Der Kaiserin schwarze Kleider

PRESSEF�HRUNG AUSSTELLUNG ´MATER DOLOROSA - DIE TRAUERNDE KAISERIN ELISABETH´
PRESSEF�HRUNG AUSSTELLUNG ´MATER DOLOROSA - DIE TRAUERNDE KAISERIN ELISABETH´(c) APA/HELMUT FOHRINGER
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Sisi-Museum. Zweimal musste Kaiserin Elisabeth den Tod eines Kindes beweinen. Eine Sonderausstellung in der Hofburg zeigt, wie die Trauer ihre Garderobe bestimmt hat.

Helle Farben hat Kaiserin Elisabeth nie gern getragen. Das „Neue Wiener Tagblatt“ schrieb im September 1898, kurz nach ihrer Ermordung: „Auch in früheren Zeiten war sie keine Freundin des Farbenreichthums in der Toilette.“ Nachdem sich ihr Sohn Rudolph 1889 das Leben genommen hatte, trug sie – mit wenigen Ausnahmen – überhaupt nur noch Schwarz. „Sie war ganz froh über das Recht, ihre tiefe Trauer ein Leben lang fortzusetzen“, sagt Olivia Lichtscheidl, Kuratorin des Sisi-Museums in der Hofburg, wo seit Freitag die kleine Sonderausstellung „Mater dolorosa – die trauernde Kaiserin Elisabeth“ im Audienzwartesaal zu sehen ist.

Zweimal musste Elisabeth den Tod eines ihrer Kinder verkraften: Die nur zweijährige Tochter Sophie erkrankte auf einer Reise und starb nach einem elfstündigen Todeskampf in den Armen ihrer Mutter, die sich danach in emotionale Verschlossenheit flüchtete. Nach Rudolfs Selbstmord fiel sie in tiefe Depressionen. „Sie neidet Rudolf den Tod und ersehnt ihn Tag und Nacht“, notierte Tochter Marie Valerie in ihr Tagebuch. „Ich bin täglich mit der Kaiserin über eine Stunde im Garten spazieren gegangen [...] Sie ist, gottlob, wohl, aber mit der traurigen Stimmung will es nicht besser werden“, schrieb Franz Joseph in einem Brief an seine Vertraute Katharina Schratt.

Die Ausstellung will diese Trauer mit persönlichen Objekten der Kaiserin zum Ausdruck bringen. Die Farbe Schwarz zieht sich konsequent durch die wenigen, schummrig erleuchteten Vitrinen. Die 23 Exponate, von denen einige zum ersten Mal in der Öffentlichkeit zu sehen sind, geben dabei aber eher einen Einblick in Sisis farblose Garderobe als in ihre betrübte Seele: Man sieht schwarze Schirme, Schuhe, Fächer, Taschentücher, Schmuckstücke, die sie um 1890 getragen haben dürfte. Nur wenige erzählen eine Geschichte.

Zusammen zeigen sie immerhin, wie das „Schwarzzeug“ das Bild der Kaiserin in ihren letzten Jahren geprägt hat. Die Trauerkleidung sei ihr eine Art Schutzschild gewesen, heißt es auf einer Tafel in der Ausstellung: eine Schranke zwischen der leidenden Mutter und der „Heiterkeit der Unbeteiligten“.

Strenges Trauerreglement

Diese Schranke überwand Elisabeth auch nach Ablauf der üblichen Trauerzeit nicht. Das Herzstück der Ausstellung ist eine schwarze Robe, eine Privatleihgabe aus Deutschland, mit dazugehörigem schwarzen Cape. Das Kleid sei mit den Puffärmeln, dem hohen Kragen und der extrem schlanken Taille „typisch Sisi“, sagt Lichtscheidl. Der Kleiderordnung des strengen Trauerreglements auf dem Wiener Hof – es galt etwa, schlichte Stoffe zu tragen – hätten die beiden Zweiteiler dabei gar nicht entsprochen: Das Kleid ist mit Spitzen besetzt, das samtene Cape mit Perlen und einer Seidenmasche verziert.

Eine der größten Herausforderungen bei der Zusammenstellung der Schau sei konservatorischer Natur gewesen, erzählt Lichtscheidl: Die Exponate vertragen kaum Licht und sind extrem fragil. Eine schwarze Spitzenstola liegt auf einer weichen Schneiderpuppe; sie darf keine Falten werfen, sonst zerbröselt sie. Zerbrechlich ist auch ein Sonnenschirm, den das Museum vor etwa zwei Jahren von einem Privaten gekauft hat. „Der war in furchtbarem Zustand“, sagt Lichtscheidl. Jetzt hängt er in einer Vitrine: „Er darf nirgends aufliegen, sonst bricht er.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2015)

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