EU-Bürgerinitiative für ein Glyphosat-Verbot gestartet

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Organisationen aus 15 Ländern fordern ein Verbot von Glyphosat in Pflanzenschutzmitteln. Innerhalb eines Jahres sollen mindestens eine Million Unterschriften zusammenkommen.

Mit einer Europäischen Bürgerinitiative (EBI) wollen mehrere NGO die EU-Kommission zu einem Verbot von Glyphosat, Transparenz und Unabhängigkeit im Zulassungsverfahren sowie zu verbindliche Reduktionszielen für den Pestizideinsatz auffordern. Der Vorstoß der Kritiker des Herbizids wurde Anfang Jänner zugelassen. Am Mittwoch startete die Initiative.

Die Bürgerinitiative sei das ideale demokratische Instrument, um der breiten Ablehnung von Glyphosat Ausdruck zu verleihen, hieß es in einer Aussendung von Greenpeace. Unterzeichnet werden kann die Initiative im Internet, man benötigt dafür nur einen Ausweis, schrieb die Umweltschutzorganisation. Damit die Forderungen inhaltlich geprüft werden müssen, brauchen die Initiatoren innerhalb eines Jahres mindestens eine Million Unterschriften aus mindestens sieben der noch 28 EU-Staaten. Doch auch dann besteht kein Zwang, die Gesetze zu ändern.

38 Organisationen beteiligt

Glyphosat

Neben der für Österreich verantwortlich zeichnenden Organisation Global 2000 beteiligen sich bisher 38 Organisationen aus 15 Ländern, informierte die NGO über die Teilnehmer. Die Unterschriften wollen sie bis Ende Juni zusammenbekommen, weil die EU-Staaten danach über die Zulassung des in der Landwirtschaft und bei privaten Anwendern verbreiteten Mittels entscheiden sollen.Glyphosat ist der weltweit am meisten eingesetzte Wirkstoff in Pflanzenschutzmitteln und steht teileweise im Verdacht, Krebs zu erregen. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) hält den Stoff aber für wahrscheinlich nicht krebserregend bei Menschen. Ähnlich sieht das ein Ableger der Weltgesundheitsorganisation WHO, das Joint FAO/WHO Meeting On Pesticide Residues (JMPR). Die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) der WHO stuft die Substanz hingegen als wahrscheinlich krebserregend ein. Allerdings bewertet die Behörde die Beweislage dafür, dass Glyphosat Krebs auslösen könnte - und nicht das Risiko, tatsächlich an Krebs zu erkranken.

"Die EU-Gesetze verlangen ein hohes Schutzniveau für Menschen und Umwelt vor gefährlichen Pestiziden. Ein Zulassungsverfahren, das auf geheimen Industrie-finanzierten Studien basiert, untergräbt dieses Ziel, wie wir am Beispiel Glyphosat erkennen können", argumentierte Helmut Burtscher, Umweltchemiker bei Global 2000. "Das Zulassungsverfahren ist transparent. Sämtliche Studien zu den Wirkstoffen werden von unabhängigen Instituten erstellt und den Behörden vollumfänglich zur Prüfung zur Verfügung gestellt", betonte hingegen Christian Stockmar, Obmann der IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP). Die IGP ist eine Interessengemeinschaft der Pflanzenschutzmittel-produzierenden Unternehmen in Österreich.

Die Zulassung für das Herbizid ist Ende Juni 2016 von der EU-Kommission einen Tag vor ihrem Ablauf mit Monatsende um maximal 18 Monate verlängert worden. Zuvor hatten sich die EU-Staaten mehrmals nicht auf eine gemeinsame Position einigen können. Ursprünglich wollte die EU-Kommission die Zulassung von Glyphosat jedoch um 15 Jahre verlängern. In Österreich ist zumindest die Anwendung von Glyphosat zur "Sikkation" (Reifespritzung) bei Getreide seit 2013 verboten. Umweltorganisationen sprechen sich für ein durchgehendes Verbot der Substanz aus.

>>> Bürgerinitiative: www.stopglyphosate.org

(APA)

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