Heute vor... im Dezember: Die Krönung Kaiser Karls

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In einer langen Reihe von Zeremonien wird am 30. Dezember in Budapest dem neuen Herrscher Ungarns die Krone auf das Haupt gesetzt.

Frost im alten, Frost im Neuen Jahr

So intensiver Schneefall wie seit Jahren nicht mehr.

Neue Freie Presse am 31. Dezember 1906

Mit einer für unsere Breitegrade nicht gewöhnlichen Beharrlichkeit hält das strenge winterliche Wetter nunmehr die dritte Woche ohne Unterbrechung an: Schneefall, Frost, Schneefall, Frost. Der gestrige Tag brachte wieder einen ziemlich ergiebigen Schneefall, der abends zum veritablen Schneesturm wurde. Heute ist der Himmel klar, und strahlend leuchtet die Sonne über der Winterlandschaft. Dabei hält aber der schneidend kalte Wind an. Nicht nur die zeitliche Extensität des Wetters, sondern auch die Intensität der Schneefälle ist heuer von einer seit Jahren nicht beobachteten Stärke, besonders in der ungarischen Reichshälfte. Die Verkehrsstörungen haben einen ganz bedeutenden Umfang erreicht; das Schneewetter hat im Eisenbahnbetriebe auch mehrere Katastrophen zur Folge gehabt, denen zahlreiche Menschenleben zum Opfer fielen.

Die Krönung Kaiser Karls


In einer langen Reihe von Zeremonien wird in Budapest dem neuen Herrscher Ungarns die Krone auf das Haupt gesetzt.

Neue Freie Presse am 30. Dezember 1916 (Abendausgabe)

Die staatlichen und religiösen Akte, aus denen die Krönungsfeier sich zusammensetzt, sind nunmehr vollzogen und Ungarn hat seit heute morgen seinen gesetzlich gekrönten König. In der langen Reihe der Zeremonien, welche die Königskrönung begleiten, ist der Vergangenheit, der Geschichte, der Überlieferung ein weiter Spielraum gelassen. Das althistorische Königtum der Ungarn entsteht vor unseren Augen und die Gegenwart knüpft an die Vergangenheit an.

Auszüge aus den detaillierten Schilderungen der Krönungszeremonien:

Auf der höchsten Stufe des Altars kniet der König auf ein Kissen, dann leistet er, die Hände auf das Evangelium legend, welches der Fürstprimas hält, den Eid der Gerechtigkeit und des Friedens, indem er den Wortlaut des Eides verliest. In deutscher Übersetzung lautet die Eidesformel: „Ich Karl von Gottes Gnaden in Hinkunft König Karl IV gelobe und verspreche vor Gott und seinen Engeln fortab Gesetz, Gerechtigkeit und Frieden zum Wohle der Kirche Gottes und des ihr untergebenen Volkes zu üben und zu halten in geziemender Zuversicht auf Gottes Barmherzigkeit und wie Ich es im Rate Meiner Getreuen für gut befinden werde; auch den Bischöfen der Kirchen Gottes angemessene und geziemende Ehre zu erweisen und das, was von Kaisern und Königen der Kirche gewidmet wurde, unversehrt zu erhalten; den Äbten, Grafen und Meinen Lehensleuten geziemende Ehre nach dem Rate meiner Getreuen zukommen zu lassen.”

Der Fürstprimas nimmt mit dem geweihten Öle, das in einem Goldgefäß ihm gereicht wird, die Salbung vor: Das rechte Handgelenk, das rechte Armgelenk und zwischen den Schultern wird die Salbung vollzogen. Der König begibt sich in die Sakrestei, um das Salbungsöl abzutrocknen, von wo er mit seiner Begleitung wiederkehrend zu dem Thron schreitet und auf dem Betschemel niederkniet. Die beiden assisitierenden Bischöfe bringen den Mantel des heiligen Stephan und der König wird jetzt mit dem Mantel bekleidet. Es ertönen Fanfarenklänge, die Trommeln wirbeln, die Messe beginnt.

Der Fürstprimas entblößt das Schwert des heiligen Stephan. Der König kniet auf den Kissen auf der höchsten Stufe des Hochaltars, neigt sein Haupt gegen den Primas gewendet und übernimmt von diesem das Schwert, welches entblößt in den Händen des Königs erstrahlt. Der König hat jetzt das Symbol seiner Macht in den Händen, er zieht das Schwert und macht die drei Kreuzhiebe mit dem Schwerte, einen nach vorwärts, einen nach rechts, einen nach links, dann versorgt er das Schwert, während von draußen die Salutschüsse der Honvedkompagnie erdröhnen.

Nach dem Versorgen des Schwertes kniet der König abermals nieder und nun kommt der feierliche Akt der Krönungszeremonie: der Fürstprimas und der stellvertretende Palaton Graf Tisza setzen ihm die Krone aufs Haupt.

