Steirischer Apple-Zulieferer kauft groß ein - Aktie kracht

Der steirische Chiphersteller und Apple-Zulieferer AMS hat im dritten Quartal noch prächtig verdient. So gut geht es nicht weiter, dafür steht ein bedeutender Zukauf ins Haus.

Der in der Schweiz börsennotierte steirische Mikroelektronik- und Halbleiterhersteller und Apple-Zulieferer ams AG erwartet ein gedämpftes viertes Quartal mit lediglich 127 bis 134 Millionen Euro Umsatz "bei sequentiell niedrigerer operativer Marge", wie es am Montagabend hieß. Belastend würden sich dabei ein kundenspezifischer Effekt, eine schwache Produktionsausbeute einer Produktlinie sowie Endmarkteinflüsse im Nicht-Consumer- Geschäft auswirken, wie CEO Alexander Everke am Dienstag an einer Telefonkonferenz ausführte. Daher werde sich die EBIT- Marge im Bereich von 11 bis 13 Prozent bewegen im Vergleich der bislang erwarteten 12 bis 14 Prozent.

Einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung im vierten Quartal, wird der Verlust eines grösseren Kundenauftrags haben. In Analystenkreisen wird darüber spekuliert, ob es sich bei diesem Kunden um den Mobiltelefonhersteller Samsung handeln könnte. 

Im dritten Quartal setzte das steirische Unternehmen 146,7 Millionen Euro um, um 11 Prozent mehr als im Vorquartal, aber um 4 Prozent weniger als im Vorjahresquartal.  Das bereinigte EBIT (vor zukaufsbedingtem Aufwand etc.) habe im dritten Quartal 28,0 Millionen Euro oder 19 Prozent des Umsatzes betragen, ein Rückgang gegenüber den 38,5 Millionen  Euro im Vorjahreszeitraum, aber im Rahmen der eigenen Erwartungen, so das Unternehmen. Das EBIT gemäß IFRS sei bei 49,7 Millionen Euro gelegen, ein Anstieg gegenüber den 35,1 Millionen Euro vor einem Jahr. Dieses operative Ergebnis gemäß IFRS enthalte 29,7 Millionen Euro Ergebnis aus dem Verkauf des Wireless-Geschäfts im dritten Quartal. Das Nettoergebnis in Q3 lag bei 55,9 (Vorjahr: 34,0) Millionen Euro, er ist mehr als doppelt so hoch wie erwartet.

Anschnallen - Heute ist wieder Apple-Ernte

ams hat überdies den 100-prozentigen Erwerb von Heptagon fixiert, dem laut ams weltweit führenden Anbieter von Hochleistungstechnologien für optisches Packaging und Mikrooptik. Die Transaktion besteht aus einer Vorabzahlung in bar und Aktien kombiniert mit einer wesentlichen Besserungsvereinbarung. Die Vorabzahlung beinhalte 64 Millionen Dollar in bar aus bestehenden Finanzmitteln von ams, einer Kapitalerhöhung von 15 Prozent der ausstehenden Aktien aus bestehendem genehmigten Kapital (unter Ausschluss des Bezugsrechts) und Aktien aus derzeit gehaltenem Bestand an eigenen Aktien. Der Gesamtwert der Vorabzahlung betrage damit etwa 570 Millionen Dollar (523,61 Millionen Euro), so ams am Montagabend. Auf 12-Monats-Basis (run rate) betrage die laufende Umsatzgröße von Heptagon etwa 90 Millionen Dollar (82,68 Millionen Euro) bei einer negativen operativen Profitabilität wegen der derzeitigen Unterauslastung der Produktionskapazität.

Zu gibt es eine Besserungsvereinbarung, sie ist abhängig von den zukünftigen Geschäftsergebnissen von Heptagon über das Jahr 2017 hinweg und hat einen potentiellen maximalen Umfang von 285 Millionen Dollar. Nach der Aktientransaktion im Rahmen der Vorabzahlung erwartet ams, dass die derzeitigen Anteilseigner von Heptagon, zu denen Finanzinvestoren, Management und Beschäftigte zählen, knapp 20 Prozent an ams halten werden. Der Abschluss der Transaktion wird abhängig von bestimmten Genehmigungen und dem Eintritt gewisser in den Vereinbarungen mit den Verkäufern definierter Bedingungen innerhalb der kommenden drei Monate erwartet. ams plant, Heptagon nach Abschluss der Transaktion vollständig in seine bestehende Organisation zu integrieren.

Die Verbindung von ams und Heptagon schaffe den weltweit klar führenden Anbieter von Komplettlösungen für optische Sensorik, heisst es. Samt Heptagon hat ams als Ziel eine durchschnittliche jährliche Unternehmenswachstumsrate (CAGR) von 30 Prozent für die kommenden drei Jahre, verbunden mit einem Profitabilitätsziel von 30-prozentiger operativer (EBIT) Marge ab 2019. ams erwarte, dass substanzielle Erhöhungen seines Zulieferwertanteils im Bereich Smartphone und Mobilgeräte als wichtige Treiber für dieses erwartete Wachstums dienen werden.

Heptagon konzentriert sich derzeit auf den Consumer-Markt und ist ein wichtiger Zulieferer für Anwendungen in Mobilgeräten, die optisches Packaging in sehr hohen Volumina für besonders kleine Baugrößen benötigen. Aufgrund der Stärken seiner Technologie sieht Heptagon hervorragende Wachstumsmöglichkeiten innerhalb der derzeitigen Kundenbasis, zu der ein wichtiger Kunde mit Fokus auf den Smartphone- und Mobilgerätemarkt zählt. Der Sitz und die Produktion von Heptagon befinden sich in Singapur, während das F&E-Zentrum in Rüschlikon, Schweiz, angesiedelt ist. Das Unternehmen hat mehr als 830 Beschäftigte, darunter etwa 120 Ingenieure und etwa 500 Produktionsmitarbeiterinnnen und -mitarbeiter. Heptagon verfügt über ein ausgesprochen starkes und geschütztes IP-Portfolio einschließlich mehr als 250 Patentfamilien, vornehmlich im Bereich optisches Packaging.

Zur Vorbereitung auf das erwartete Wachstum hat Heptagon bereits mit einem umfangreichen Ausbau seiner Produktionskapazität in Singapur begonnen, der Gesamtinvestitionen von mehr als  250 Millionen in 2016 und 2017 umfasst.

Aktie kracht

Der Apple-Zulieferer ams war am Montag an der Börse noch 2,22 Milliarden Franken wert. Der teure Zukauf und die gedämpften Aussichten haben den Anlegern die Stimmung verdorben. Die Aktie startete am Dienstag mit Abschlägen von mehr als 18 Prozent auf unter 25 Franken in den Handel. Die Verluste stiegen rasch auf 24 Prozent.

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