150 Jahre Ku Klux Klan: Wie der Kapuzenterror begann

Aufnahme-Zeremonie des Ku Klux Klan (1920).
Aufnahme-Zeremonie des Ku Klux Klan (1920).(c) Imago
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Am 24. Dezember 1865 gründeten sechs Südstaaten-Offiziere den Ku Klux Klan. Die Kapuzenmänner verbreiteten schon bald Angst und Schrecken.

Im April 1865 endet der Amerikanische Bürgerkrieg mit der Kapitulation der konföderierten Südstaaten-Armee. Die heimkehrenden Soldaten des Südens finden ein verwüstetes Land vor. Als schließlich am 18. Dezember mit dem 13. Zusatzartikel zur US-Verfassung auch noch die Sklaverei auf dem gesamten Gebiet der Vereinigten Staaten abgeschafft wird, wollen das viele Veteranen nicht hinnehmen. Darunter befinden sich auch die sechs Südstaaten-Offiziere John C. Lester, John B. Kennedy, James R. Crowe, Frank O. McCord, Richard R. Reed und J. Calvin Jones, die am 24. Dezember 1865 in der Kleinstadt Pulaski im US-Bundesstaat Tennessee den militanten, rechtsradikalen Geheimbund Ku Klux Klan gründen.

Der Name Ku Klux Klan leitet sich vom griechischen Wort kyklos ab. "Sie waren studierte Leute, sprachen Griechisch und Latein und so nahmen sie das griechische Wort kyklos, das Kreis bedeutet, und stellten fest, dass es hervorragende Möglichkeiten für Alliterationen bietet. Sie fügten Klan hinzu", sagt David Chalmers, Autor von "Hooded Americanism". Zu diesem Zeitpunkt ist die politische Ausrichtung des Klans noch unklar. Vorerst handelt es sich um einen geselligen Zusammenschluss, ähnlich einer Studentenverbindung. Er ist eine von vielen sich herausbildenden gewaltbereiten und Schwüre leistenden Gruppen frustrierter Südstaatler.

Kapuzen gewährleisten Schrecken und Anonymität

Doch rasch entwickelt sich der Klan zu jenem rassistischen Geheimbund, der zuerst lokal und später landesweit Schrecken verbreiten soll. Um das Geheimnisvolle zu stärken, beschließen die Klan-Gründer, ihre Auftritte in der Öffentlichkeit zu dramatisieren. Sie verkleiden sich und entwerfen Gewänder mit weißen Leintüchern und Kapuzen. Einerseits gebärden sie sich damit als vom Tode auferstandene Geister im Bürgerkrieg gefallener Soldaten der Konföderation, andererseits symbolisieren die weißen Kostüme (rassische) Reinheit. Schon bald kommt es zu den berüchtigten nächtlichen Ausritten, bei denen die Kapuzenmänner auch davon profitieren, dass niemand ihre Gesichter erkennen kann. Sie bleiben anonym.

Illustration aus dem Jahr 1923.
Illustration aus dem Jahr 1923.(c) Imago

Tatsächlich ist die Befreiung der Schwarzen vor allem in den Südstaaten der USA nur eine scheinbare. Im Süden ändert sich nichts am Gedanken der weißen Vorherrschaft. Im Gegenteil, in den Jahren 1865-66 erlassene "Black Codes"-Gesetze beschneiden die Rechte der gerade erst befreiten Sklaven und stellen den alten Zustand wieder, indem sie Schwarze zu Bürgern zweiter Klasse machen.

Erster Widerstand gegen den Klan

Der Kongress in Washington reagiert und verabschiedet gegen den Willen von US-Präsident Johnson - gegen den in Folge auch das erste "Impeachment"-Verfahren, also Amtsenthebungsverfahren, in der Geschichte der USA eingeleitet wird - ein ganzes Bündel von gesetzlichen, die Südstaaten bestrafenden Maßnahmen, die sogenannten Reconstruction Acts. Im Zuge dessen werden die bestehenden Regierungen der Südstaaten abgesetzt und durch Militärgouverneure der Nordstaaten ersetzt. Diese von den Betroffenen als "Scalawags" und "Carpetbegger" (beides abschätzige Begriffe für Nordstaatler und Nordstaaten-Sympathisanten, die sich am Süden bereichern wollten) bezeichneten Militärgouverneure herrschen nun über den Süden, der in militärische Bezirke aufgeteilt wird. Schwarze Bürger dürfen erstmals wählen.