Anmerkung: Der ungarische Ministerpräsident Graf Istvan Tisza hatte Karl unmittelbar nach dem Tod von Kaiser Franz Joseph überredet, sich rasch zum König von Ungarn krönen zu lassen. Dies verhinderte Reformen in der ungarischen Reichshälfte, da die Krönung einen Eid auf die bestehende Verfassung bedingte.

Eine Silvesternacht wie im Vorjahr soll sich nicht wiederholen


Nach den vielbeklagten Ausschreitungen des vorigen Jahres wird in Wien das Polizeiaufgebot verstärkt.

Neue Freie Presse am 29. Dezember 1906

Die vorjährige Silvesternacht hat, wie erinnerlich, in den vornehmsten Straßen  der Innern Stadt einen über den erlaubten Neujahrsübermut weit hinausgehenden, argen Unfug gebracht. Es liegt nicht in den Intentionen der Behörden, für die Stunde des Jahreswechsels lustigen Gesellschaften durch strenge Handhabung der Vorschriften für die nächtliche Ruhe oder über das Verbot von Umzügen die Laune zu verderben, aber es muß mit Rücksicht auf die vielbeklagten Ausschreitungen des vorigen Jahres hervorgehoben werden, daß Unzukömmlichkeiten nicht geduldet werden dürfen. Für das Antreiben von Zylinderhüten, Beleidigungen und Behelligungen von Damen, das Anhalten von Fuhrwerken, die Beschädigungen von Schaufenstern oder Straßenlaternen sowie für überlaute Gesänge und Juxgeräusche aller Art kann selbstverständlich auch in der Neujahrsnacht kein Freibrief erteilt werden. Die Wachorgane sind, wie wir von maßgebender Seite erfahren, instruiert worden, gegen harmlosen Ulk tolerant, aber gegen trunkene, belästigende oder exzessive Passanten strenge vorzugehen. Man hofft wohl, daß die in Wien vor der letzten Sylvesternacht nie beobachtete Unsitte eines “Radaus” sich nicht einbürgern werde.

Eine Lokalkorrespondenz berichtet: “In der letzten Sitzung der Bezirksvertretung Innere Stadt gab es eine lebhafte Debatte über die Vorgänge in der Sylvesternacht vorigen Jahres. Bezirksvorsteher Wieninger richtete vor wenigen Tagen eine Eingabe an die Polizeidirektion, um die Verhütung des Sylvsterunfuges zu erbitten. Es wurde ersucht, ein starkes Wacheaufgebot am Sylvesterabend im Stadtzentrum zur Aufrechterhaltung der Ordnung bereitzuhalten und dem Unwesen nötigenfalls durch rücksichtslose Vornahme von Verhaftungen in energischer Weise zu steuern. Gestern begab sich Herr Wieninger zur Polizeidirektion und hielt Rücksprache mit dem Leiter des Stadtkommissariats Regierungsrat Karl Jerabek, der ihm mitteilte, daß in der Sylvesternacht harmlosem Ulk und Scherz zwar nicht entgegengetreten werden soll, doch hätten die Wachorgane strengen Auftrag, jedwede Unzukömmlichkeit im Keime zu ersticken. Insbesondere in Fällen von Belästigung dern Passanten wird sofort streng eingeschritten werden. Es werden starke Wachpatrouillen die belebten Verkehrsadern des ersten Bezirkes durchstreifen, und es ist vorgesorgt, daß nicht wie im Vorjahre einzelne Patrouillen von Ruhestörern umzingelt und aktionsunfähig gemacht werden.”

Tod einer berühmten Wahrsagerin


Madame de Thebes starb hochbetagt in Paris.

Neue Freie Presse am 28. Dezember 1916

In Paris ist dieser Tage die wohlbekannte Wahrsagerin Madame de Thebes hochbetagt gestorben. Sie hieß mit ihrem wirklichen Namen Anne Victorine Savigny. Madame de Thebes hatte ihre Klientel in den ersten Kreisen der französischen Gesellschaft und ihr Almanach, der alljährlich erschien, fand zu hohen Preisen reißenden Absatz. Vor einigen Wochen war ihr Almanach für das kommende Jahr erschienen, in dem das Kriegsende für 1917 prohezeit wird. Vielen der politischen Voraussagen Madame de Thebes’ rühmten ihre unbedingten Anhänger nach, sie hätten sich erfüllt, aber dazu gehörten gewöhnlich nur geschickte Kombinationen und einige Versiertheit in politischen und gesellschaftlichen Dingen.

Geheimer Schloss-Kauf der Gemeinde Wien

Die Gemeinde hat das Schloss Wilhelminenberg durch einen Mittelsmann erworben. Es wird zur Kinderherberge umgestaltet.

