Elizabeth I.: Als der Papst seine "Jungfrau" verstieß

Queen Elizabeth I.
Queen Elizabeth I.EPA
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Vor 445 Jahren erhob Englands Königin Elizabeth I. die anglikanische Kirche zur Staatsreligion, setzte ihre katholische Cousine Maria Stuart unter Hausarrest - und wurde vom Papst exkommuniziert.

Geboren als „Bastard“, gewachsen an Konflikten, verantwortlich für ein „Goldenes Zeitalter“: An Zuschreibungen für Queen Elizabeth I., die bis heute zu den bedeutendsten Herrscherinnen des britischen Empire zählt, besteht kein Mangel. Auch an Gegenspielern fehlte es im 16. Jahrhundert nicht, insbesondere in Religionsfragen. Diese nämlich sollten sie während ihrer gesamten, 45-jährigen Regentschaft begleiten – und sie zum Feindbild der katholischen Kirche machen.

Der religiöse Ballast wird der späteren Königin gewissermaßen in die Wiege gelegt. Geboren am 7. September 1533 als zweite Tochter von Englands König Heinrich VIII., wird sie nicht als mögliche Thronerbin, sondern als „Bastard“ begrüßt. Zwar ist der Monarch mit Elizabeths Mutter, der Hofdame Anne Boleyn, verheiratet – als rechtmäßig gilt die Ehe aber nicht. Denn nachdem Heinrich VIII. seine erste Frau Katharina von Aragon verstoßen hat, weil sie ihm keinen männlichen Thronfolger geschenkt hatte, verwehrt ihm Papst Clemens VII. die Auflösung der Ehe. Der erzürnte König lässt seine zweite Heirat daraufhin von einem willfährigen englischen Kirchengericht absegnen, was wiederum den Papst derart in Rage versetzt, dass er den König exkommuniziert. Dieser kontert, indem er sich 1534 von einem Adelsparlament zum alleinigen Oberhaupt der englischen Christen ausrufen lässt.

Blutige Schlächterin, gemäßigte Reformerin

Als Heinrich VIII. 1547 stirbt, sieht der Papst seine Chance gekommen. Er drängt Kaiser Karl V. zu einer Invasion, um England unter die Herrschaft der römischen Kirche zu stellen. Doch der Habsburger scheut einen Krieg. Indes wird dem Erzbischof von Canterbury gestattet, die Geschäfte für Heinrichs Nachfolger, den aus dritter Ehe stammenden, erst neunjährigen Edward VI., zu führen. Unter seinem Einfluss wird die Reformation vorangetrieben, 1549 die katholische Messe abgeschafft. Dann aber stirbt der Thronfolger mit nur 15 Jahren, an seine Stelle tritt Maria I., Heinrichs Tochter aus erster Ehe. Die Katholikin setzt den Papst wieder in all seine Rechte ein und lässt an die 300 Protestanten bei lebendigem Leib verbrennen. Nach dem Tod von „Bloody Mary“ im Jahr 1558 geht der Thron an Elizabeth I. weiter, die neuerlich einen religiösen Schwenk vollzieht.

Sie „wollte die Reformation wieder einführen und eine Kirche von England ins Leben rufen, die weder katholisch noch extrem protestantisch war“, so das National Maritime Museum. Und tatsächlich: Ein Jahr nach ihrer Thronbesteigung wird die anglikanische Kirche offiziell zur Staatskirche. Um aber die Katholiken nicht gänzlich auszuschließen, gewährt die „Jungfräuliche Königin“, wie sie wegen ihrer selbst gewählten Ehelosigkeit gerufen wird, ihnen einige katholische Bräuche und Rituale.

Elizabeths „gemäßigter“ Weg, lässt die Zahl an Verschwörern anwachsen – unter ihnen auch ihre katholische Cousine Maria Stuart. Als letztere auf den schottischen Thron verzichten muss und nach England flieht, wird sie von Elizabeth unter Hausarrest gestellt. Damit zieht sich die Königin den Zorn Roms zu: Am 25. Februar 1570 wird sie von Papst Pius V. mit der päpstlichen Bulle „Regnans in Excelsis" exkommuniziert. Weiters wird ihr darin das Recht auf den Thron abgesprochen und englischen Katholiken mit der Exkommunikation gedroht, sollten sie Elizabeth weiter die Treue halten. Die Verschwörer um Maria Stuart wittern ihre Gelegenheit, doch sie scheitern. Das Parlament pocht auf die Hinrichtung Marias. Nach langem Zögern unterzeichnet Elizabeth am 1. Februar 1587 den Befehl zur Exekution.

Von Spanien bis Shakespeare

In den folgenden Jahren widmet sich die Königin vorrangig der Außenpolitik: Sie lässt die Flotte ausbauen und ebnet damit Englands Weg zur Weltmacht. Sie unterstützt die aufständischen Niederlande, schlägt die irische Rebellion nieder und gerät 1588 in direkten Konflikt mit Spaniens Monarchen Philipp II., dessen als unbesiegbar geltende Armada sie abzuwehren vermag. Neben dem Handel kommt es auch zur Blüte der Literatur, Musik und bildenden Künste - auch William Shakespeares Aufstieg fällt in das „Elisabethanische Zeitalter“. Es endet mit dem Tod der vielseitigen Monarchin am 24. März 1603. Nur wenige Stunden nach ihrem Ableben wird ihr Nachfolger, Maria Stuarts Sohn Jakob VI. von Schottland als neuer König von England ausgerufen.

(hell)

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