Illustration aus 1869: Scalawag und Carpetbegger werden gehenkt.
Illustration aus 1869: Scalawag und Carpetbegger werden gehenkt.(c) Imago

Das bringt dem Klan Auftrieb. Der berühmte Südstaatengeneral Nathan Bedford Forrest - aufgrund seiner militärischen Fähigkeiten auch "Großmeister des Sattels" genannt - wird bei einer geheimen Versammlung Anfang 1867 erster "Großer Hexenmeister" ("Grand Wizard of the Invisible Empire of the South") des Klans. Die Gründungsmitglieder haben fortan nichts mehr zu sagen. Forrests Macht ist dennoch begrenzt, da die einzelnen Klangruppen weitgehend unabhängig voneinander operieren.

500.000 Mitglieder

Am Stone Mountain, wo der Ku Klux Klan 1915 neu gegründet wurde (Aufnahme von 1948).
Am Stone Mountain, wo der Ku Klux Klan 1915 neu gegründet wurde (Aufnahme von 1948).(c) Imago

Die Zielsetzung des Klans verändert sich aber endgültig. Sollten die Zaubereien der weißen Kapuzenmänner in mondhellen Nächten die oft abergläubischen Schwarzen einschüchtern, eskaliert nun der Terror gegen Schwarze. Mit Auspeitschungen und Lynchmorden sollen die schwarzen Bürger vom Gang zu den Wahlurnen abgehalten werden. Der Klan wird in eine Organisation umstrukturiert, deren unverhohlenes Ziel es ist, die schwarze Bevölkerung zu unterdrücken. Ausgehend von Tennessee hat sich der Klan im Frühjahr 1868 in alle Gebiete der Südstaaten verbreitet. Er hat in dieser ersten Hochphase rund 500.000 Mitglieder.

Doch dann distanziert sich ausgerechnet Aushängeschild Forrest vom Klan. 1869 fordert er sogar die Auflösung, da sich der Klan von seinen ursprünglichen ehrenwerten und patriotischen Zielen entfernt habe und pervertiert sei. Fünf Jahre später hält der General eine Rede vor Schwarzen im Süden, in der er versöhnliche Töne ("Ich bin euer Freund") anschlägt: "Wir wurden am selben Boden geboren, atmen die gleiche Luft und Leben im selben Land. Warum können wir dann nicht Brüder sein?"

Der brennende Kreuz wurde erst 1915 zum Symbol des KKK.
Der brennende Kreuz wurde erst 1915 zum Symbol des KKK.(c) Imago

Einstufung als "terroristische Organisation"

1870 wird der Klan erstmals von einem Bundesgericht als "terroristische Organisation" eingestuft (und ist damit die älteste auch heute noch aktive terroristische Organisation des Landes). Es kommt zu hunderten Anklagen gegen Kapuzenmänner, woraufhin viele KKK-Mitglieder aus Gegenden fliehen, die unter Bundesrecht stehen, um Prozessen zu entgehen. Das entschlossene Vorgehen der Regierung, im Zuge dessen 1871 auch der Klan Act erlassen wird, wirkt. Dieses Gesetz setzt das "Habeas Corpus"-Recht, das Recht gegen willkürliche Verhaftungen und auf eine richterliche Haftprüfung, außer Kraft. Es wird ein Schwerverbrechen, wenn mehr als zwei Personen verschleiert oder maskiert eine Person in der Ausübung oder Wahrnehmung ihrer Bürgerrechte behindern. Hunderte KKK-Mitglieder werden verurteilt, nicht wenig davon auch eingesperrt.

Die lose Struktur ist ein weiterer Grund, warum der Klan letztlich Stück für Stück zerfällt. 1872 ist der weiße Kapuzen-Spuk vorerst vorbei.

Wiederauferstehung mit "Birth of a Nation"

Doch über 40 Jahre später führt 1915 ausgerechnet ein rassistischer Stummfilm zur Neugründung des Ku Klux Klans. "Dass die Afrikaner nach Amerika gebracht wurden, pflanzte den ersten Samen der Entzweiung". Mit diesen weiß auf schwarz geschriebenen Worten beginnt "Die Geburt einer Nation", der übrigens der erste Blockbuster der Filmgeschichte wird. Die Uraufführung des den Klan glorifizierenden Films, der ursprünglich "Die Männer vom Clan" heißen sollte und auf dem Roman "The Clansman" von Thomas Dixon beruht, führt zu Rassenkrawallen in mehreren US-Großstädten.

