Argentiniens Putsch: Obama lobt Kampf für Wahrheit

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40 Jahre nach dem argentinischen Militärputsch müssten auch die USA ihre Rolle hinterfragen, sagte der US-Präsident in Buenos Aires.

Genau 40 Jahre nach dem Staatsstreich der Armee in Argentinien hat US-Präsident Barack Obama am Donnerstag in Buenos Aires an die Opfer der Militärherrschaft erinnert. An der Seite des argentinischen Staatschefs Mauricio Macri besuchte er als erster US-Präsident ein Denkmal zu Ehren der zehntausenden während der Diktatur getöteten oder spurlos verschwundenen Menschen.

Obama lobte den "Mut und die Hartnäckigkeit" der Hinterbliebenen und ihren Kampf für die Wahrheit. "Nunca más" (Nie wieder), zitierte der US-Präsident auf Spanisch den Appell des Chefanklägers im Prozess gegen Ex-Diktator Jorge Videla und andere Mitglieder der Militärjunta im Jahr 1985. Im Gedenken an die Oppositionellen, die während der sogenannten "Todesflüge" betäubt ins Meer oder in Flüsse gestürzt wurden, warf Obama Blumen in den Río de la Plata.

USA müssen Rolle hinterfragen

Auch die USA müssten ihre Rolle während der argentinischen Militärdiktatur in den Jahren 1976 bis 1983 hinterfragen, räumte Obama ein. Er kündigte an, die Archive der US-Streitkräfte und des Auslandsgeheimdienstes CIA zu öffnen, um die Aufklärung der Verbrechen zu unterstützen. Washington hatte die Machtergreifung des Militärs damals gebilligt.

Während der Militärdiktatur wurden in Argentinien nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen insgesamt rund 30.000 Menschen ermordet, viele verschwanden spurlos. Obama war am Mittwoch im Anschluss an seinen historischen Besuch in Kuba zu einer zweitägigen Visite in Argentinien eingetroffen.

Obama lobt Mut und Beständigkeit

Auf der Gedenkmauern des "Parque de la Memoria" werden die Namen von rund 20.000 identifizierten Opfern des Staatsterrors in Argentinien aufgelistet. "Dies ist eine Ehrung der Erinnerung an die Opfer, aber auch an den Mut und die Beständigkeit von denen, die sich weigerten, die Suche nach der Wahrheit und der Justiz aufzugeben", sagte Obama. Er erwähnte besonders die "Abuelas de Plaza de Mayo" (Großmütter des Maiplatzes), die seit fast 40 Jahren nach verschleppten Kindern von Oppositionellen suchen, die von der Militärdiktatur unter falscher Identität zur Adoption gegeben wurden.

Obama ehrte auch die US-Forensiker, die zur Identifizierung der Überreste der Opfer beitrugen, und die Diplomaten des State Departments, die unter der Präsidentschaft Jimmy Carters (1977-81) Daten über Menschenrechtsverletzungen in Argentinien sammelten. Carter habe die Menschenrechtsfrage erstmals als Grundstein der US-Außenpolitik verstanden. "Diese Einsicht hat die Einstellung beeinflusst, nach der wir versuchen, in der Welt zu handeln."

Der US-Präsident schloss mit der Ehrung das offizielle Programm seines zweitägigen Argentinien-Besuchs ab. Er unterzeichnete in Buenos Aires mit Macri Verträge zur Förderung von US-Investitionen und zum Abbau der gegenseitigen Handelsbarrieren. Obama flog anschließend mit seiner Familie zu einer kurzen Erholungspause ins patagonische Bariloche, ehe er am Abend die Rückreise in die USA antrat.

(APA/AFP/dpa)

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