Stierattacke und Tandemsturz: Spektakuläre Unfälle im alten Wien
Als Radfahrer mit Steinen beworfen und Autos bestaunt wurden: Das Buch "Spektakuläre Unglücksfälle aus dem alten Wien" zeigt Zeichnungen von 1872 bis 1929.
30.12.2016 um 16:00
Auch vor mehr als 100 Jahren schon kannten die Wiener eine "Verkehrshölle", wurden Unfallorte von Schaulustigen belagert und ärgerten sich Fußgänger, Rad- und Autofahrer übereinander. Das zeigt das Buch "Spektakuläre Unglücksfälle aus dem alten Wien", erschienen im Metroverlag. Darin präsentiert Autor Andreas Kloner eine Auswahl von Zeichnungen, die von 1872 bis 1928 auf den Titelseiten des "Illustrierten Wiener Extrablatts" erschienen sind. Sie sollen das "ungeschminkte" Wien der damaligen Zeit zeigen.
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Der damalige Bauboom sorgte in Kombination mit mangelnden Sicherheitsvorkehrungen für zahlreiche Unfälle. Die Zeichnung zeigt einen Kellereinsturz am Kohlmarkt im Juni 1875, bei dem vier Arbeiter getötet wurden. Die Zeitung kommentierte: "Das Leben und die Gesundheit eines Menschen werden da oft weniger geachtet als eine Fuhr Ziegel oder Schotter, und wenn man die vielen Arbeiter, welche auf diese Weise um’s Leben gekommen, auf einem Platze begraben wollte, so hätte man ein stattliches Zentralfriedhöfchen belegt." Die Poliere würden lieber in den Weinstuben sitzen als sich "um die Beschaffenheit der ihrer Obhut anvertrauten Bauten zu kümmern".
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Gefahr drohte auch durch Vieh, das oftmals unter chaotischen Umständen zur Schlachthalle in Sankt Marx getrieben wurde. Dieses Titelblatt zeigt, wie ein Eisenbahnarbeiter auf der Brücke der Bahnstation Hetzendorf am 26. September 1890 von einem Stier von der Brücke geschleudert wurde. Der Mann überlebte den Angriff nicht.
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Als sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Radfahrer auf den Straßen Wiens mehrten, sorgten sie erst einmal für Skepsis. Das "Illustrierte Wiener Extrablatt" zeigte Radunfälle, die den Leser auf die Gefährlichkeit dieses neuartigen Fortbewegungsmittels hinweisen sollten - wie hier der schwere Sturz zweier Männer mit einem Tandem.
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Am Land mussten Radfahrer sogar befürchten, mit Steinen beworfen zu werden.
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Die ersten Unfälle mit Automobilen waren noch Sensationen. Das Titelblatt des "Illustrierten Wiener Extrablatts" zeigte erstmals im August 1901 ein solches Ereignis - Jugendliche stürzten ein am Gehsteigrand geparktes Fahrzeug um, ein Mann wurde leicht am Schienbein verletzt. Später zeigte sich der zunehmende Verkehr auch an überfahrenen Passanten und Zusammenstößen mit Pferdekutschen.
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Auch "Verkehrshölle" und "Todeskreuzungen" kannte man damals schon: Unter Beteiligung der Leser erstellte die Zeitung ein Ranking der gefährlichsten Straßenüberquerungen Wiens - darunter etwa das Ende der Mariahilferstraße und der Übergang bei der Hofoper.
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Ab der Jahrhundertwende traute sich das "Illustrierte Wiener Extrablatt" vermehrt, bisherige Tabuthemen aufzugreifen. Nun fanden etwa Bilder von Alkoholmissbrauch und Kindesmisshandlung den Weg auf die Titelseite.
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Auch soziale Missstände deckten die Illustrationen auf: Ein krankes Kind starb mitten auf der Straße, nachdem seine Eltern von allen Krankenhäusern abgewiesen worden waren.
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Alle Illustrationen aus:Andreas Kloner: Spektakuläre Unglücksfälle aus dem Alten Wien160 SeitenMetroverlag
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