"Die fliegende Hausfrau": Jerrie Mock umkreist die Welt

Geraldine
Geraldine "Jerrie" Mock(c) imago stock & people
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Vor 50 Jahren umrundete Geraldine "Jerrie" Mock als erste Frau in einem Flugzeug den Globus. Und tätigte eine Reise, "die vielen Männern nicht gefallen hat".

Das Leben einer Frau in den USA zu Beginn der 1960er-Jahre war vor allem von einem geprägt: dem Haushalt. Kindererziehung und das Wohl der Familie standen an oberster Stelle. Eine, die diesem Ideal nichts abgewinnen konnte war Geraldine „Jerrie" Mock. „Ich habe mich einfach nicht darum geschert", sagt die Amerikanerin heute. Stattdessen umrundete sie als erste Frau mit einem Flugzeug die Welt und ging als „fliegende Hausfrau" in die Luftfahrtgeschichte ein.

Es ist der 17. April 1964 als die „Spirit of Columbus", eine kleine Cessna 180, auf dem Flughafen in Columbus im US-Bundesstaat Ohio aufsetzt. Hinter ihrem Steuer sitzt eine 38-jährige Frau in einem hellen Kleid: Geraldine „Jerrie" Mock hat gerade eine 29 Tage, 11 Stunden und 59 Minuten dauernde Reise hinter sich gebracht. „Es war ein wunderbares Gefühl", erinnert sich die heute 88-Jährige in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. „Die Weltumrundung war etwas, das ich schon als kleines Kind machen wollte."

700 Flugstunden, ein Kleid und Taubenpastete

Das erste Mal war Jerrie als Siebenjährige in einem Flugzeug gesessen. Das luftige Erlebnis in einer „Ford Trimotor" dauerte zwar nur 15 Minuten, legte aber den Grundstein für ihre spätere Karriere. Nach der Matura studierte sie an der Ohio State University Luft- und Raumfahrttechnik. Ab 1956 nahm sie Flugstunden und machte den Privatpilotenschein. Bis 1962 sammelte sie rund 700 Flugstunden an - allerdings ohne je ein Flugzeug über Wasser gelenkt zu haben.

Ihren Traum von einer Weltumrundung schien die mittlerweile verheiratete Mutter dreier Kinder längst vergessen zu haben. Dann aber machte ihr Mann einen Scherz darüber und Jerrie machte sich an die Vorbereitungen. Ein Jahr lang plante sie ihre Reise. Denn anders als ihre Vorgängerinnen, wollte sie keine Teilstrecken auf Schiffen, sondern die gesamten 36.000 Kilometer in der Luft zurücklegen.

Am 19. März 1964 war es soweit: Mock hob vom Flughafen in Columbus ab. Mit im Gepäck hatte sie eine Zahnbürste, ein zweites Kleid und Wasser. „Essen konnte ich immer vor und nach der Landung", erzählt sie der dpa. „Das beste Essen gab es in Marokko, in einem Restaurant, das von der französischen Fremdenlegion genutzt wurde. Da habe ich Couscous und so etwas wie Taubenpastete gegessen."

Kabelbrand und vereiste Flügel

Doch neben den Annehmlichkeiten barg der Flug auch Gefahren: „Der schlimmste Moment war, als im Flugzeug ein kleines Feuer ausgebrochen ist, während ich über die Sahara in Nordafrika geflogen bin. Es wurde durch einen Kabelbrand im Motor meines Funkgeräts verursacht", erinnert sich Mock. Ein andermal landete die Pionierin aus Versehen auf dem Flugplatz einer versteckten Militärbasis in Ägypten. Die Soldaten nahmen sie fest und gestatteten ihr erst in der Nacht den Weiterflug. Den dritten Schreck gab es über dem Atlantischen Ozean, als die Flügel der Cessna kurzzeitig einfroren.

Als schönster Moment blieb der Pilotin jener in Erinnerung, „als ich beim Rückflug über den Ozean zum ersten Mal über das Funkgerät mit der Flugüberwachung in Kalifornien gesprochen habe. Da wusste ich, dass ich bald wieder zu Hause bin."

Cessna 180

Geraldine „Jerrie" Mock gelang mit der 1953 gebauten „Spirit of Columbus" mit der Kennung N1538C im Jahre 1964 eine Weltumrundung. Die Maschine ging nach dem Flug in den Besitz der Firma Cessna über. Derzeit befindet sie sich im „National Air and Space Museum".

>> dpa-Interview mit Geraldine Mock

(hell)

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