Hochzeit im Hause McWindsor: "Verteidigung der Demokratie"

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Adel. Staaten kommen und gehen, doch die Königshäuser könnten als Konstante bestehen bleiben. Ein Blick auf die (mögliche) Nachrichtenlage 2048.

Obwohl er der Nachzügler in der Familie war, wurde er sehnsüchtiger erwartet als selbst der Thronfolger. Ein gewaltiges Aufatmen ging durch das Haus McWindsor, als Königin Catriona ihrem Mann König Uilleam am 21. November 2025 ein drittes Kind gebar: Zum Gedenken an den schottischen Freiheitshelden Robert the Bruce erhielt der Sohn den Namen Raibeart. Seine Geburt wurde zum Symbol für den Fortbestand des Königreichs Schottland. Nun, im Juni 2048, hatten die Bürger erneut Grund zum Jubeln, als das Herrscherhaus die bevorstehende Vermählung des Prinzen mit der schwedischen Prinzessin Pippilotta bekanntgab.

In der Hauptstadt Edinburgh knallten die Champagnerkorken wie seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 2022 nicht mehr. Auf das Nein Großbritanniens zu einem Verbleib in der EU, das aufgrund der englischen Stimmen in einer Volksabstimmung im September 2016 zustande kam, antworteten die Schotten mit einem neuen Referendum über die Unabhängigkeit im Mai 2020. Während der konservative Londoner Premier George Osborne in England für sich eine absolute Mehrheit einfuhr, stimmten 72 Prozent der Schotten für die Unabhängigkeit.

Im Buckingham Palace zu London wusste man, dass die Zeit gekommen war, die Koffer zu packen. Die greise Queen Elizabeth starb wenige Wochen später, wie manche sagten, „an gebrochenem Herzen“. Ihr folgte ihr Sohn Charles, der bei Amtsantritt kurz vor seinem 73. Geburtstag stand. Nicht nur wegen seines Alters durfte er nur ein Übergangsherrscher sein.

Die Schotten umwarben mit Charme und Hartnäckigkeit das Haus Windsor, um Stabilität und Kontinuität zu signalisieren. Sie fanden einen unerwarteten Verbündeten in Prinz William, der von seiner Großmutter Elizabeth eine tiefe Liebe für Schottland geerbt hatte. Als am 1. Jänner 2022 nach zähen Verhandlungen die Teilung vollzogen wurde, bestieg er den schottischen Thron anstelle seines abgedankten Vaters, während sich England, Wales und Nordirland zur föderalen Republik Anglia zusammenschlossen.

33 Jahre bevor dieses Szenario eintreten kann, lässt sich nur eines mit Sicherheit sagen: Das britische Königshaus befindet sich in besserem Zustand als der Staat, den es repräsentiert. Im 64. Jahr ihrer Regentschaft genießt Queen Elizabeth astronomische Zustimmung. 63 Prozent der Briten sehen die Monarchin als Verkörperung der Nation, während Premierminister David Cameron gerade einmal 20 Prozent erhält.

„Ermutigung und Warnung“

Das ist nicht ohne Probleme. „Wenn man unsere gegenwärtige Verfassungsordnung ansieht, ist klar, dass wir die Queen behalten wollen, solange sie da ist. Aber was werden wir nachher machen?“, sagt Stephen Haseler, Direktor des Global Policy Institute in London. Thronfolger Charles begegnen viele mit Skepsis. Er hat klar gemacht, dass er sich entgegen der Tradition in das Tagesgeschehen einmischen will.

„Die Politik soll den Politikern überlassen bleiben, und der Monarch muss darüberstehen“, sagt der Historiker Hugo Vickers. Der Verfassungstheoretiker Walter Bagehot gab dem Monarchen im 19. Jahrhundert ein besonders enges Korsett: „Sein Recht ist es, zu Rate gezogen zu werden, Ermutigung zu geben und Warnungen auszusprechen.“

Der Historiker Christopher Lee meint: „Der Zweck des britischen Königshauses ist die Fortpflanzung; die erste Pflicht ist es, mindestens einen Thronfolger zu produzieren.“ Lee warnt, dass mit der Veränderung der Nation „auch ihre Symbolisierung, der Monarch, fortgeschwemmt werden könnte“.

Derartigen Verwerfungen sehen sich auch andere Königshäuser ausgesetzt. Skandale machten der spanischen Monarchie zu schaffen, während die niederländische Krone dafür belohnt wurde, dass sie lernte, mit der Zeit zu gehen. Vickers zitiert den Schriftsteller George Bernard Shaw: „Die Monarchie ist die Verteidigung der Demokratie gegen die Diktatur.“

Die britische Königsbiografin Alison Weir antwortet auf die Frage „Ist die Zukunft der Demokratie gesichert“ kurz und bündig: „Ja.“ Ihre Begründung: „Altmodische Tugenden wie Pflichtbewusstsein, Hingabe und Dienen sind im 21. Jahrhundert wichtiger denn je, genauso wie Integrität und Würde.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2015)

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