Makler warnen vor "Aus" für Immo-Provisionen von Mietern

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Female real estate agent with couple in house model released Symbolfoto property released PUBLICATIO(c) imago/Westend61 (imago stock&people)
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Die Miet-Interessenten hätten keine Fürsprecher mehr und würden ihre Rechtssicherheit verlieren. Zudem könnte wie in Deutschland in der Folge das Mietangebot schrumpfen.

"Wenn ich ein Auto oder ein Packerl Milch kaufe, zahle ich auch die Vermarktungskosten mit", wagt Michael Pisecky, Fachgruppenobmann der Wiener Immo-Treuhändler und Maklersprecher des Fachverbandes, ein Vergleich. Arbeiterkammer (AK), Grüne und Teile der SPÖ fordern ein "Aus" für mieterseitige Beratungs- und Vermittlungsprovisionen. Die Immobilienmakler warnen vor einem solchen Schritt.

Derzeit müssten die Makler beide Seiten vertreten und würden auch dafür haften. Gehe man zum deutschen "Bestellerprinzip" über, stünden Mietinteressenten ohne Fürsprecher da, so Pisecky. In Deutschland sei der Makler eindeutig der Vertreter des Vermieters geworden, er brauche auch nicht mehr für den Mieter zu haften, "der Mieter hat niemanden mehr", der vor der Gefahr eines "modernen Wohnungsschleppertums" warnte, das sich - wenn auch ungesetzlich - entwickeln könnte. Die Mieter würden ihre Rechtssicherheit verlieren, warnte Pisecky, der betonte, dass "wir als Makler die gesetzlichen Vorgaben erfüllen, die die Konsumenten schützen". Dass sich AK-Konsumentenschützerin Gabriele Zgubic zur Aussage "Makler sind alles andere als Konsumentenschützer" hinreißen habe lassen, könne er nicht verstehen, "da kennt uns die Frau Zgubic nicht". Dass man den Mietern nun die Transparenz bei den Provisionen nehmen wolle, sei unverständlich.

Häufig nicht kostendeckend

Gemessen an fünf Jahren Mietzins zahle ein Mieter nur 1,4 bis 2,8 Prozent Maklergebühr, rechnete Fachverbandsobmann Georg Edlauer vor. Seit 2010 sei die Mieterprovision mit zwei Monatsmieten gedeckelt, so Pisecky. Für die Vermittlung einer Wohnung müsse ein Makler locker zwei Arbeitstage aufwenden, also 16 Stunden, sagte Pisecky. Da reiche für die Deckung seiner Kosten ohnedies oft nicht die Mieterprovision, und es bedürfe auch der Vermieterprovision.

84 Prozent der Mieter oder Käufer empfinden laut Edlauer, dass der Makler die Interessen beider Seiten ausgewogen vertritt und über die Hälfte, dass er sogar eher ihre Interessen vertritt. Der Vorwurf, dass Makler überwiegend Leistungen für die Abgeber erbringen würden, "geht an der Realität vollkommen vorbei und wird auch von den Konsumenten so nicht wahrgenommen", meinte der Experte. 87 Prozent aller Befragten seien mit den Leistungen der Makler zufrieden oder sehr zufrieden gewesen. Befragt wurde von marketagent im März bundesweit ein Sample von 1.820 Menschen.

Angebot könnte schrumpfen

In Deutschland sei nach dem Wegfall der mieterseitigen Maklerprovisionen Mitte 2015 das Wohnungsangebot um mehr als ein Drittel eingebrochen, sagte der stellvertretende WKÖ-Fachverbandsobmann Reinhold Lexer. Sowohl der Hamburger Marktforscher F+B als auch der Immobilienverband Deutschland (IVD) würden diesen Rückgang auf die Einführung des Bestellerprinzips zurückführen.

Ein Schrumpfen des Marktes um ein Drittel würde in Österreich den Wegfall von rund 20.000 freien Mietwohnungen am Markt bedeuten, warnte Edlauer mit Verweis auf die knapp 68.000 Mietwohnungen im Angebot per Anfang April auf heimischen Internetportalen. Geschätzte 30 Prozent der Maklerbetriebe würden durch einen solchen staatlich verordneten Einnahmenentfall einen Großteil ihrer Existenzgrundlage verlieren, "eine Pleitewelle wäre die Konsequenz". Österreichweit würde das den Verlust von tausenden Jobs bedeuten.

(APA)


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