1914: Belgrad und Wien pflanzen "Baum des Friedens"

Der serbische Ministerpräsident Aleksandar Vucic
Der serbische Ministerpräsident Aleksandar VucicREUTERS
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Vor 100 Jahren stellte Österreich-Ungarn Serbien ein Ultimatum - ein Schritt zum Ersten Weltkrieg. Ein Zwetschkenbaum soll nun Zeichen der Versöhnung sein.

Als Geste der Versöhnung zum 100. Jahrestags des Ultimatums Österreich-Ungarns an Serbien haben der serbische Ministerpräsident Aleksandar Vucic und der österreichische Botschafter in Belgrad, Johannes Eigner, am heutigen Mittwoch einen "Baum des Friedens" im Garten der früheren Botschaft der Donaumonarchie in Belgrad gepflanzt.

"Sie zuerst, Sie haben den Krieg begonnen", sagte Vucic scherzhaft, als er gemeinsam mit Eigner das Loch für den Zwetschkenbaum aushob. Dabei äußerte der serbische Ministerpräsident die Hoffnung, dass diejenigen, die in 100 Jahren beim Baum des Friedens den Jahrestag des Weltkriegs begehen werden, sagen können, dass sie in einem normalen, europäischen Staat lebten.

Hintermänner in Belgrad vermutet

Das auf 48 Stunden befristete Ultimatum galt als entscheidender Schritt zum Ersten Weltkrieg. Es wurde am 23. Juli 1914 ans die serbische Regierung übergeben und war bewusst hart formuliert, damit es von Serbien abgelehnt würde. Nachdem Belgrad das Ultimatum nicht in allen Punkten akzeptiert hatte, erklärte Österreich-Ungarn dem Serbien am 28. Juli 1914 den Krieg. Auslöser für das Ultimatum war die Ermordung von Thronfolger Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajevo. Die Hintermänner der Tat wurden in Belgrad vermutet.

Aus Anlass des Jahrestages waren im Erzbistumsgebäude die Originale zwei wichtiger Dokumente jener Zeit zu sehen. Neben dem Ultimatum, das am 23. Juli 1914 vom österreichischen Gesandten in Belgrad Wladimir Giesl dem serbische Finanzminister Lazar Pacua überreicht worden war, wurde auch das Original der in Wien aufbewahrten Antwort der serbischen Regierung ausgestellt.

Die Antwort war vom Ministerpräsidenten Nikola Pasic und dem Innenminister Stojan Protic verfasst worden. Pasic hatte sie dem Gesandten Giesl am 25. Juli 1914 gerade fünfzehn Minuten vor dem Ablauf der 48-stündigen Frist um 18.00 Uhr überreicht. Giesl reiste umgehend ab

Kriegserklärung beim Mittagessen

Die Kriegserklärung Österreich-Ungarns am 28. Juli ereilte den serbischen Regierungschef beim Mittagessen in einem Restaurant im südserbischen Nis. "Das haben wir erwartet", kommentierte Pasic den Inhalt des in französischer Sprache verfassten Telegramms.

In Erwartung des Angriffs hatten Pasic, andere Regierungsmitglieder und Diplomaten die Hauptstadt Belgrad schon am 25. Juli in Richtung Nis verlassen. In der südserbischen Stadt soll am kommenden Montag in Erinnerung an die Ereignisse vor hundert Jahren erneut eine Regierungssitzung stattfinden. Eine weitere Gedenkfeier ist seitens der Regierung zuerst nicht geplant, hieß es auf eine Anfrage der APA im Kabinett des Regierungschefs.

Vucic betonte am Mittwoch, dass seine Regierung sowohl an der EU-Annäherung Serbiens als auch an guten Beziehungen zu Russland interessiert sei. Russland hatte Serbien vor 100 Jahren im Konflikt mit Österreich-Ungarn unterstützt. Die damals bestehenden Bündnisstrukturen zogen innerhalb einer Woche neben Wien, Belgrad und St. Petersburg auch das Deutsche Reich, Frankreich und Großbritannien in den Konflikt. Die Folge war der Erste Weltkrieg, der über vier Jahre dauern und 20 Millionen Todesopfer fordern sollte.

(APA)

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