Neue Freie Presse am 27. Dezember 1926

Am 10.November wurde das Schloß Wilhelminenberg zwangsweise versteigert. Notar Dr. Ullmann erstand das Schloß um 1.097.000 Schilling. Schon damals wurde allgemein behauptet, daß Dr. Ullmann, der schon in mehreren Fällen als Vertreter des Dorotheums für die Gemeinde Realitätentransaktionen durchgeführt hat, den Ankauf für die Gemeinde Wien besorgt habe. Stadtrat Breitner stellte dies jedoch wiederholt in Abrede und auch andere Rathausfunktionäre erklärten, daß die Gemeinde Wien das Schloß nicht zu erwerben beabsichtige.

Heute wird nun offiziell zugegeben, daß die Gemeinde Wien tatsächlich schon damals Dr. Ullmann beauftragt hat, für sie das Schloß zu erwerben, und daß das Dorotheum dabei als Mittler fungierte. Die bisherigen Ableugnungen werden damit erklärt, daß die “eigenartigen und sehr komplizierten Rechtsverhältnisse eine vorzeitige Verlautbarung” untunlich erschienen ließen. Das wird jedenfalls noch aufgeklärt werden müssen. (...)

Die künftige Bestimmung des Schlosses Wilhelminenberg ist die einer städtischen Kinderherberge. Damit wird der Ersatz für die Kinderherberge “Am Tivoli” geschaffen, die in Baracken untergebracht ist, die noch aus der Kriegszeit stammen und deren Lebenszeit zu Ende geht.

Haben wir verlernt, Feste der Freude zu feiern?

Schenken ist vielfach eine unangenehme Pflicht geworden.

Neue Freie Presse am 25. Dezember 1926

Eine Dame schreibt uns: “Was schenke ich nur meiner Köchin? Die Mädchen im Haus werden alle viel mehr bekommen, sie wird auf jeden Fall nicht zufrieden sein. - Bei Meyers waren ja so viel eingeladen. Wir müssen ihnen unbedingt etwas schenken. Was, ist ganz egal, Frau Meyer tauscht es ja doch wieder um. - Ach Gott, was gebe ich meinem Mann? Er hat ja doch alles, was er braucht. Auch für die Kinder wird es von jahr zu Jahr schwerer. Sie werden immer anspruchsvoller, man weiß kaum mehr, was ihnen Freude macht …”

Ja, daran liegt es vielleicht, daß das Schenken vielfach eine unangenehme Angelegenheit geworden ist, eine Pflicht, der man sich nicht entziehen kann, eine Revanche, ein Tausch, “man weiß nicht, was ihnen Freude macht”. Aber ist nicht das Christfest darauf aufgebaut, Freude zu bereiten? Nicht das “Was”, das “Wie” des Schenkens sollte ausschlaggebend sein. Haben wir es verlernt, Feste der Freude zu feiern? Während ich diesem Gedanken nachsinne, kommt mir Weihnachten in den Sinn, fern von der Heimat gefeiert, fern von Menschen, die die Sitte des Weihnachtsbaumes kennen. Die Kinder auf Korfu, der griechischen Insel, feiern nur den Neujahrstag, wenn man es feiern nennen kann, daß sie von ihren Eltern eine Summe Geldes in die Hand gedrückt bekommen, um dann auf dem Neujahrsmarkte, in den Buden, sich etwas einzuhandeln. Qual der Wahl! Meistens wollen sie nicht, was sie wählen sollen, wollen alles haben, was sie sehen,wohl meist das, für dessen erlangung die gespendete Summe nicht reicht, und sind am Schluß mit dem Erhandelten doch nicht zufrieden.

Diesen Kindern deutsches Weihnachten zu zeigen, war von besonderem Herz. Als Weihnachtsbaum diente eine Zypresse, deren Zweige, von goldenen Orangen herabgebogen, die bunte Kerzenpracht willig tragen. Eine Schachtel Christbaumschmuck aus Wien hat die lange Reise, das Passieren der Zollgrenze zur Hälfte geleert. Was tut’s! Bunter Papierschmuck, Äpfel und Nüsse und Bäckereien ergeben den echten rechten Weihnachtsbaum. Und die Geschenke! Es sind keine Kostbarkeiten, eine Krawatte, ein Taschenmesser, ein Puppenbaby, das man richtig ausziehen kann, eine Nähkassette, primitiv eingeräumt, kleine unerwartete Überraschungen, erlauchte Wünsche - und dünken diesen bescheidenen Kindern ersehnte Schätze. Nie sah ich glücklichere unter dem strahlenden Baum das “Stille Nacht, heilige Nacht” singen. Vielleicht müssen wir wieder so genügsam und empfänglich wie diese Kinder werden, um aus unseren, mit Pflichten beladenen Weihnachten wieder ein wirkliches Freudenfest zu machen.

Ein drittes Weihnachten im Felde

Die “Presse” lässt Heerführer Bilanz über das ablaufende Kriegsjahr ziehen.

