Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel gestorben

Elie Wiesel (1928 - 2016)
Elie Wiesel (1928 - 2016)REUTERS
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Der Überlebende der Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald hatte 1986 den Nobelpreis erhalten. Nun starb er im Alter von 87 Jahren.

Der Friedensnobelpreisträger, Holocaust-Überlebende und Menschenrechtsaktivist Elie Wiesel ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Wie die "Jerusalem Post" meldete, verstarb er Samstagabend.

Er hatte sein Leben dem Kampf gegen das Vergessen verschrieben: "Wer sich verschwört, die Erinnerung an die Opfer auszulöschen, der tötet sie ein zweites Mal", sagte Elie Wiesel 2000 vor dem Deutschen Bundestag. Sein Vater Schlomo, seine Mutter Sarah und die kleinste seiner drei Schwestern starben in der Vernichtungsmaschinerie der Nationalsozialisten. Wiesel selbst überlebte das Grauen der Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald.

Sein 1958 veröffentlichtes und in 30 Sprachen übersetztes Werk "Die Nacht", in dem er prägnant und eindringlich seine Erlebnisse im Konzentrationslager Auschwitz schildert, ist bis heute eines der meistgelesenen Bücher zum Holocaust.

Wiesel sollte eigentlich Rabbi werden

1928 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Siebenbürgen geboren, hatte Wiesel eigentlich Rabbi werden sollen. Doch seine behütete religiöse Erziehung in dem kleinen Karpatenstädtchen Sighet brach 1944 jäh ab, als die Familie nach Auschwitz deportiert wurde. "Uns sagte der Name gar nichts", sagte Wiesel später in einem Interview. "Es dauerte nur wenige Minuten, und schon waren alle Familien auseinandergerissen, Männer und Frauen wurden getrennt." Die Schuldgefühle der Überlebenden, die Zweifel an der Existenz Gottes in einem solchen Grauen und die Fragen jüdischer Identitätsfindung - all diese Themen blieben bestimmend für sein Denken und Schreiben.

Nach dem Krieg kam Wiesel in ein Waisenhaus in Frankreich. Später studierte er in Paris Philosophie und Literatur und arbeitete dann als Journalist und Auslandskorrespondent, bis ihn der französische Literaturnobelpreisträger Francois Mauriac (1885-1970) ermuntert, "an das Unsagbare zu erinnern". Wiesel schreibt fast 50 Bücher, Essays, Romane und Theaterstücke, in denen er sich für verfolgte Minderheiten in aller Welt stark macht. 1986 erhielt er für seinen Einsatz den Friedensnobelpreis.

"Habe nie an Kollektivschuld geglaubt"

Dabei zeigte er sich auch immer wieder als Versöhner. "Ich habe nie an eine Kollektivschuld geglaubt", sagte er im vergangenen Jahr bei einem Kongress in Auschwitz. "Die Kinder der Mörder sind keine Mörder, sondern Kinder." Die Menschheit müsse sich endlich ändern und Frieden schaffen, forderte er 2009 in Buchenwald. "Wir sind genug über Friedhöfe gegangen."

Rund 40 Jahre lang hat Wiesel eine Professur für Geisteswissenschaften an der Universität in Boston innegehabt. Daneben kämpfte er mit einer Stiftung gegen Intoleranz und Ungerechtigkeit in der Welt.

Auch in die internationale Politik mischte sich Wiesel nach immer wieder ein. "Eine Person mit Integrität kann den Unterschied machen", sagte Wiesel einmal: "Den Unterschied zwischen Leben und Tod."

(APA/DPA)

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