"Staatsfeind Nummer eins": Vor 80 Jahren starb John Dillinger

Titelseite des
Titelseite des "Cleveland Plain Dealer".(c) Imago
  • Drucken

Am 22. Juli 1934 wurde John Dillinger - der ersten Person, die vom FBI als "Staatsfeind Nummer eins" bezeichnet wurde - eine tödliche Falle gestellt.

Sie haben in der Weltwirtschaftskrise die USA terrorisiert und sich dabei zu Legenden verklärt: Vor 80 Jahren, am 22. Juli 1934, wurde John Dillinger erschossen - es war der Höhepunkt und das Ende der Ära der "Public Enemies" (Staatsfeinde). Und eine Behörde - effektiv, aber auch rücksichtslos - hatte sich von einer belächelten Bundesbehörde zur Polizeilegende entwickelt: das Federal Bureau of Investigation (FBI).

Sie waren anders als die wie ein Konzern organisierten Erpresser-, Räuber- und Mörderbanden aus der Zeit der Prohibition, die Chicago, New York und Los Angeles fest im Griff hatten. Die "Public Enemies" erinnern eher an die frühe Phase der RAF. Laut und ohne jede Tarnung bretterten sie in Autos durch den Mittleren Westen der USA, raubten Banken und Tankstellen aus und verjubelten das Geld für Alkohol, Waffen und neue Autos. Wer sich ihnen in den Weg stellte, wurde niedergeschossen. In Zeiten der Weltwirtschaftskrise sorgten sie zugleich für den Traum vom schnellen Reichtum - oder schnellen Tod.

Die legendärsten Köpfe

Bonnie und Clyde strickten schon zu Lebzeiten an ihrer Legende. Auf ihr Konto gingen mindestens ein Dutzend Banküberfälle und ebenso viele Morde. Die USA waren in der Wirtschaftskrise ebenso schockiert wie fasziniert von dem hübschen Pärchen Anfang zwanzig. Spätestens der Film von 1967 mit Faye Dunaway und Warren Beatty machte sie zur Legende. Aber auch unzählige Bücher, Musiktitel und Musicals boten eher romantische als brutale Versionen der Geschichte. Im Mai 1934 lauerte die Polizei den beiden in Louisiana auf. Nach mehreren Polizistenmorden war an Festnahme gar nicht gedacht. Ein Hinterhalt stoppte den Wagen und das Auto des Paares wurde von Kugeln durchsiebt. Mehr als 50 Projektile steckten in jedem Körper. Ihre Waffen - Clyde hatte seine 45-er im Tod noch im Hosenbund - wurden vor zwei Jahren für eine halbe Million Dollar versteigert. (mehr zu Bonnie & Clyde)

Ma Baker formte angeblich eine Gangsterbande aus ihren vier Söhnen. Aber eigentlich war Kate Baker eher die Organisatorin, die ihren Söhnen und deren Komplizen immer wieder Unterschlupf gewährte und ihnen ein Alibi verschaffte. Im Jänner 1935 wurden sie und ihr Sohn Freddie in einer Hütte in Florida aufgespürt. Nach einem langen Schusswechsel waren die 61-Jährige und ihr 34 Jahre alter Sohn tot. Immerhin war "Ma" Baker Vorbild für die Mutter der Panzerknacker und der Daltons in den "Lucky Luke"-Comics. Und Boney M. schaffte 1977 mit "Ma Baker" gar einen Nummer-Eins-Hit.

John Dillinger war der Erste, den das FBI als "Public Enemy Number One", also als "Staatsfeind Nummer eins" bezeichnete. Der Enkel eines deutschen Einwanderers wurde früh kriminell. Die Dillinger-Gang raubte etwa 25 Banken und auch vier Polizeistationen aus. Zweimal brach er aus dem Gefängnis aus, jedes Mal hinterließ die Bande eine Blutspur. Mit schnellen Autos und im Kugelhagel gelang immer die Flucht. 2009 wurde sein Leben mit Johnny Depp verfilmt. Das FBI jagte ihn rücksichtslos und als Medienstar kannte bald jeder Dillingers Gesicht. Der Gangster ließ sich mit plastischer Chirurgie verändern, doch eine Komplizin, die eine Abschiebung befürchtete, wandte sich an das FBI. Am 22. Juli 1934 signalisierte sie mit einem roten Kleid, dass der Mann vor ihr der sogenannte Staatsfeind Nummer eins ist. Nach einem Kinobesuch erschossen FBI-Agenten Dillinger. Gesehen hatte er "Manhattan Melodrama", einen Gangsterfilm. Und Anna Sage, die Dillinger verriet, wurde 1936 dennoch nach Rumänien abgeschoben.

Dillingers Komplize Homer van Meter wurde einen Monat später von der Polizei erschossen. Lester Joseph Gillis, besser bekannt als Baby Face Nelson, rückte zum Staatsfeind Nummer eins auf. Er wurde drei Monate später bei einer Schießerei getötet, bei der auch zwei FBI-Agenten starben.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.