Neue Freie Presse am 24. Dezember 1916

Weihnachtsstimmen von der Armee im Felde (Auszug)

Generaloberst Erzherzog Josef:

Nachdem ich noch vor einigen Wochen den Ruhmestaten der gegen die italienische Übermacht erfolgreich kämpfenden herrlichen Truppen an der Isonzofront gefolgt war, zeigt mir nun das Ringen an unserer Ostfront, daß Österreich-Ungarns Wehrmacht auch auf diesem Kriegsschauplatze, auf dem die ungeheure moksowitische Macht und ein treuloser Nachbar die ehrwürdige Monarchie niederringen wollen, in alterprobter Treue und Tapferkeit, in Aufopferungs- und Entsagungsfähigkeit ehrenvoll besteht. Ich schätze mich glücklich, der Nachfolger unseres vergötterten Allerhöchsten Kriegsherrn im Kommando dieser Herresfront zu sein, die von dem Geist unerschütterlichen Gottesvertrauens und der Zuversicht in den Erfolg unserer Waffen und damit in den guten Ausgang dieses größten Ringens aller Zeiten erfüllt ist.

Generaloberst v. Böhm-Ermolli:

Zum drittenmal begeht Österreich-Ungarns Wehrmacht Weihnachten im Felde. Ein schweres Kampfjahr liegt hinter uns, auf das Führer und Truppen der zweiten Armee mit stolzem Bewußtsein zurückblicken könne, denn es gelang uns im harten Ringen, den übermächtigen feindlichen Ansturm trotz anfänglicher Teilerfolge blutig abzuschlagen. Unerschüttert und neugestärkt steht die Ostfront, neue Aufgaben zu lösen, bereit. Was uns das neue Jahr auch bringen mag, mit fester Entschlossenheit und voller Zuversicht blicken wir den kommenden Ereignissen im Vertrauen auf die Stärke unserer Waffen, der Ausdauer und Tapferkeit unserer Truppen und der Opferwilligkeit des ganzen Volkes entgegen. Der Weg zum Frieden - so ungangbar er auch noch scheinen mag - wird durch die Kraft des Schwertes und die Macht des festen Wollens festgemacht werden.

Das Martyrium eines Kindes

“Wo kommen wir hin, wenn wir Kinder nicht mehr strafen dürfen”, fragte der Peiniger, der von einer Menschenmenge fast gelyncht wurde.

Neue Freie Presse am 23. Dezember 1896

Die Pariser Blätter bringen ausführliche Berichte über ein von seinem Vater und dessen Geliebten zu Tode gemartertes Kind. Es ist unmöglich, diese Berichte zu lesen, ohne auf das innerste ergriffen zu werden. Vor wenigen Tagen wurde in der Rue Baneu ein in einen schwarzen Frauenrock gewickeltes todtes Kind gefunden und nach längeren Recherchen festgestellt, daß der Vater desselben ein Anstreicher, Namens Albert Calixte Grégoire, ist, der nach dem Tode seiner Frau, von der er drei Kinder hatte, mit einer gewissen Francoise Deshanes lebte. Eines der drei Kinder starb, das zweite übergab der Vater einer Wohltätigkeitsanstalt, das dritte aber, den 2 1/2jährigen Pierre Albert, behielt er im Hause. Auch die Dehanes hatte drei Kinder aus ihrer Ehe und haßte den kleinen Pierre Albert, der, schwach und kränklich, den Fehler hatte, sein Bettchen zu beschmutzen. Es ist entsetzlich, welche Martern das arme Kind zu ertragen hatte, ehe es starb. Sein Lager war eine alte Kiste, mit verfaultem Berg voll Ungeziefer gefüllt. Wenn das vor Kälte zitternde Kind weinte, erhob sich der Vater vom Bette, schlug es auf den Kopf und die Arme und brannte ihm Hände und Füße an dem glühenden Ofen. Wenn es weiter wimmerte, so hob der entmenschte Vater die Kiste auf und warf sie in eine Ecke des Dachbodens, wo allerlei Unrath angehäuft war. “Gütiger Himmel, hat diese Mumie ein zähes Leben!”, sagte er, wenn er sich wieder zu Bette legte. Wenn die anderen Kinder sich rührten, so brachte er sie mit den Worten zum Schweigen: “Ruhig oder ich schlage euch todt!”

