Zweiter Weltkrieg

Sensation im Atlantik: Schiffsglocke der HMS "Hood" geborgen

State Library of Victoria/Gemeinfrei
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Der Schlachtkreuzer und Stolz der Royal Navy in der Zwischenkriegszeit war im Mai 1941 von der deutschen "Bismarck" binnen weniger Minuten nahe Island versenkt worden und liegt in 2800 Meter Tiefe.

Im Nordatlantik ist, wie die Royal Navy am Dienstag bekanntgab, eine Sensation gelungen: Ein Tauchroboter eines US-Suchteams hat in der Dänemarkstraße zwischen Island und Grönland aus mehr als 2800 Meter Tiefe die Schiffsglocke des dort liegenden Wracks des britischen Schlachtkreuzers HMS "Hood" geborgen.

Die Hood war in der Zwischenkriegszeit das größte Schiff der Royal Navy sowie lange der ganzen Welt und der Stolz der Briten. Sie sank am 24. Mai 1941 im Gefecht gegen das deutsche Schlachtschiff "Bismarck" sowie deren Begleiter, den schweren Kreuzer "Prinz Eugen". Das in drei Teile zerborstene Wrack war 2001 entdeckt worden, die Schiffsglocke wurde nun am 7. August geborgen.

Die Schiffsglocke in 2846 Meter Tiefe im Wrack
Die Schiffsglocke in 2846 Meter Tiefe im Wrackpaulallen.com
Hier nach dem Herausziehen aus den Trümmern
Hier nach dem Herausziehen aus den Trümmernpaulallen.com

Das Suchteam an Bord des Spezialschiffs "Octopus" wird von US-Milliardär und Microsoft-Mitgründer Paul Allen finanziert. Ein erster Versuch, die Glocke (Schiffsglocken gelten quasi als "Seelen" von Schiffen) zu bergen, war 2012 gescheitert. Die etwa 45 Zentimeter hohe Glocke, die auf See nahe der Kajüte des Kapitäns stand, durch die Explosion aber weggeschleudert worden war, sei in gutem Zustand und nur etwas verkrustet, heißt es. Hier ein kurzes Video der Bergung:

Tatsächlich ist die Glocke noch älter, denn laut Royal Navy war sie bereits auf einem namentlichen Vorläufer des Schlachtkreuzers Hood, dem älteren Schlachtschiff Hood, von 1891 bis 1914 installiert gewesen. Eine Gravur auf der Glocke drückt die besten Wünsche von Lady Hood aus, die den Schlachtkreuzer beim Stapellauf 1918 im Gedenken an ihren Mann, Konteradmiral Sir Horace Hood, getauft hatte. Admiral Hood war im Mai 1916 bei der Skagerrakschlacht gegen die deutsche Hochseeflotte gefallen, als das Flaggschiff seines 3. Schlachkreuzergeschwaders, HMS "Invincible", in die Luft flog.

"Der hohe Preis für unser Überleben"

Dass die Glocke 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs geborgen wurde, gilt als symbolisch. Admiral Sir George Zambellas, als First Sea Lord Oberkommandierender der britischen Marine, betonte, dass die Hood eines der berühmtesten Schiff der Navy gewesen sei. "Dass sie mit donnernden Kanonen endete ist eine tragische Erinnerung an den hohen Preis, den unsere Inselnation für ihr Überleben zu zahlen hatte."

"The Mighty Hood", wie man das 262 Meter lange Schiff (Verdrängung voll 47.000 Tonnen) mit seinen acht Hauptgeschützen Kaliber 38,1 Zentimeter in vier Türmen auch nannte, gehörte als Schlachtkreuzer jenem etwas unglückseligen Typus von Kriegsschiffen an, die als Hybrid zwischen Schlachtschiff und Kreuzer konstruiert waren. Dabei versuchte man, die schwere Panzerung und Bewaffnung von Schlachtschiffen mit der besonders hohen Geschwindigkeit von Kreuzern zu vermählen, was nur mangelhaft gelang und in der Regel auf Kosten der Panzerung ging. Tatsächlich war die Panzerung der Hood mangelhaft, aber weniger aufgrund ihrer durchaus schlachtschiffmäßigen Dicke als wegen ihrer spezifischen Konstruktion und Schichtung. Speziell die Deckpanzerung galt als fehlerhaft zusammengestellt.