William Joseph Simmons (1880-1945).
William Joseph Simmons (1880-1945).(c) Imago

Der Klan richtet sich nun nicht mehr nur gegen Schwarze, sondern gegen "Gefahren" aller Art - vor allem gegen Juden und Einwanderer. Innerhalb von 15 Monaten gewinnt der vom ehemaligen Methodistenprediger William Joseph Simmons mit fünfzehn Mitgliedern neu gegründete KKK 100.000 neue Mitglieder. Der Klan nimmt religiöse Züge an, das brennende Kreuz, das der erste Klan niemals verwendete, wird erst unter Simmons zum bestimmenden Klan-Symbol. Dennoch stagniert er bis 1921 und bleibt nur regional in der Umgebung von Atlanta bedeutend. Doch dann positioniert sich der Klan als moralische Instanz protestantischer weißer Amerikaner gegen den Verfall der Sitten und die immer mächtiger werdenden Katholiken und Juden. Er betont amerikanische Werte sowie christliche Moral und wettert gegen die Bekämpfung der Prohibition, des Alkoholverbots, und sexuelle Ausschweifungen. 1922 hat der Klan drei Millionen Mitglieder, 1924 geschätzte sechs Millionen.

Der Ku Klux Klan in Indiana, im Jahr 1923.
Der Ku Klux Klan in Indiana, im Jahr 1923.(c) Imago

Der Ku Klux Klan wird urban

Ein Erfolgsgeheimnis: Der Klan schafft den Sprung in die US-Städte. Mitglieder sind vor allem Arbeiter der weißen Unter- und Mittelschicht, die um ihre Jobs und Häuser angesichts von Immigranten aus Süd- und Osteuropa fürchten, die vor allem katholische und jüdische Wurzeln haben. Der Klan wächst vor allem in rasant wachsenden Industriestädten wie Chicago und Detroit. Der neue Klan spricht Demokraten und Republikaner an, der erste Klan bestand fast ausschließlich aus Demokraten der Südstaaten (der verhasste Präsident Lincoln war Republikaner). Der Ku Klux Klan wird in dieser Phase zu einer politischen Macht im Staat, einige Mitglieder schaffen sogar den Sprung in Senat und Repräsentantenhaus. Der Bundesstaat Oklahoma muss 1923 das Kriegsrecht verhängen, um das Morden und den Terror der Kapuzenmänner unter Kontrolle zu bringen.

Der Marsch des Ku Klux Klan über die Pennsylvania Avenue am 13. September 1926.
Der Marsch des Ku Klux Klan über die Pennsylvania Avenue am 13. September 1926.(c) Imago

Mit zunehmendem Erfolg wächst auch der Widerstand gegen den Klan. Die jüdische Anti-Defamation League formiert sich, Bürgerrechtsgruppen gelingt es, die Identität von KKK-Mitgliedern zu lüften, was zu einem raschen Rückgang bei den Mitgliederzahlen führt. 1925 leidet dann das Saubermann-Image der Kapuzenmänner, als "Großer Drache" D. C. Stephenson nach der Entführung und Vergewaltigung wegen Mordes an einer weißen Lehrerin zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt wird. Die KKK-Führer haben zudem längst den Kontakt zur Basis verloren, für sie dient die Organisation nur mehr der Erlangung von persönlichem Reichtum und Macht. Der Marsch über die Pennsylvania Avenue in Washington, D.C., ist eines der letzten Lebenszeichen. 1930 hat der Klan nur mehr 30.000 Mitglieder. Nach gescheiterten Versuchen, sich mit den Nationalsozialisten zu verbünden, muss sich der Klan schließlich 1944 offiziell zum zweiten Mal auflösen.

Heute: "Nazifizierung" der Klan-Gruppen

In den 1960er Jahren wird der Klan noch einmal wiederbelebt. Vor allem in den US-Bundesstaaten Mississippi und Alabama verbreiten Kapuzenmänner Angst und Schrecken. Attackiert werden Bürgerrechtler und Schwarze, die am Wählen gehindert werden sollen. Zahlreiche Morde verschaffen dem KKK Aufmerksamkeit. Viele Verbrechen aus dieser Zeit werden aufgeklärt, Verurteilungen sind aber die Ausnahme. Nicht selten sympathisieren Geschworene mit den Tätern.

Heute gibt es in den USA mehrere Ku Klux Klan-Gruppen. Da diese unabhängig voneinander funktionieren, sind sie schwerer zu infiltrieren. Ihre Mitgliederzahl wird auf 5000-8000 geschätzt wird. Der KKK hat den Sprung ins Internetzeitalter nie wirklich geschafft, zudem sind viele junge Rassisten nicht bereit, sich in Gruppen zu organisieren. Um nicht an Bedeutung zu verlieren, haben sich Klan-Gruppen "nazifiziert". Sie bilden oft Allianzen mit Neonazi- und Skinheadgruppen. KKK-Ableger gibt es auch außerhalb der Vereinigten Staaten, die Existenz einer solchen Gruppe wurde 2012 auch in Deutschland bekannt.

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