Der kleine Märtyrer aber konnte nicht sterben. Klagen konnte er freilich nicht mehr, er war zu schwach dazu geworden. Er wurde neuerlich geschlagen, sein Handgelenk gebrochen, mit einer Ahle gestochen, an Händen und Füßen verbrannt. Das Kind klagte nicht mehr. Es war ohnmächtig, und der grausame Vater hielt es für todt. Er wickelte es in einen alten schwarzen Frauenrock und legte es in einer Hauseinfahrt der Rue Baneu nieder, wo es todt aufgefunden wurde. Empörend sind die Aussagen des Vaters, der Deshanes und ihrer Mutter vor Gericht. Namentlich der Vater zeigte eine unglaubliche Rohheit und Frechheit. “Wo kommen wir hin”, fragte das Scheusal, “Wenn wir die Kinder nicht mehr strafen (corriger) dürfen?” Samstag wurden Grégoire und die Deshanes in ihre Wohnung gebracht. Eine Menschenmenge, die in den Ruf ausbrach: “Schlagt sie todt! Verbrennt sie lebendig!” drängte sich heran und drohte, die Verbrecher zu lynchen. Nur mit Mühe wehrte die Polizei die Angreifer ab. Man fand einige Stöcke, unter Anderem einen Rohrstock mit einem vernickelten Eisenknopf, der an der blutigen Kruste die blonden Haare des gemordeten Kindes zeigte. Der entmenschte Vater gestand ohne weiteres zu, daß er das Kind mit diesem Stocke auf den Kopf geschlagen. Ebenso zeigte er den Ofen, an dessen glühenden Platten er die Hände und Füße des Kindes gebrannt. Eine große Menschenmenge hatte sich mittlerweile angesammelt und drohte neuerdings, das Paar zu lynchen. Unter den Rufen: “Zum Tod mit ihnen! Schneidet ihnen den Hals ab! Verbrennt sie!” stürmte die Menge heran. Doch gelang es auch diesmal, die zitternden Verbrecher in einen Wagen und in das Gefängnis zu bringen. Der Fall hat ganz Paris in Aufregung versetzt. Grégoire wird des überlegten Mordes, die Deshanes der Vorschubleistung zum Morde angeklagt werden.

Frauen an der Universität

In Wien können Frauen nur als außerordentliche Hörerinnen studieren. Zur Ablegung der Prüfungen gedenken sie, sich nach Zürich zu begeben.

Neue Freie Presse am 22. Dezember 1891

Nebst den Engländerinnen und Amerikanerinnen, welche namentlich die praktisch medicinischen Kurse im allgemeinen Krankenhause und an der Wiener Poliklinik besuchen, gehören derzeit drei junge Damen zu den eifrigsten außerordentlichen Hörerinnen der Wiener Universität. Zwei von ihnen sind Polinnen aus Galizien, somit österreichische Staatsangehörige, die dritte ist Lehrerin in Rumänien und speziell zur Ausbildung in den germanistischen Fächern in Wien anwesend. Von den Polinnen obliegt eine dem Studium der Medicin; sie hört die anatomischen Vorlesungen bei Professor Toldt. Für die praktischen Sezier-Übungen ist der jungen Dame in der Profectur speziell ein Arbeitsbereich eingeräumt worden. Die zweite Polin studiert Philologie und besucht die betreffenden Vorlesungen. Zur Ablegung der Prüfungen gedenken die Damen sich nach Zürich zu begeben, wo sie bekanntlich auch das Doctorat erlangen können. Gerade ein Studienzweig, der anderwärts den jungen Damen offen steht, der pharmazeutische, ist für Frauen in Österreich derzeit noch ganz verschlossen, während seit 1881 an der Brüsseler Universität siebzehn Damen die Apothekerprüfung bestanden haben; von diesen üben sechzehn den pharmazeutischen Beruf tatsächlich aus. In paris hat jüngst ein Fräulein Leclerc nach dreijähriger Apothekerpraxis die pharmazeutische Prüfung mit gutem Erfolg bestanden. 

Anmerkung: An der Universität Wien wurden Frauen erstmals 1897 als ordentliche Studenten zugelassen, und zwar zum Studium an der Philosophischen Fakultät. 1900 folgte die Medizinische, 1919 die Rechts- und Staatswissenschaftliche, 1928 die Evangelisch-theologische und 1945 die Katholisch-theologische Fakultät.

Lebensmittelaktion für Zeitungsangestellte

Die Dienstzeiten der Zeitungsangestellten fallen vielfach in jene Morgenstunden, in welchen sich sonst die Lebensmittelbesorgung vollzieht.

Neue Freie Presse am 21. Dezember 1916

Die Schwierigkeiten in der Beschaffung der Lebensmittel haben sich bei der langen Dauer des Krieges für die Angestellten des technischen und administrativen Vertriebes der Wiener Tageszeitungen insbesondere dadurch empfindlich fühlbar gemacht, als die Dienstzeiten dieser Angestelltengruppen vielfach in jene Morgenstunden fallen, in welchen sich sonst die Lebensmittelbesorgung vollzieht. Von der Erkenntnis ausgehend, diesem Notstand nach Möglichkeit zu begegnen, haben sich die Verwaltungen der Wiener Tageszeitungen zusammengefunden, um für ihre Angestellten durch Schaffung einer Lebensmittelaktion die Besorgung der notwendigsten Bedarfsartikel möglichst zu sichern und hiedurch beizutragen, die Schwierigkeiten zu mildern, die sich der Lebensmittelbeschaffung ihres technischen, Expeditions- und Austrägerpersonales entgegenstellen und dadurch auch der Aufrechterhaltung des Vertriebes zu dienen.