Tod nach sechs Minuten Kampf

In dem Gefecht vom 24. Mai 1941 wurde die Hood nach wenigen Minuten (sechs waren es) von der fünften Salve der Bismarck voll getroffen, und zwar so unglücklich, dass eine Munitionskammer hochging: Die war achtern genau unter der Deckpanzerung, die von deutschen Granaten leicht durchschlagen worden war. Die Explosion löste sofort weitere aus, worauf die Hood in Sekundenschnelle zerfetzt wurde und binnen zwei Minuten sank.

Von den 1418 Besatzungsmitgliedern überlebten nur drei, die irgendwie ins Meer geschleudert und von einem britischen Zerstörer geborgen wurden. Das Gefecht wurde von Bord der Prinz Eugen aus geflmt, daher gibt es vom Moment der Explosion ein historisches Filmdokument:

"Schockierendste Nachricht des Weltkriegs"

Das große Begleitschiff der Hood, das Schlachtschiff "Prince of Wales", setzte sich nach dem Gefecht rasch ab, da es angesichts des deutschen Verbandes schlicht "outgunned" war. Der dramatische Verlust der Hood, dieses bekannten Symbols der britischen Flotte hatte große Wirkung auf die britische Öffentlichkeit. Einige bezeichneten dies später als die schockierendste Nachricht des Zweiten Weltkrieges.

Der letzte Überlebende der Hood, der Engländer Ted Briggs (1923-2008), hatte noch kurz vor seinem Tod darum gebeten, dass man irgendwann die Glocke bergen möge, um so seine 1415 gefallenen Kameraden von damals zu ehren. Seitens der Hood-Expedition heißt es, man sei sehr stolz, Briggs' Wunsch erfüllt zu haben.

Bundesarchiv (Lagemann)/CC BY-SA 3.0 de/

Die Glocke soll nun etwa ein Jahr lang restauriert und danach im Nationalen Marinemuseum in der südenglischen Hafenstadt Portsmouth ausgestellt werden. Es ist davon auszugehen, dass sie zu einem ähnlichen Symbol Britanniens werden wird wie die Kronjuwelen.

Bismarck überlebte nicht lange

Die Bismarck indes, die zusammen mit der Prinz Eugen im Rahmen der Operation "Rheinübung" unterwegs war, um im Hinterhof der Royal Navy zu wildern und Flagge zu zeigen, überlebte nicht lange. Die Royal Navy kam in Rage und schickte mehrere Schlacht- und Kreuzerverbände, U-Boote und Flugzeugträger aus, um die Deutschen, die bald das besetzte Frankreich ansteuerten, abzufangen.

Am 26. Mai griffen bei schlechtem Wetter und in der Abenddämmerung 15 völlig veraltete "Swordfish"-Torpedobomber des Trägers "Ark Royal" an, zwei oder drei Torpedos trafen die Bismarck, genau einer davon die Ruderanlage - und zwar so, dass das Ruder fortan klemmte. Manövrieren war jetzt nur noch minimal möglich, indem man die drei Schrauben des Schiffs unterschiedlich schnell rotieren ließ, aber insgesamt war das deutsche Schiff, das als eines der besten der Welt und in Deutschland selbstb natürlich als unsinkbar galt, quasi zum "sitting target" geworden.

Einen Tag nach dem Luftangriff schlossen Schlachtschiffe und Kreuzer der Briten auf und hämmerten auf die Bismarck ein. Der schwere Kreuzer "Dorsetshire" gab ihr mit vier Torpedos den Fangschuss. Von den rund 2200 Mann an Bord wurden nur 115 gerettet. Unten eine Karte der Operation "Rheinübung".

Citypeek/CC BY-SA 3.0

Der deutsche Kreuzer Prinz Eugen wurde übrigens nach dem Krieg der US-Marine übergeben. 1946 war er eines der Zielschiffe bei US-Atombombentests im Südpazifik und sank im Dezember 1946 rund 250 Meter vor einer Insel des Kwajalein-Atolls (Marshall Islands). Hoods Begleiter Prince of Wales hatte auch kein Glück: Das Schiff wurde zusammen mit dem Schlachtkreuzer "Repulse" Ende 1941 nach Südostasien als Machtdemonstration gegen Japan Richtung Singapur verlegt. Am 10. Dezember 1941 versenkten japanische Kampfflugzeuge beide Schiffe. 

>>> Website der Hood-Expedition

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