Intelligente Stromzähler fallen im Test durch

Deutschland: Moderner, sogenannter intelligenter, digitaler Stromzaehler mit Fernauslesbarkeitfunktion des Energieunternehmens Vattenfall,
Deutschland: Moderner, sogenannter intelligenter, digitaler Stromzaehler mit Fernauslesbarkeitfunktion des Energieunternehmens Vattenfall,(c) Classen/ullstein bild/picturedes (Classen)
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Eine niederländische Studie zeigt oftmals falsche Ergebnisse auf. Forscher glauben, dass moderne Verbrauchsgeräte oft Elektronik enthalten, die Störungen im Stromkreis verursachen.

Netzbetreiber profitieren wesentlich von Effizienzverbesserungen und die Kunden freuen sich in Folge über geringere Tarife. So werden auf der Homepage von E-Control die Vorteile von Smart Meterin. Dabei werden die Zählerdaten automatisch an den Netzbetreiber übermittelt. Also weniger Aufwand beim Stromablesen und weniger Kosten. Die digitalen Stromzähler werden von den Herstellern deshalb als "intelligente" Geräte angepriesen. Doch eine Studie von niederländischen Forschern bringt Gegenteiliges zutage, wie der Fernsehsender „SWR“ online berichtet. Tests zeigen nämlich, dass die Smart-Meter sich oft verzählen.

Smart-Meter sollen bis 2023 flächendeckend in deutschen Haushalten eingebaut sein. Die EU-Richtlinie fordert, dass mindestens 80 Prozent aller Stromkunden bis spätestens 2020 einen Smart Meter erhalten sollen. Die Kosten für den Zählertausch in Österreich werden mit bis zu zwei Milliarden Euro angegeben.

Elektronik spielt verrückt

Doch zurück zur niederländischen Studie. Demnach liefern viele intelligente Stromzähler falsche Ergebnisse - meist zu Lasten der Stromkunden. "Einige Smart-Meter haben zwar 30 Prozent unterhalb des tatsächlichen Verbrauchswertes gemessen, andere aber bis zu sechs Mal mehr als den echte Wert", sagt Cees Keyer von der Fachhochschule Amsterdam. Für ihre Studie haben die Holländer neun Smart-Meter" verschiedener Hersteller überprüft. Alle entsprechen den aktuellen europäischen Standards. Der Vergleichswert wurde mit altmodischen Stromzählern erhoben.

Die größten Abweichungen habe es gegeben, wenn die Haushalte Lichtdimmer hatten und gleichzeitig Energiespar- oder LED-Birnen verwendeten. In den Niederlanden haben Verbraucherschützer und Netzbetreiber bereits reagiert. Sie fordern, dass die Geräte flächendeckend überprüft und gegebenenfalls ausgetauscht werden.

Als Ursache für die falschen Ergebnisse sehen die Wissenschaftler, dass moderne Verbrauchsgeräte oft Elektronik enthalten, die Störungen im Stromkreis verursacht. Das könne Messfehler beim Stromverbrauch nach sich ziehen. Wichtig sei die Qualität der neuen Zähler. Aber weder Mieter noch Eigentümer können darauf Einfluss nehmen, die Zuständigkeit für das Gerät liege beim Messstellenbetreiber.

Start der "Smart-Meter" überdenken

Ein Smart-Meter ist ein intelligentes Messsystem, das aus zwei Elementen besteht: Einem digitalen Stromzähler und einem Gateway, das die Datenübertragung zum Anbieter ermöglicht. Die Daten werden auf dem Gerät gespeichert. 

Beim Bundesverband der Verbraucherzentralen ist man überrascht. "Diese holländischen Ergebnisse hat niemand erwartet", sagt Energieexperte Thomas Engelke. Die Einführung der neuen Stromzähler startet 2017 bei Großkunden. Enelke schlägt vor, den Starttermin für den Einbau der Smart-Meter zu überdenken, denn er habe jetzt schon Hinweise darauf, dass der Einbau möglicherweise später beginne.

In Österreich ist das Problem den Netzbetreibern und Herstellerfirmen bekannt, wie Ernst Brandstetter vom Branchenverband Oesterreichs Energie sagte. Sollten Störungen auftauchen, könnte man jedenfalls rasch reagieren. Bisher habe es in Österreich noch keine falschen Messungen gegeben. Das erste Mal wurde das Problem im Zusammenhang mit einer technologisch minderwertigen Weihnachtsbeleuchtung bemerkt, so Brandstetter. Dies war aber nicht in Österreich.

Landis+Gyr kritisiert Studie

Der Schweizer Messgerätehersteller Landis+Gyr warf gegenüber golem.de den Forschern vor, sie berücksichtigten "extreme elektromagnetische Phänomene, die nicht den realen Nutzungsbedingungen entsprechen, die mit CE-zertifizierten Haushaltsgeräten erreicht werden". Die Ergebnisse dieser sehr begrenzten Studie "spiegeln deshalb nicht die außerordentliche Leistungsfähigkeit unserer im Einsatz befindlichen Geräte wider".

Die deutsche Verbraucherzentrale empfiehlt Smart-Meter-Kunden den Stromverbrauch zu prüfen. "Wenn Sie zum Beispiel einen Ein-Personen-Haushalt haben, der im Schnitt 2.000 Kilowattstunden Jahresstromverbrauch hat und Sie haben auf einmal 10.000 Stunden, dann kann irgendetwas nicht stimmen", erklärt Verbraucherschützer Engelke. Man könne dann eine Überprüfung des Zählers vom Stromanbieter verlangen.

>>> Bericht auf "SWR" aktuell

(red./APA)

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