Kulturschande an der Universität Wien

An der Uni Wien finden sich “hakenkreuzgeschminkte Anschlagtafeln mit den absurdesten und lächerlichsten Hetzereien gegen die Juden”.

Neue Freie Presse am 20. Dezember 1926

“Die Juden sind die minderwertigste Köterrasse, die auf der Welt ihr Unwesen treibt”; sie sind “eine scheußliche Bastardrasse, die größte Promenadenrasse, welche, behaftet mit allen Lastern eines typischen Bastards, überall Fäulnis und Morast verbreiten!” Dies ist nicht etwa an den Wänden einer Schnapsbude oder eines Irrenhauses zu lesen, sondern an einer Anschlagtafel der Nationalsozialisten an der Wiener Universität, gleich bei der Aula, wo täglich tausende Studenten vorübergehen.

Wer einen Rundgang durch die Universität macht, findet auf Schritt und Tritt hakenkreuzgeschminkte Anschlagtafeln mit den absurdesten und lächerlichsten Hetzereien gegen die Juden, die beschuldigt werden, alles Unglück und alle Schmach über das deutsche Volk gebracht zu haben. In jüngster Zeit waren da auch widerliche Karikaturen, vollkommen unrichtige Statistiken und Zitatensammlungen antimsemtischer Tendenz zu sehen, ferner große Plakate mit der Ankündigung einer ganzen Reihe judenfeindlicher “Vorträge”, gelegentlich auch solcher mit Lichtbildern. An der eingangs erwähnten Tafel hängen Porträts Hitlers und Bilder aus der Hitler-Bewegung. An vielen Stellen scheint sich die Universität überhaupt in eine hakenkreuzlerische Kolportageeinrichtung verwandelt zu haben. (...)

Eingaben an die Universitätsbehörden, in denen auf solche Mißstände hingewiesen wurde, blieben unbeantwortet und unerledigt. Es muß daher einmal vor aller Öffentlichkeit die Frage an Rektor und Senat sowie an das Unterrichtsministerium gestellt werden: Wird dafür gesorgt werden, daß diese Kulturschande aufhört und daß die Gesetze und Universitätsvorschriften nicht tagtäglich übertreten und verhöhnt werden? Werden jene Elemente, die eigentlich strafgesetzlich verpönte Handlungen begehen, disziplinär bestraft und wird ihnen die Erlaubnis zur weiteren Benützung der Anschlagtafeln entzogen werden? Werden jene Universitätsorgane zur Verantwortung gezogen werden, die ihre Pflicht der Aufsicht und der Verhütung gesetzwidriger Vorkommnisse vernachlässigen?

Zügellose Preistreiberei auf den Christbaummärkten

In Wien werden Höchstpreise für Christbäume und Weihnachtskerzen vorgeschrieben.

Neue Freie Presse am 19. Dezember 1916

Der Statthalter hat den Magistrat im Sinne der Ministerialverordnung vom 5. d. mit Erlaß vom 12. d. ermächtigt, für den stückweisen Verkauf von Christbäumen und für den Verkauf von Christbaum- und Weihnachtskerzen im Kleinhandel Höchstpreise vorzuschreiben, deren Ersichtlichmachung anzuordnen und bezüglich der an die Käufer abzugebenden Mengen von solchen Kerzen einschränkende Bestimmungen zu treffen. Bis heute herrschte auf den Christbaummärkten zügelloseste Preistreiberei. Von einer Anschrift der Preise ist nirgends auch nur die Spur und Preise von 30 bis 40 Kronen für nicht allzu große Bäume waren gang und gäbe.

Recht auf Privatleben

Prominente sehen sich immer häufiger mit einer sensationsgierigen “Industrie” konfrontiert.

Neue Freie Presse am 18. Dezember 1936

Unsere Zeit, die von einem tollen Wirbel erfaßt scheint, die auf vielen Gebieten im Zeichen einer tiefen Gärung steht, hat öfter als jede frühere Epoche die Neigung, die natürlichen Grenzen des Geschmackes, der Sitte und des Anstandes zu überschreiten oder gar zu verwischen. Deshalb ist es heute mit dem Rechte des Menschen auf ein Privatleben schlechter denn je bestellt. Wer im öffentlichen Getriebe wirkt, wer als Künstler Interesse findet, muß es sich gefallen lassen, mehr als es ihm lieb ist, in das grelle Licht der Aufmerksamkeit gerückt zu sein. Er hat keine Ruhe, es wird im nicht gestattet, sich den neugierigen Blicken zu entziehen und sich sozusagen eines privaten Daseins zu erfreuen. Gewiß, wer als König eine Staatshandlung vollführt, wer als Politiker selbst den Weg zur Oeffentlichkeit sucht und etwa eine Rede hält, wer als Dichter, als Schauspieler, als Maler in den Vordergrund tritt, muß es auf sich nehmen, vor die Kamera gestellt zu werden. Liegt es doch im Wesen unserer Epoche, die den Film zu solcher Vollendung gebracht und dem Radio zu einer ungeahnten Bedeutung verholfen hat, den handelnden Menschen vor Augen sehen zu wollen. Das Bild wird geradezu eine notwendige Ergänzung des Wissens um eine Persönlichkeit. Man glaubt, über eine zeitgenössische Gestalt erst dann vollgewichtig urteilen zu können, wenn man ihr Aeußeres, ihr Gehaben kennt.

