Greenpeace: Mindesthaltbarkeit von Milchprodukten willkürlich festgesetzt

APA/ROBERT JAEGER
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Eine Greenpeace-Umfrage unter Molkereien bringt Kurioses zu Tage: Milchprodukte, die vor Feiertagen abgepackt werden, haben ein längeres Haltbarkeitsdatum. Der Handelskonzern Spar wehrt sich gegen die Vorwürfe.

Eine Greenpeace-Umfrage unter den größten österreichischen Molkereien hat ergeben, dass sie das Mindesthaltbarkeitsdatum bei ihren Produkten offensichtlich willkürlich festlegen. Bei ganz normaler, industriell hergestellter Butter etwa kann sich das Mindesthaltbarkeitsdatum um bis zu 45 Tage unterscheiden. Einige Hersteller gaben auch zu, dass bei bestimmten Produkten das Mindesthaltbarkeitsdatum auf Wunsch des Handels gekürzt wird.

"Damit haben wir es jetzt Schwarz auf Weiß, dass der Handel bestimmte Milchprodukte mit einem unnötig kurzen Mindesthaltbarkeitsdatum versehen lässt", ärgerte sich Konsumentensprecherin Nunu Kaller. Die Ursache dafür ortet die Umweltschutzorganisation bei überzogenen Produktanforderungen durch den österreichischen Handel sowie bei gewissen Gütezeichen wie AMA. Bei Exportprodukten werden die Fristen hingegen verlängert.

Ein Beispiel sind die Fristen bei Spars Bio-Butter: Die 250-Gramm-Packung lässt Spar mit einer Frist von 55 Tagen versehen, die 125-Gramm-Packung hingegen mit 60 Tagen. "Dabei sollte man meinen, dass gerade kleinere Butterpackungen empfindlicher sind, da diese schneller auf kurzzeitig höhere Temperatur reagieren", sagte Kaller.

Greenpeace fordert einheitliche Festlegung

"Bei den Antworten kann man sich nur wundern", fasste die Konsumentensprecherin die Ergebnisse der Umfrage zusammen. "Neben der Butter sind auch die Spannen beim Mindesthaltbarkeitsdatum für das Naturjoghurt und für frisches Schlagobers nicht nachvollziehbar", erklärte Kaller. Bei dem Joghurt liegt das Mindesthaltbarkeitsdatum zwischen 30 bis 45 Tagen nach der Produktion, bei Schlagobers zwischen zehn bis 14 Tagen. "An unterschiedlichen hygienischen Standards in den Molkereien kann es jedenfalls nicht liegen.

Greenpeace forderte daher ein einheitliches Verfahren zur Festlegung von realitätsnahen Mindesthaltbarkeitsdatum: "Das Mindesthaltbarkeitsdatum muss geregelt werden. Es kann nicht sein, dass, wenn zwei Molkereien am gleichen Tag vergleichbare Butter produzieren, Molkerei A 30 Tage für das Mindesthaltbarkeitsdatum festlegt und Molkerei B 75 Tage", meinte Kaller. Neben der Butter hat Greenpeace auch für Naturjoghurt (3,6 Prozent), Schlagobers sowie sogenannte länger frische Milch die jeweiligen "Haltbarkeitsfristen" sowie die Gründe für die Festlegung von diesen bei den zehn größten österreichischen Herstellern abgefragt.

Skurril war für die NGO auch, dass bei Milchprodukten, die vor den Feiertagen abgefüllt werden, das Mindesthaltbarkeitsdatum später angesetzt wird, als bei jenen zu feiertagsfreien Phasen", so Kaller. Den Konsumenten rät Greenpeace, sich speziell bei Milchprodukten auf die eigenen Sinne zu verlassen. "Wenn ein Produkt das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten hat, zuerst schauen, riechen und schmecken. So erkennt man immer, ob die Butter, das Joghurt oder das Schlagobers noch genießbar ist", sagte Kaller. Der Langzeittest von Greenpeace hat jedenfalls ergeben, dass zum Beispiel Naturjoghurt auch ein halbes Jahr nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum noch immer nicht verdorben war.

Spar weist Vorwürfe zurück

Mindesthaltbarkeitsdaten sind Qualitätsgarantien der Hersteller und werden nicht wie von Greenpeace behauptet vom Handel verlangt, entgegnet der Handelskonzern. Sie werden vom Hersteller festgelegt und orientieren sich daran, bis zu welchem Datum der Hersteller noch alle qualitativen Kriterien (Geschmack, Geruch, Mikrobiologie) garantieren kann.

Mindesthaltbarkeitsdaten seien bei vergleichbaren Produkten immer ähnlich lang – unabhängig von Feiertagen oder Packungsgrößen. Natürlich können in einem Markt gleichzeitig mehrere Chargen eines Produktes oder ähnliche Produkte unterschiedlicher Hersteller verkauft werden und damit unterschiedliche Mindesthaltbarkeitsdaten verfügbar sein, so Spar weiter. Die Behauptung, die Spar Bio-Butter hätte je nach Packungsgröße unterschiedliche Haltbarkeitsfristen sei schlichtweg falsch. Auch die Behauptung, die Mindesthaltbarkeitsdaten würden bei Feiertagen angepasst, sei einfach unrichtig.

(APA)

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