Auschwitz-Prozess: Zeugin beschreibt Sterilisierungsexperimente

Auschwitz-Überlebende berichtete von Sterilisierungsexperimenten
Auschwitz-Überlebende berichtete von Sterilisierungsexperimenten REUTERS
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Eine im KZ geborene Überlebende berichtet vor Gericht von den Versuchen an ihrer Mutter. "Wie kann ich je vergeben?", fragt sie den Angeklagten.

Im Prozess gegen den früheren SS-Mann Oskar Gröning hat eine im KZ Auschwitz geborene Frau in erschütternden Details über Menschenversuche des Lagerarztes Josef Mengele berichtet. Dieser habe an ihrer Mutter, die mit ihr im siebenten Monat schwanger war, Sterilisierungsexperimente vorgenommen, sagte Angela Orosz-Richt am Dienstag vor dem Landgericht Lüneburg.

Immer wieder seien ihrer Mutter brennende Substanzen injiziert worden. "Direkt dahinter war der Fötus, das war ich", sagte die aus Montreal angereiste 70-Jährige. "Diese Experimente sind der Grund dafür, dass ich keine Brüder oder Schwestern habe."

Immer wieder sprach Orosz-Richt den angeklagten ehemaligen SS-Mann Oskar Gröning direkt an. "Wir weinen immer noch über die, die Sie von uns genommen haben, Herr Gröning. Wie kann ich je vergeben?" An diesem Dienstag wäre der Geburtstag ihres Vaters, sagte die Holocaust-Überlebende. "Herr Gröning, ich kann nicht zum Grab meines Vaters gehen und ein Gebet sprechen, weil er keines hat." Seine Asche sei irgendwo in Auschwitz verstreut.

Dem 93-jährigen Gröning wird Beihilfe zum Mord in mindestens 300.000 Fällen vorgeworfen. Der auch "Buchhalter von Auschwitz" genannte Mann hat gestanden, Geld aus dem Gepäck der Verschleppten genommen und an die SS in Berlin weitergeleitet zu haben. Er gestand zu Beginn des Verfahrens eine moralische Mitschuld ein.

(APA/dpa)

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