Frau auf dem Kultbild vom Times Square 1945 ist gestorben

Street Art in New York: Alfred Eisenstaedt schoss ein Jahrhundertfoto.
Street Art in New York: Alfred Eisenstaedt schoss ein Jahrhundertfoto.(c) imago/AGB Photo
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Das Bild von Alfred Eisenstaedt wurde eine Ikone der Fotografie: Matrose küsst Krankenschwester. Nun ist Greta Friedman auf dem Foto im Alter von 92 Jahren gestorben.

Am 14. August 1945 wurde im Radio die Nachricht von Japans Kapitulation verbreitet. Auf dem New Yorker Times Square wurde überschwänglich gefeiert, Tausende kamen, um sich die Jubelparade anzusehen. Die amerikanischen Streitkräfte hatten gesiegt, nach der Kapitulation des Dritten Reichs am 8. Mai war nun der Krieg beendet. Der Fotograf Alfred Eisenstaedt war an Ort und Stelle und schoss ein Jahrhundertfoto: Ein euphorisierter Seemann griff sich eine junge Frau, die eine weiße Krankenschwesterntracht trug, und drückte ihr mit Inbrunst einen Kuss auf die Lippen. Die Körperhaltung der Kussszene erinnert an ein tanzendes Paar in einem Ballett. Zwei Menschen, die sich noch  nie zuvor gesehen hatten, zelebrierten: So sind wir Amerikaner, wir haben den Krieg beendet! Die Emotionen einer ganzen Nation spiegelten sich in dem Bild wider, das zu einem der meistreproduzierten Fotos wurde.

Jahrzehntelang wurde gerätselt, wer die beiden Personen waren, der Fotograf hatte in der Eile nicht nach den Namen gefragt und sich auch die Uhrzeit nicht gemerkt. Zwanzig Männer und drei Frauen meldeten sich 1980, als das amerikanische LIFE Magazin, auf dessen Cover das Bild am 27. August 1945 erschienen war, nach dem Pärchen fahndete. Hundertprozentig bewiesen konnte die Identität der Frau nie werden, doch galt zuletzt Greta Friedman, die nun im Alter von 92 Jahren gestorben ist, als die Krankenschwester vom Times Square. Ihr Sohn Joshua teilte jetzt dem Sender CBS mit, dass seine Mutter in einem Altersheim an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben war.

Sie hatte erzählt, dass sie den fremden Matrosen, der sich ihr näherte, gar nicht gesehen habe, im Handumdrehen habe er sie gepackt, da gab es kein Widerstehen mehr für die 21jährige. Von „Romantik“ sei nach Friedman bei der Szene keine Rede gewesen, es war nur ein Gefühl „Gottseidank, der Krieg ist vorbei.“

Matrose war liiert

Viele Matrosen kämpften um ihren Platz in der Geschichte der Fotografie.  2012 wurde das Rätsel  gelöst, als der Militärhistoriker George Galdorisi mit seinem Buch „The Kissing Sailor“ anhand von Gesichtsanalysen, Narben und Tätowierungen belegte, dass der Matrose George Mendosa war. Er hat damals im Freudentaumel vielen Frauen seine Lippen auf den Mund gedrückt, obwohl er damals selbst liiert war, doch Freundin Rita Petry lag Eifersucht fern. Sie freute sich, dass ihr George den Krieg heil überstanden hatte. Eisenstaedt beobachtete ihn und wartete darauf, dass er sich auch für die weißgekleidete Krankenschwester begeistern würde. So kam es dann auch. „Im Radio wurde dazu aufgerufen, Krankenschwestern einen Kuss zu geben“, erzählte er. Seine Freundin Rita ist im Hintergrund zu sehen, sie lächelt.

Times Square
Times Square(c) imago/UPI Photo

Vier Einzelbilder schoss Eisenstaedt von dem Paar, die Kamera war eine Leica, der Film von Kodak. Die Fotoredakteure des LIFE Magazins wählten wegen seiner perfekten Komposition eines davon aus. Der in Berlin aufgewachsene Fotograf gilt als einer der Väter des Fotojournalismus, als Kunstfotograf sah er sich nie, er produzierte übet 2500 Reportagen für die amerikanische Illustrierte LIFE, 86 seiner Bilder erschienen auf dem Cover. Wie auf dem Times Square Bild zeigen seine Aufnahmen oft nicht die Ereignisse selbst, sondern die Reaktion der Menschen darauf. So erzählte er kleine menschliche Geschichten hinter der öffentlichen Fassade. Das „Auge des Jahrhunderts“ (ZEIT-Magazin) porträtierte von Albert Einstein bis Winston Churchill, von Marlene Dietrich bis John F. Kennedy Prominenz. Und gerade er  wurde mit einem Bild „kleiner Leute“ weltberühmt! 1995 starb Alfred Eisenstaedt im Alter von 96 Jahren in den USA. Das berühmte Kiss-In auf dem Times Square, bei dem sich zum Gedenken an 70 Jahre Kriegsende 200 Paare am New Yorker Times Square gleichzeitig küssten und sichtlich Spaß dabei hatten, hat er nicht mehr erlebt, ebenso wenig wie die Skulptur „Unconditional Surrender“, die zum 60. Jahrestag am Times Square enthüllt wurde und die unsterbliche Kuss-Szene nachstellt.

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