Ein Vermächtnis Schulmeisters und Kardinal Königs

Seit genau fünfzig Jahren besteht die Stiftung „Pro Oriente“.

Wien. In den Sechzigerjahren fragte ÖVP-Bundeskanzler Josef Klaus seinen Jugendfreund Otto Schulmeister, ob er nicht das Unterrichtsministerium – nach dem Rücktritt Piffls – übernehmen wolle. Die beiden kannten einander aus der katholischen Jugendbewegung „Bund Neuland“. Schulmeister lehnte ab: Er wisse, wo sein Platz sei. In der Publizistik, in der „Presse“. So wurde es Alois Mock.

Doch einem weiteren Freund kam Schulmeister nicht so leicht aus. Das war der Wiener Erzbischof Franz Kardinal König. 1964 gründeten die beiden am 4. November mit einem Kreis Gleichgesinnter die Stiftung „Pro Oriente“.

Anlass zur Gründung war das Zweite Vatikanische Konzil, das mit seinem Ökumenismus-Dekret „Unitatis redintegratio“ die Türen zu den anderen christlichen Kirchen öffnete. „Pro Oriente“ hat Sektionen in Wien (Hofburg), Graz, Salzburg und Linz. Die Stiftung arbeitet auf inoffizieller Ebene zwischen der römisch-katholischen Kirche und den Ostkirchen. Ihre Tätigkeit besteht aus Forschungsprojekten, Tagungen, Symposien, theologischen Konsultationen und öffentlichen Vorträgen in Österreich und im Ausland sowie der Herausgabe von Publikationen.

Der Stiftungszweck ist erfüllt

Ein wesentlicher Teil der Tätigkeit ist der Beziehungsaufbau, der in Einladungen von Bischöfen und Patriarchen nach Wien und Besuchen der verschiedenen Kirchen im Osten besteht. Im Lauf der Jahre wurde ein Netz von Kontakten zu den Kirchen des Ostens geknüpft.

Seit aber der Vatikan mit dem „Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen“ im Jahr 2004 den offiziellen Dialog mit den orthodoxen Kirchen wieder aufnahm, brach diese inoffizielle Gesprächsbrücke ab. Die Stiftung sucht seitdem nach neuen Schwerpunkten und Ausrichtungen. Sie arbeitet mit einer ähnlichen Einrichtung, der Initiative Christlicher Orient (ICO) mit Sitz in Linz, sowie anderen Organisationen, Stiftungen und Instituten zusammen. (hws)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2014)

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