Wintersport: Die Schneesicherheit verursacht noch keine Sorgenfalten

(c) EPA (Robert Jaeger)
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Bis 2048 kann die künstliche Beschneiung von Skipisten oder Loipen die noch geringen klimatischen Veränderungen ausgleichen. Der ÖSV bemüht sich für die Zukunft vor allem um mehr Sicherheit für die Athleten und die Weichenstellung für Erfolge der nächsten Generationen.

Wien. Ob Semmering, Val d'Isere oder Bansko, nicht nur einmal fielen in der vergangenen Skiweltcupsaison Rennen warmen Temperaturen und dem Schneemangel zum Opfer. Wo Kunstschnee doch noch für die Rettung sorgte, zogen Skifahrer, Langläufer oder Biathleten ihre Spuren auf einer weißen Schneise durch die grüne Landschaft. Ist das das Bild, das dem Wintersport aufgrund des Klimawandels in Zukunft droht oder sind Wintersportveranstaltungen in Österreich bis 2048 vielleicht gar nur noch in hochalpinen Gebieten vorstellbar?

„Bis dahin werden die Veränderungen, was Niederschlag und Temperatur betrifft, noch relativ gering sein“, erklärt Wolfgang Schöner von der Karl-Franzens-Universität Graz, zu dessen Forschungsschwerpunkt die Klimafolgen für den Schnee und in den Gebirgsregionen zählen, im Gespräch mit der „Presse“. So werde im Alpenraum die Temperatur bis 2050 um ein bis eineinhalb Grad Celsius ansteigen, an der Alpennordseite der Niederschlag im Winter tendenziell etwas zunehmen. Die südliche Region werde hingegen stärkeren Schwankungen ausgesetzt sein. „Das Problem, das bis zu diesem Zeitpunkt auftreten wird, kann man aber sicher durch künstliche Beschneiung ausgleichen“, meint Schöner. Zu deutlich markanteren Klimaveränderungen werde es erst in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts kommen.

Auch beim heimischen Skiverband (ÖSV) beobachtet man die klimatischen Entwicklungen noch relativ gelassen. Zwar setzte man sich mit der Thematik auseinander, doch „die Schneesicherheit ist nicht unsere ganz große Sorge“, erklärt Toni Giger, Leiter der ÖSV-Abteilung Entwicklung und Forschung. Zumal das Vertrauen in den technologischen Fortschritt bei der Produktion von Kunstschnee groß ist. „Die Entwicklung ist voll im Gang und es gibt inzwischen Systeme, die wahnsinnig leistungsfähig sind.“ Innerhalb weniger Tage lassen sich große Mengen produzieren, selbst bei Plusgraden. Die generelle Durchführung der Veranstaltungen sieht Giger daher auf längere Sicht nicht in Gefahr, vielmehr gehe es darum, die Attraktivität der Events weiter zu steigern.

In Bezug auf die Zukunft des Rennsports sind für Giger Sicherheit und Prävention von Verletzungen zentrale Aspekte. Nach dem schweren Unfall von Hans Grugger 2011 in Kitzbühel habe man die Helme stark verbessert, inzwischen stehe der Airbag zur Vorbeugung von Verletzungen an der Wirbelsäule im Mittelpunkt. „Wir sind intensiv in die Entwicklung eingebunden“, berichtet der 52-Jährige, damit die ÖSV-Speedfahrer kommende Saison damit im Weltcup antreten können. Ein weiteres Forschungsgebiet ist die Optimierung der Aerodynamik sowie der Reibung auf Schnee und Eis.

Nicht zuletzt sei die Nachwuchsarbeit eines der wichtigsten Zukunftsanliegen im ÖSV. Der Zuspruch von Kindern zum Schneesport sei generell da, doch nicht zuletzt aufgrund der hohen Kosten scheitere es oftmals beim Einstieg in den Rennsport. „Das wird eine große Herausforderung“, sagt Giger. Schließlich gilt es die Vorkehrungen für zukünftige Generationen erfolgreicher Skirennfahrer zu legen, damit auch beim Hahnenkammrennen 2048 österreichische Erfolge bejubelt werden können.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2015)

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