OK: "Amerikas größte Erfindung" begann als Scherz

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Vor 175 Jahren benutzte eine Bostoner Zeitung "o.k." als Abkürzung für "all correct". Heute gilt es als das gebräuchlichste Wort der Welt.

Es war das erste Wort, das auf dem Mond gesprochen wurde. Und es gilt als das am häufigsten gesprochene Wort auf der Erde. OK erlebte vor 75 Jahren seine Geburtsstunde. Zwar sind viele Theorien über den Ursprung des Wortes im Umlauf - wie der US-Linguist Allan Metcalf in seinem Buch „OK. The improbable story of America's gretaest word" aufzeigt, ist aber nur eine davon belegt. Am 23. März 1839 erschien in einem Kommentar der Boston Morning Post der Satz: „He (..) would have the „contribution box", et ceteras, o.k. - all correct - an cause the corks to fly, like sparks, upward."

Okay, doch warum wurde „all correct" mit o.k. statt mit a.c. abgekürzt? Damals war es in Boston gerade Mode, Abkürzungen zu erfinden - von N.G. (no go) bis S.P. (small potatoes). Noch lustiger fanden es die Zeitungen der US-Stadt, diese falsch zu schreiben. Die „Morning Post" hatte etwa vor o.k. bereits O.W. für „all right" verwendet.

Präsident "Old Kinderhook"

Ein paar Zeitungen schnappten o.k. in den folgenden Wochen auf, doch unter normalen Umständen wäre der kleine Witz der Zeitung wohl schnell wieder in Vergessenheit geraten. Doch mehrere Zufälle verhalfen der Abkürzung zum Aufstieg. 1840 trat der demokratische US-Präsident Martin Van Buren erneut zur Wahl an. Er kam aus der Stadt Kinderhook, und seine Wahlhelfer erfanden den Spitznamen „Old Kinderhook" - abgekürzt OK. Doch auch in seiner 1839 aufgebrachten Bedeutung „all correct" wurde das Kürzel im Wahlkampf verwendet.

Die gegnerische Whig-Kampagne wiederum lästerte mit Hilfe der Abkürzung über „Old Kinderhook": Sie benützte o.k. für „out of kash" und „out of karacter". OK drohte in den vielen Bedeutungen unterzugehen. Ein erneuter Witz rettete das Wort, schreibt Metcalf in seinem Buch.

Während des Wahlkampfs 1840 erschien ein Artikel im „New York Morning Herald", in dem die vermeintliche Geschichte des Ursprungs der Abkürzung OK erzählt wird. Sie stamme von Van Burens Vorgänger als Präsident, Andrew Jackson, dem Gegner nachsagten, er könne kaum lesen und schreiben. Jackson, hieß es nun in dem Artikel, habe eines Tages Papiere nach der Überprüfung als „korrekt" kennzeichnen wollen und „O.K." für „Ole Kurrek" darauf geschrieben. Die Geschichte war als Scherz gedacht, dennoch fand sie in den kommenden Jahren Eingang in Abhandlungen über die amerikanische Sprache. Und sie führte dazu, dass es sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts etabliert hatte, Dokumente mit „OK" abzusegnen.

Beim Telegrafieren wurde es Usus, den Empfang einer Nachricht mit „OK" zu bestätigen. Schließlich landete die Abkürzung sogar auf dem Mond. „OK. Engine stop", sagte US-Astronaut Buzz Aldrin unmittelbar nach der Landung am 20. Juli 1969. Im Laufe des 20. Jahrhunderts schrieb man statt der beiden Buchstaben immer öfter „okay". Und es tauchten "Weiterentwicklungen" auf - von "okey dokey" bis hin zum "okely dokely" der Simpsons-Figur Ned Flanders.

Auch die Theorien, woher OK ursprünglich kam, florierten im Lauf der Zeit - schottische, französische und deutsche Wurzeln wurden dem Wort unter anderem zugeschrieben. Außer dem Zeitungsartikel von 1839, der von dem Columbia-Professor Allan Walker Read in den 1960ern wiederentdeckt wurde, finden sich aber kleine glaubwürdigen Belege für die Entstehung des Trends.

Dass gerade die Abkürzung OK so populär wurde und nach Amerika die ganze Welt eroberte, hat Metcalf zufolge auch mit ihrer Ästhetik zu tun: „Die ultimative Rundheit und die ultimative Kantigkeit." Für den US-Professor ist OK aber mehr als nur ein Wort: „Wenn es eine amerikanische Philosophie gibt, dann könnte man argumentieren, dass es einfach OK ist". Die beiden Buchstaben stünden für Pragmatismus, Effizienz und Toleranz. OK bedeute, dass etwas funktioniere, verlange aber keine Perfektion. Auch deshalb, argumentiert Metcalf, könne man OK als „Amerikas größte Erfindung" ansehen: Telefon, Fernseher, oder Computer hätten unser Leben beeinflusst - „aber OK beeinflusst unser Denken".

Buch

Allan Metcalf: "OK The improbable story of America's greatest word"
Oxford University Press, 2011

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