Leider aber wird häufig vergessen, daß dieses Bedürfnis, dessen sachliche Berechtigung innerhalb gewisser Schranken nicht geleugnet werden soll, leicht zur hohlen Manie ausartet, daß es allzuoft in den Fehler verfällt, keine Schonung, keine Rücksicht zu üben. Allerdings darf nicht übersehen werden, daß es auch sogenannte “Prominente” gibt, die sich zurückgesetzt fühlen, wenn man sich nicht ununterbrochen mit ihnen befaßt. Andere jedoch müssen unter der Sensationsgier leiden. Wer auf dem Thron sitzt oder ihm nahe steht, wer eine Funktion im politischen oder künstlerischen Leben eines Volkes innehat, möchte auch einmal Feierstunden genießen. Er will nicht immer durch das Medium des Films oder Bildes den weitesten Kreisen vorgeführt werden. Doch ob er sich in sein einsames Weekendhäuschen zurückzieht, ob er in seiner Familie stilles Glück erhofft, ob er das Verlangen nach Weltabgewandtheit zeigt - einerlei, er bleibt nicht selten der Schwächere. Steht er doch einer förmlichen Industrie gegenüber, die natürlich, solange sie ihre Tätigkeit mit Geschmack und seelischem Verständnis ausübt, keinerlei Anstoß erregen wird. Aber die Neugierde verlangt stets neues Material, die Konkurrenz ist scharf und der Augenblicksgewinn winkt leider den robusteren Naturen.

Lueger bei Frauenversammlung

Der Vizebürgermeister von Wien nutzt die Gelegenheit zu einer weiteren antisemitischen Tirade.


Neue Freie Presse am 17. Dezember 1896

Unter großem Zudrange fand heute Abends eine Versammlung von Frauen der Leopoldstadt in Swoboda’s Saal im Prater statt. Zu derselben waren die Abgeordneten Vice-Bürgermeister Dr. Lueger, Prinz Liechtenstein und Schneider, ferner Cooperator Dittrich, Graf Colloredo-Mels und Gemeinderath Oppenberger erschienen. In das Präsidium wurden die Damen Ruziczka, Kubik und Jellinek gewählt. Der erste Redner, Graf Colloredo-Mels, wies auf die Thätigkeit der Frauen hin, die es zu Stande gebracht, daß der zweite Bezirk seinen jetzigen Abgeordneten erhielt. Redner wendete sich dann dem üblichen Judenthema zu. Abg. Prinz Liechtenstein hielt einen Vortrag über die Wirkung des Zwischenhandels und verglich weiters Christen und Juden mit Wasser und Oel, die sich nach seiner Behauptung nie vereinigen würden.

Sodann sprach Abg. Dr. Lueger, welcher erklärte, daß er viel lieber in einer Frauenversammlung gehe, als in dem Gemeinderath. Er sprach dann gegen die Opposition im Gemeinderathe, welche nur Streit vom Zaune breche. Betreffs der Ablehnung der Subvention an die Rettungsgesellschaft erzählte Dr. Lueger unter Anderm: Der Stadtrath habe heute beschlossen, die Rettungsaction selbst in die Hand zu nehmen, es werde dieselbe mit der Feuerwehr verbunden, was viel zweckmäßiger sein würde. “Dann” sagte Redner, “werden wir frei sein von der Freiwilligen Rettungsgesellschaft und sie braucht blos auszufahren, wo es einen Juden zu retten gibt!” Schließlich wünschte Dr. Lueger den Frauen fröhliche Weihnachten und glückliches Neujahr.

Anmerkung: Die auf private Spenden angewiesene Freiwillige Rettungsgesellschaft wurde maßgeblich von finanzstarken jüdischen Bürgern unterstützt, was sie zur Zielscheibe des offenen Antisemiten Dr. Lueger, dem späteren Bürgermeister von Wien, werden ließ.

Der Unfall der Erzherzogin Elisabeth

Die Kronprinzessin konnte ihr Kind nach dem Vorfall “frisch und gesund und nur etwas blaß und aufgeregt” wieder in die Arme nehmen.

