Ab jetzt gilt's: Franz Joseph I. hat bald wieder Saison

Das Wettrennen um die Figur des habsburgischen Kaisers Franz Joseph ist hiemit eröffnet.

Das Wettrennen um die Figur des habsburgischen Kaisers Franz Joseph ist hiemit eröffnet. Im November 1916 schloss er die Augen – und eine Flut an FJ-Biografien ist zu befürchten. „Gewonnen“ haben die Wiener Historiker Michaela und Karl Vocelka. 1830 geboren und 1948 in den Wirren der bürgerlichen Revolution auf den Thron der Habsburger gesetzt, hat dieser spröde, fleißige, unmusische, ritterliche Mann ein ganzes Jahrhundert geprägt. Glanz und Elend einer europäischen Mittelmacht hat Franz Joseph verkörpert wie kein anderer.

Wenige Höhepunkte hatte dieses Leben. Die Hochzeit mit der Wittelsbacher-Prinzessin Elisabeth, eine der schönsten Frauen ihrer Zeit, gehörte sicher dazu. Aber da waren auch schwere politische und militärische Fehler, harte persönliche Schicksalsschläge, die der Kaiser im Generalsrock, der noch an das Gottesgnadentum glaubte, zu ertragen hatte. Er ertrug's. Mit einem Gleichmut, der die Umwelt staunen machte. Bemerkenswert ist immer wieder, wie der alte Mann den Lauf des Schicksals aufzuhalten suchte – vergebens. Neues, Sensationelles darf sich der Leser nicht erwarten. Dazu gibt es schon zu viele Laufmeter an Biografien. Aber wer seine Bibliothek mit einer weiteren FJ-Lebensbeschreibung schmücken will, dem sei dazu geraten. Das Buch ist rundum gut gemacht. (hws)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.10.2015)

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