen Skizirkus sorgen Atomic-Fahrer wie Marcel Hirscher für Seriensiege und Goldmedaillen. Wirtschaftlich betrachtet ist die Marke Atomic hingegen selbst auf dem Weg zum Wanderpokal zu werden. Denn der Weltmarktführer bei Alpinskiern aus Altenmarkt im Pongau könnte bald einen neuen Eigentümer bekommen. Der jetzige Eigentümer, der finnische Sportartikel-Konzern Amer Sports, hat am Dienstag bestätigt, dass es Übernahmegespräche gibt. Der chinesische Rivale Anta Sports will das Unternehmen kaufen. Und mit ihm auch bekannte Marken wie Atomic, Wilson-Tennisschläger oder Salomon-Wanderschuhe. Anta hat zusammen mit dem Finanzinvestor FountainVest ein unverbindliches Interesse an einer Übernahme angemeldet.

Was dies für die knapp 600 Mitarbeiter im Salzburger Werk in Altenmarkt bedeutet, kann man vorerst nicht sagen. Im Vorjahr hat Atomic 170 Millionen Euro umgesetzt. Noch gibt es aber keine Verhandlungen oder Entscheidungen. Einem Insider zufolge könnten die Chinesen mehr als vier Milliarden Euro für Amer bieten. An der Börse in Helsinki war der Konzern am Montag 3,34 Milliarden Euro wert. Am Dienstag schossen die Aktien um 11,8 Prozent nach oben, nachdem die Nachrichtenagentur Bloomberg über das Interesse berichtet hatte. Wegen des Kurssprungs wurden die Titel vom Handel ausgesetzt. Ein offizielles Angebot könnte in einigen Wochen folgen, sagte der Insider. Einer Übernahme müssten 90 Prozent der Aktionäre zustimmen.

Größter Sportartikelhersteller Chinas

Anta hat schon lange ein Auge auf Amer Sports geworfen. Die Chinesen wollen verstärkt ins Ausland expandieren und suchen nach etablierten Marken. Die bekannteste Anta-Beteiligung ist die auf Tennisschuhe und -bekleidung spezialisierte Fila, die ihre Wurzeln in Italien hat. In China verkauft Anta Sportartikel unter der eigenen Marke. Das Unternehmen wurde 1994 gegründet, genau in jenem Jahr also, in dem Atomic einst in den Konkurs schlitterte und von dem finnischen Amer-Konzern übernommen wurde.

Groß ins Sportgeschäft stiegen die Chinesen mit den Olympischen Spielen 2008 in Peking ein. Heute betreibt Anta Sports mehr als 7000 Sportgeschäfte in China und weitere 600 Fila-Standorte. Nun scheint die Zeit reif zu sein für eine internationale Expansion. Vor allem auch, weil 2022 die nächsten Olympischen Spiele in Peking stattfinden werden, diesmal sind es Winterspiele.

Allgemein erhofft sich die Wintersportindustrie von dem Sportgroßevent in China einen neuen Schub. Während vor allem die Nachfrage nach Alpinski und Ausrüstung in Europa und Nordamerika ziemlich gesättigt ist, steckt der Skisport in Asien, speziell in China, noch in den Kinderschuhen.

Für den größten Sportartikelhersteller Chinas ist der Schritt nach Europa auch eine Antwort auf den Handelskonflikt mit den USA. Zuletzt waren nämlich auch die Einfuhrzölle auf chinesische Sportartikel erhöht worden. Nun will Anta Sports offensichtlich auch verstärkt außerhalb Chinas produzieren lassen, um so die Handelsbarrieren zu umgehen, sagen Beobachter.

Die Salzburger Skifirma Atomic wurde 1955 vom Unternehmer Alois Rohrmoser gegründet und erfuhr vor allem in den 1970er-und 1980er-Jahren einen großen Aufschwung. 1981 war Atomic das erste Unternehmen aus dem Westen, das hinter dem Eisernen Vorhang – in Bulgarien – eine Fabrik eröffnete. Skilegenden wie Olga Pahl, Annemarie Moser oder Hermann Maier feierten auf der „roten Rennmaschine“ große Triumphe.

Die Hintergründe des wirtschaftlichen Zusammenbruchs sorgen bis heute für Spekulationen. Vor allem um die Rolle der Bawag ranken sich viele Gerüchte. Die Gläubigerbank hatte 1994 den Konkursantrag gestellt und dem Unternehmen sämtliche Kredite fällig gestellt.

Mehrere Involvierte mutmaßten, dass die Bank das österreichische Paradeunternehmen in die Pleite getrieben habe, um den eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Die Bawag hatte damals bei den sogenannten „Karibikgeschäften“ Milliarden verspekuliert und benötigte dringend Geld für die Abdeckung der Verluste. Diese Darstellung wurde von den damaligen Bawag-Managern stets dementiert. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.09.2018)

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