Vatikan wollte Papst vor Nazis im "Turm der Winde" verstecken

Papst Pius XII
Papst Pius XII (c) imago/Arkivi
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Im Jahr 1944 soll es einen "fortgeschrittenen Plan" eines deutschen Kommandos gegeben haben, Pius XII. festzunehmen und zu entführen.

Die Pläne der Nationalsozialisten, während der deutschen Besetzung Roms im Zweiten Weltkrieg den Papst zu entführen, waren offenbar recht weit gediehen. Nach einem in der Vatikanzeitung "L'Osservatore Romano" vom Mittwoch veröffentlichten Bericht suchte man im Kirchenstaat bereits nach einem geeigneten Versteck, um Pius XII. vor dem Zugriff der SS zu schützen.

Demnach sollte der Pontifex im Notfall im sogenannten "Turm der Winde" verborgen werden, der sich über einem Flügel der vatikanischen Bibliothek erhebt.

Autor des Berichtes ist Antonio Nogara, Sohn des damaligen Direktors der Vatikanischen Museen. Er berichtet, dass in einer Winternacht Ende Jänner oder Anfang Februar 1944 der Priester Giovanni Battista Montini - der spätere Papst Paul VI. - seinen Vater Bartolomeo Nogara in seiner Dienstwohnung aufsuchte. Demnach hätten die damaligen Botschafter der USA und Großbritanniens Montini eine Information von Militärgeheimdiensten weitergegeben, wonach es einen "fortgeschrittenen Plan" eines deutschen Kommandos gab, den Heiligen Vater festzunehmen und zu entführen.

Deutsche Seite ließ Pläne fallen

Montini und Nogara entschieden sich demnach nach einer nächtlichen Begehung für das Versteck im Bibliotheksturm. Doch anscheinend wurde die Aktion dann von deutscher Seite abgeblasen. Rom war nach dem Wechsel Italiens ins Lager der Alliierten im September 1943 bis zur kampflosen Räumung Anfang Juni 1944 deutsch besetzt. Pius XII. wurde nach dem Krieg kritisiert, nicht entschieden genug gegen die NS-Verbrechen die Stimme erhoben zu haben.

Antonio Nogara starb 2014, sein Text wurde erst nach seinem Tod bekannt.

(APA/dpa)

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