30. Februar: Der Tag, den es nur einmal gab

Seite aus dem schwedischen Kalender für das Jahr 1712 – rechts unten ist der 30. Februar verzeichnet
Seite aus dem schwedischen Kalender für das Jahr 1712 – rechts unten ist der 30. Februar verzeichnet(c) Wikipedia
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Aus Angst vor verlorener Lebenszeit und wegen der Wirren des Großen Nordischen Kriegs war das Jahr 1712 in Schweden und Finnland plötzlich um einen 30. Februar länger.

„Am 30. Februar hat Petrus frei, da ist ihm das Wetter einerlei.“ Während volkstümliche Wetterregeln normalerweise jedes Jahr aufs Neue versuchen, Sonne, Regen- und Schneefall vorherzusagen, galt diese Regeln nur ein einziges Mal in zwei Ländern. Denn Schweden und das davon abhängige Finnland (nicht jedoch in den schwedischen Provinzen auf deutschem Staatsgebiet) erlebten im Jahr 1712 einen 30-tägigen Februar. Das geht aus Einträgen in Kirchenbüchern hervor. Die Gründe des Unikums: Zögern und Krieg.

Wenn auf den 4. Oktober der 15. folgt

Im Jahr 1582 veranlasste Papst Gregor XIII. die Streichung von zehn Tagen, denn die ungenaue Zählweise, die dem geltenden Julianischen Kalender zugrunde lag, hatte über die Jahrhunderte das Jahr um zehn Tage länger werden lassen (siehe Infobox unten). Um diesen Fehler zu beheben ließ Gregor auf den 4. Oktober (ein Donnerstag) unmittelbar den Freitag, 15. Oktober, folgen.

Während Spanien, Portugal, die katholischen Teile Italiens und Polens die Vorgaben sofort in die Tat umsetzten, ließen sich Teile Süddeutschlands bis 1583 mit der Umstellung Zeit. Preußen wartete sogar bis 1612, Dänemark und Norwegen bis 1700, die Türkei bis 1927. Das Problem dabei: Je später die Umstellung, desto mehr Tage mussten gestrichen werden. In Schweden kam noch eine Schwierigkeit hinzu, wie der Kalenderkundler Heinrich Hemme von der Fachhochschule Aachen betont: „Da beim Wechsel des Kalendersystems etliche Tage übersprungen werden mussten, fürchteten viele Menschen, ihnen würde Lebenszeit gestohlen werden.“ Schweden entschied sich daher für einen behutsamen Übergang vom bis dato gültigen Julianischen zum Gregorianischen Kalender.

Ein Tag voraus, zwei Schalttage zum Ausgleich

Von 1700 bis 1740 sollten in Schweden alle elf Schalttage ausfallen, also der jeweilige 29. Februar einfach gestrichen werden. Das Problem dabei: Schon im März brach der Große Nordische Krieg, der bis 1721 dauern sollte, aus. Aufgrund der Kriegswirren vergaß man 1704 und 1708 den Ausfall des 29. Februar. 1711 ordnete Karl XII. – der erhofften Einfachheit wegen – die Rückkehr zum Julianischen Kalender an. Allerdings war man diesem nun um einen Tag voraus, sodass 1712 nicht nur ein, sondern zwei Schalttage eingeschoben werden mussten. Das Resultat: der 30. Februar.

Lange hielt man an der julianischen Jahresplanung dann aber doch nicht fest: 1753 führte König Adolf Friedrich endgültig den Gregorianischen Kalender ein – diesmal in einem Sprung vom 17. Februar auf den 1. März.

St. Humorius und das Bankenwesen

Völlig ad acta gelegt ist der 30. Februar bis heute nicht. Bei der „kaufmännischen“ Zinsrechnung ist jeder Monat mit 30 Tagen angesetzt. Beläuft sich ein Kreditzeitraum beispielsweise vom 26. Januar bis zum 2. März, so berechnen sich die Zinstage wie folgt: Januar (30-26) + Februar (30) + März (2) = 36 Zinstage. Im künstlerischen Bereich betonte andererseits der Barockdichter Andreas Gryphius in seinem Werk „Horribilicribrifax Teutsch“ die Folgenlosigkeit eines Heiratskontrakts, indem er ihn auf den 30. Februar 1648 datiert. Und auch auf einen eigenen Jux-Heiligen hat es das sonderbare Datum gebracht: den Heiligen Humorius.

Julianischer & Gregorianischer Kalender

Der Julianische Kalender wurde von dem römischen Herrscher Julius Caesar 45 vor Christus eingeführt. Er gliederte das Jahr in 365 Tage, wobei in jedem vierten Jahr dem Monat Februar ein Tag hinzu zugefügt wurde (Schaltjahr). Ein durchschnittliches Jahr war damit 365,25 Tage lang – um so knapp elf Minuten länger, als die Erde tatsächlich braucht, um die Sonne einmal zu umrunden. Im Laufe der Jahre summierten sich die Minuten, nach rund 128 Jahren betrug die Differenz einen ganzen Tag.

1582 lag die Differenz zwischen Kalender und Sonnenjahr bei zehn Tagen, weshalb Papst Gregor XIII. beschloss, diese zu streichen. Weiters ließ er die Schaltjahrregelung verfeinern. Um die Vierteltage nachzuholen, werden sie im Gregorianischen Kalender zwar auch immer wieder zu einem Tag zusammengefasst (29. Februar). Allerdings: Jedes durch vier teilbare Jahr ist ein Schaltjahr, außer die Jahreszahl ist durch 100 teilbar. Und: Auch jedes durch 400 teilbare Jahr enthält einen 29. Februar, weshalb es 2000 einen langen Februar gab, 1900 nicht.

(hell)

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