Übernahmeangebot erwischt Wienerberger-Konkurrenten am falschen Fuß

Dachziegelhersteller Braas Monier steht - zwei Jahre nach dem Börsegang - ein Übernahmeangebot ins Haus. Das Management rät Aktionäre dringend davon ab, es zu goutieren.

Wienerberger ist der weltgrösste Ziegelhersteller und auch auf dem europäischen Dachziegel-Markt mit seiner Gleinstätten-Gruppe eine große Nummer. Einst gehörten sogar Betondachstein-Hersteller Bramac und Kaminhersteller Schiedel zur Hälfte zum Konzern - über ein Joint Venture mit dem französischen Zementhersteller Lafarge. Wie die Dinge halt so laufen: Lafarge ist längst in LafargeHolcim aufgegangen, aus dem Dachgeschäft von Lafarge (und Wienerberger) wurde (mit Hilfe von Finanzinvestoren) die Braas Monier Building Group, die im Juni 2014 in Frankfurt an die Börse geschickt wurde.  Dort kommt der Wienerberger-Konkurrent allerdings nicht recht vom Fleck. Kostete die Aktie zum Börsegang 24 Euro, 15 Euro ein halbes Jahr später und 26,55 Euro ein Jahr darauf, so standen am Dienstag wieder nur 21,725 Euro auf dem Kurszettel. Magere 851 Milllonen Euro Börsewert errechnen sich daraus für ein Unternehmen, das im Vorjahr 1,25 Milliarden Euro umgesetzt und 55 Millionen Euro verdient hat.

Braas Monier ist in 36 Ländern aktiv, betreibt 118 Produktionsanlagen und beschäftigt rund 7700 Mitarbeiter. Die Vorstellungen von CEO Pierre-Marie De Leene, den Konzern auf Wachstumskurs zu halten, werden nun überraschend durchkreuzt - und zwar vom grössten Aktionär, der Investmentfirma 40 North Management, die zur Standard Industries-Gruppe gehört. Standard Industries hat ein Übernahmeangebot zu 25 Euro je Braas-Aktie in Aussicht gestellt. Bei Braas geht man davon aus, dass sich der Bieter den 29,1 Prozent-Anteil von 40 North und auch die rund 10 Prozent der Monier Holdings bereits gesichert hat und somit 39 Prozent am Konzern hält.

Der Verwaltungsrat von Braas Monier unterstützt ein solches Angebot nicht, da 25 Euro je Aktie eine erhebliche Unterbewertung der Gesellschaft und ihrer künftigen Aussichten seien. Darüber hinaus reflektiere ein solcher Angebotspreis nicht den Wert der Synergien, die Standard Industries realisieren würde, wenn Braas Monier Teil derselben Gruppe wäre wie Icopal, einem wesentlichen Wettbewerber im europäischen Bedachungsmarkt.

Der Verwaltungsrat von Braas Monier wird ein Angebot zu  25 je Aktie nicht unterstützen, wenn es veröffentlicht werden sollte, heisst es in einer Mitteilung. In der Zwischenzeit werden die Aktionäre gebeten, keine Maßnahmen zu ergreifen und die weiteren Entwicklungen abzuwarten. Die Vorfreude auf das Angebot ist allerdings nicht wegzudiskutieren: Am Mittwoch legte die Braas-Aktie im Frühhandel um rund 20 Prozent auf 26 Euro zu.

Standard Industries, die sich unter dem Markennamen GAF als größter Hersteller von Dachbaustoffen in Nordamerika sieht, hatte im Mai von den Braas-Altaktionären indirekt ein Aktienpaket von 29,1 Prozent übernommen. Einige Monate zuvor hatte das bis dahin als Building Materials Corporation of America (BMCA) bekannte Unternehmen für eine Milliarde Euro die dänische Icopal - ein Wettbewerber von Braas Monier in Europa - übernommen.

Das Angebot von Standard Industries wird am kommenden Montag erwartet. Der private Konzern ist mit 69 Werken und 97 Verkaufsbüros in mehr als 80 Ländern vertreten. Zum Konzern gehört der Kärntner Dachpappe-Hersteller Villas.

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