Vor 150 Jahren: Das Ende der Sklaverei in den USA

Illustration: Sklaverei in den USA
Illustration: Sklaverei in den USA(c) imago stock&people
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Bis 1865 wurden im Süden der Vereinigten Staaten Schwarze auf Märkten verkauft und als Leibeigene gehalten. Der 13. Verfassungszusatz machte diesen Praktiken ein Ende.

Sie wurden auf Märkten angeboten, von den Käufern geschlagen und erniedrigt. Zusammengepfercht hausten sie in armseligen Unterkünften, arbeiteten auf Baumwollplantagen oder Tabakfeldern: In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden in den Südstaaten der USA rund vier Millionen Schwarze als Sklaven gehalten, allein in South Carolina machten sie zeitweise bis zu 54 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Kaum einer von ihnen wurde älter als 40 Jahre. Im Norden hingegen lehnte man die Haltung von Leibeigenen ab. Die Folge: heftige Debatten im US-Senat.

In diese Zeit fielen die amerikanischen Präsidentschaftswahlen. Dass diese im November 1860 Abraham Lincoln – ein erklärter, wenn auch eher gemäßigter Gegner der Sklaverei – für sich entschied, missfiel dem Süden. Umgehend erklärte South Carolina den Austritt aus dem Bund, zehn weitere Südstaaten folgten. Gemeinsam riefen sie im Februar 1861 die „Konföderierte Staaten von Amerika“ aus, zu ihrem Präsidenten wurde Jefferson Davis ernannt. Auch eine Verfassung wurde ausgearbeitet – die ausdrücklich das Eigentum an Sklaven unter Schutz stellte.

Lincoln versuchte auf die Abspaltungen mit versöhnlichen Tönen zu reagieren. In seiner Antrittsrede am 4. März betonte er, einen Zerfall der Nation nicht hinnehmen zu wollen. Der Süden konnte dem wenig abgewinnen und begann, Unionseigentum in Besitz zu nehmen – Aktionen, die am 12. April in einer blutigen Schießerei bei Fort Sumter mündeten. Lincoln entsandte daraufhin Truppen in den Süden.

Anteil der Sklaven an der Gesamtbevölkerung in den einzelnen amerikanischen Bundesstaaten und Territorien im Jahre 1860
Anteil der Sklaven an der Gesamtbevölkerung in den einzelnen amerikanischen Bundesstaaten und Territorien im Jahre 1860(c) Wikipedia

Der Sezessionskrieg hatte begonnen. Und das Thema der Abschaffung der Sklaverei erhielt neuen Auftrieb. Anfang 1862 schrieb Lincoln noch in einem Brief: „Ich würde es tun, wenn ich nicht Angst hätte, dass die Hälfte der Offiziere die Waffen hinwirft und drei weitere Staaten sich erheben." Im Spätsommer argumentierte er hingegen, dass die Ankündigung, die Schwarzen zu befreien, im Süden zur Rebellion führen und dem Norden damit einen strategischen Vorteil einbringen könnte. Am 22. September erklärte er daher: „Vom 1. Januar 1863 an sollen alle Personen, die als Sklaven in einem Staat oder Teil eines Staates gehalten werden, dessen Bewohner sich gegen die Vereinigten Staaten erheben, künftig und für alle Zeit frei sein.“ Den Worten sollten die Taten aber erst drei Jahre später folgen.

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Nach vier Jahren des Kampfes und des Todes von mehr als 600.000 Soldaten kapitulierten die Konföderierten im Juni 1865. Lincoln sollte das nicht mehr erleben: Auch er war der blutigsten Auseinandersetzung, die sich je auf US-amerikanischem Boden zugetragen hatte, zum Opfer gefallen: Er wurde im April 1865 vom Südstaatenfanatiker John Wilkes Booth bei einem Theaterbesuch erschossen. Überlebt hatte hingegen die Sklaverei: Noch am 4. Dezember 1865 bot der Sklavenhändler Levi Sudduth auf einem Markt in Paris im US-Staat Kentucky einen „schwachsinnigen Buben“ an. Überschrift der Zeitungsanzeige: „Neger zu verkaufen“.

Formelle Freiheit - ohne Gleichberechtigung

The Old Plantation, Gemälde aus dem späten 18. Jahrhundert
The Old Plantation, Gemälde aus dem späten 18. Jahrhundert(c ) Wikipedia

Erst drei Wochen später sollten derartige Praktiken ein Ende finden: Am 18. Dezember unterzeichnete der nunmehrige US-Präsident Andrew Johnson das Gesetz für den 13. Verfassungszusatz und besiegelte damit das Ende der Sklaverei in den Vereinigten Staaten. In dem Gesetz heißt es: „Weder Sklaverei noch Zwangsdienstbarkeit darf, außer als Strafe für ein Verbrechen, dessen die betreffende Person in einem ordentlichen Verfahren für schuldig befunden worden ist, in den Vereinigten Staaten oder in irgendeinem Gebiet unter ihrer Gesetzeshoheit bestehen.“

Die Sklaven waren formell frei – wenn auch die Gleichberechtigung von Schwarzen und Weißen weiter auf sich warten ließ. „Die früheren Eigner wunderten sich sogar ernsthaft, dass die Sklaven nicht bei ihnen blieben“, sagt James Klotter, Staats-Historiker in Kentucky, der Nachrichtenagentur dpa. „Sie hatten sich eingeredet, ihre Sklaven gut behandelt zu haben.“ Diese aber zogen in „Negro Hamlets“ – Siedlungen mit eigenen Kirchen und eigenen Geschäften. Die Aufhebung der „Rassentrennung“ in öffentlichen Einrichtungen sollte in den USA erst ein Jahrhundert später, im Jahr 1964, erfolgen.

Zeittafel: Die schleppende Abschaffung der Sklaverei

1803: Die Union Dänemark-Norwegen verbieten den Handel mit afrikanischen Sklaven.

1812: Der Kaiserstaat Österreich setzte mit der Kundmachung des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs das Verbot der Sklaverei und der Leibeigenschaft als erste Großmacht lückenlos durch.

1820: Spanien verbietet den Handel mit Sklaven in ihren amerikanischen Kolonien südlich des Äquators

1834: Das britische Parlament schafft Sklaverei im ganzen Empire ab.

1848: Paris untersagt Sklaverei in allen französischen Kolonien.

1863: Die Niederlande schaffen in ihren Kolonien die Sklaverei ab.

1865: US-Präsident Andrew Johnson unterzeichnet das Gesetz für den 13. Verfassungszusatz und besiegelte das Ende der Sklaverei.

1869: Portugal untersagt Sklaverei in seinen afrikanischen Kolonien.

1882: Das Osmanische Reich verbietet jede Form von Sklaverei.

1888: Mit der Freilassung der letzten Sklaven in Brasilien endet die Sklaverei in Südamerika.

1906: Das Kaiserreich China schafft die Sklaverei ab.

1926: In einem Übereinkommen des UN-Vorläufers Völkerbund erklären rund 30 Staaten "sobald als möglich auf die vollständige Abschaffung der Sklaverei in all ihren Formen hinzuarbeiten".

1948: Artikel 4 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verbietet „Sklaverei und Sklavenhandel in allen ihren Formen“.

1962: Die Sklaverei wird im Königreich Saudi-Arabien abgeschafft.

1981: Das westafrikanische Mauretanien verbietet als letzter Staat offiziell die Sklaverei.

(hell)

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