Hitler wollte Südtiroler auf der Krim ansiedeln

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Die Halbinsel sollte "von allen Fremden geräumt und deutsch besiedelt" werden. Die Pläne dafür arbeitete ein Wiener Nazi-Funktionär aus.

„Die Krim muss von allen Fremden geräumt und deutsch besiedelt werden", gab NS-Diktator Adolf Hitler bereits vor dem Russland-Feldzug im Sommer 1941 als Parole aus. Bald darauf wurde die Halbinsel von Nazi-Deutschland erobert. Als möglich Siedler gerieten bald die Südtiroler ins Blickfeld, wie der Historiker Lothar Krecker in seinem Buch „Deutschland und die Türkei im Zweiten Weltkrieg" schreibt.

Die Südtiroler wurden wegen eines Abkommens Hitlers mit Italiens Diktator Benito Mussolini aus dem Jahr 1939 in der sogenannten „Option" zur Entscheidung zwischen der Auswanderung ins „Deutsche Reich" und dem Verbleib in einem italianisierten Südtirol gezwungen. Mit der Ansiedlung der Südtiroler wollten die Nazis an die Tradition der „Krimgoten" anknüpfen, die sich im Zuge der Völkerwanderung im dritten Jahrhundert nach Christus auf der Halbinsel niedergelassen hatten.

„Für Burgund werden wir einen anderen Volksstamm finden"

Die konkreten Pläne für die Ansiedlung von Südtiroler Optanten auf der Krim wurden vom Wiener Nazi-Funktionär Alfred Eduard Frauenfeld ausgearbeitet, der von 1942 bis 1944 die deutsche Militärverwaltung auf der Krim leitete. Seine „Denkschrift über die Möglichkeit einer geschlossenen Umsiedlung der Südtiroler nach der Krim" wurde von SS-Führer Heinrich Himmler positiv aufgenommen. Er schrieb im Juli 1942 an Frauenfeld, dass Hitler den Vorschlägen „keineswegs ablehnend gegenübersteht (...), doch herrscht Einigkeit darüber, dass mit der Umsiedlung der Südtiroler erst nach Abschluss des Krieges begonnen werden kann".

Mit einem Blick auf den ursprünglich für die Südtiroler ausgekorenen neuen Lebensraum fügte der SS-Chef noch hinzu: „Für Burgund werden wir dann eben einen anderen Volksstamm finden."

Die Eroberung der Krim war für Hitler nicht nur eine strategische Frage gewesen, er wollte damit auch die Überlegenheit des NS-Regimes gegenüber früheren europäischen Regierungen demonstrieren. Im Krim-Krieg (1853-56) hatten sich die europäischen Invasionstruppen nämlich die Zähne an der stark befestigten Hafenstadt Sewastopol ausgebissen, die damit zum Mythos für das russische Volk wurde.

Krim als Zankapfel

Die Krim war im Jahr 1774 vom Osmanischen Reich unabhängig geworden und danach sukzessive in den Machtbereich Russlands geraten. Offiziell gliederte sich das Zarenreich die Halbinsel im Jahr 1783 ein. Nach der Oktoberrevolution im Jahr 1917 riefen die islamischen turksprachigen Krim-Tataren die "Volksrepublik Krim" aus, die aber nur bis Februar 1918 Bestand hatte. Nach dem Sieg der Bolschewiken im russischen Bürgerkrieg wurde sie zu einer eigenen Sowjetrepublik innerhalb Russlands. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Krimtataren wegen angeblicher Kollaboration mit Hitler-Deutschland nach Sibirien deportiert. Im Jahr 1954 verfügte der neue Sowjetführer Nikita Chruschtschow die Angliederung der Halbinsel an die Sowjetrepublik Ukraine, mit der sie eine geografische Einheit bildete.

(APA)

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