Anne Frank: Kein Verrat?

FILES-NETHERLANDS-LITERATURE-WWII-JEWS-AUCTION
FILES-NETHERLANDS-LITERATURE-WWII-JEWS-AUCTIONAPA/AFP/ANNE FRANK FONDS/HO
  • Drucken

Der Anne-Frank-Stiftung zufolge hat möglicherweise doch nicht ein anonymer Anrufer das Versteck an die Nazis gemeldet.

Amsterdam. Einer neuen Untersuchung der Anne-Frank-Stiftung in Amsterdam zufolge hat möglicherweise doch kein Verräter das jüdische Mädchen und weitere Familienmitglieder an die Nazis verraten. Anne Frank könnte auch bei der Suche nach illegalen Arbeitern und Herstellern gefälschter Lebensmittelkarten den Nazis in die Hände gefallen sein, so die Stiftung. „Unsere Untersuchung widerlegt einen möglichen Verrat nicht, zeigt aber, dass auch andere Möglichkeiten untersucht werden sollten“, sagte Stiftungsdirektor Ronald Leopold. Ein Hinweis ist, dass sich die Mitglieder des deutschen „Sicherheitsdienstes“, die Frank fanden, vor allem mit Wirtschaftsvergehen befasst haben. Anne Frank habe auch in ihrem Tagebuch im März 1944 die Festnahme von zwei Männern wegen gefälschter Lebensmittelkarten erwähnt, von denen sie profitierten.

Bisher ging man davon aus, dass die Nazis nach dem Hinweis eines anonymen Anrufers das Versteck in der Amsterdamer Prinsengracht fanden. Auch der einzige Überlebende, Annes Vater Otto Frank, war überzeugt davon, verraten worden zu sein. Die Geschichtsforschung konnte bisher aber nicht abschließend klären, wer diese Person gewesen sein könnte. Anne Frank wurde 1945 im KZ Bergen-Belsen ermordet.

(Print-Ausgabe, 18.12.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.