Neue Freie Presse am 16. Dezember 1886

Die Nachricht von dem Unfalle, der heute Mittags dem kleinen Töchterchen des Kronprinzenpaares bei der Spazierfahrt in den Prater widerfahren ist, hat im Publicum um so lebhaftere Theilnahme hervorgerufen, als der Sturz aus dem Wagen leicht von ernsteren Folgen für die kleine Erzherzogin hätte begleitet sein können. Jede Mutter vermag sich vorzustellen, wie groß der Schrecken der Kronprinzessin gewesen sein muß, als sie Kenntniß von der Gefahr erhielt, in der ihr Kind geschwebt hatte, und mit welche Freude sie dasselbe in die Arme schloß, als es ihr frisch und gesund und nur etwas blaß und aufgeregt über den ausgestandenen Schrecken entgegengeführt wurde. Wir können aus verläßlicher Quelle versichern, daß Erzherzogin Elisabeth durch den Sturz nicht nur keine äußere Verletzung erlitten hat, sondern daß auch begründete Aussicht vorhanden ist, es werde der Unfall überhaupt von keinen nachtheiligen Folgen für die Gesundheit der Erzherzogin begleitet sein.

Zur Ergänzung der Darstellung des Vorfalles, die wir bereits im Abendblatte nach dem Berichte von Augenzeugen gegeben haben, erfuhren wir noch folgende Details: Erzherzogin Elisabeth machte um halb 12 Uhr Mittags ihre gewöhnliche Spazierfahrt in den Prater, und zwar in der großen und bequemen, mit zwei kräftigen und ruhigen Pferden bespannten Equipage, die sie vom Kaiser zu ihrem persönlichen Gebrauche zum Geschenke erhalten hat. Begleitet war die Erzherzogin von ihrer Erzieherin, Baronin Batz, welche erst jüngst auf diesen Posten berufen worden ist, und von ihrer bisherigen Kindsfrau, Frau Tomaschek. Nachdem die Equipage die Praterallee erreicht hatte, fuhr sie im Schritte, und der Kutscher erhielt den Auftrag, in der Nähe des ersten Kaffeehauses bei einer trockenen Stelle zu halten, damit die Erzherzogin aussteigen könne. Dieselbe stand, wie gewöhnlich, am offenen Fenster und blickte hinaus, während sie von einer ihrer Begleiterinnen rückwärts am Mantel festgehalten wurde.

Die Equipage fuhr eben im Schritte näher an den Fußweg heran, um zu halten, da öffnete sich plötzlich in Folge einer noch nicht vollständig aufgeklärten Ursache der Schlag, an den sich die Erzherzogin lehnte, und sie fiel aus dem Wagen heraus, indem der Mantel den Händen der Begleiterin entschlüpfte, bevor dieselbe im Stande war, ihn fester zu fassen und die Prinzessin zurückzuhalten. Dem Umstande, daß der Wagen schon sehr langsam fuhr und eben zu halten im Begriffe stand, war es hauptsächlich zu danken, daß der Sturz von keinem weiteren Unglücke begleitet war. Auch fiel die durch ihre warme Kleidung geschützte Erzherzogin aus nicht erheblicher Höhe auf den vom Regen erweichten Boden, wodurch der Sturz gleichfalls abgeschwächt wurde. Dennoch war erklärlicherweise der Schrecken der beiden Begleiterinnen und der in der Nähe befindlichen Personen ein großer, zumal die kleine Erzherzogin heftig weinte. Nachdem man aber bald die Erkenntnis gewann, daß die Erzherzogin keine ernste Verletzung erlitten, wurde rasch die Rückfahrt in die Burg angetreten.

Das “Zuspätkommen” im Theater

Wenn das Zischen und Rufen zur Ruhe kein Ende nehmen will.

Neue Freie Presse am 15. Dezember 1896

Ueber diese schon vielbesprochene leidige Unsitte erhalten wir folgende Zuschrift: “Nirgends kommen die Theaterbesucher, man könnte fast sagen pünktlicher, zu spät, als in unseren Theatern. Man glaubt mit dem viel mißbrauchten “Pardon” ganze Reihen anderer, rechtzeitig Erschienener aufstören zu dürfen, dann wird mit den Sitzen geklappt, schließlich auch noch während der Ouvertüre über die nichtigsten Dinge ungezwungen geplaudert. Eine Musterprobe dieser Rücksichtslosigkeiten bot die neuliche Aufführung des “Heimchen am Herd”; um 7 Uhr zeigte das Opernhaus noch eine fast gähnende Leere, dann, als die ersten Klänge der reizvollen Ouvertüre ertönten, entstand im Parquet und Parterre eine so unruhige Bewegung, daß das Zischen und Rufen zur Ruhe kein Ende nehmen wollte.

Diese Störung setzte sich auch nach Beginn der Oper fort und die Wirkung der Ouvertüre, sowie jene der ersten Scenen ging verloren. Ich will die Rechtsfragen unerörtert lassen, wie diejenige, dem es endlich für theures Geld gelungen ist, einen Sitz zu erringen, dazu kommt, sich den Kunstgenuß durch solche Unzukömmlichkeiten schmälern zu lassen; gewiß können aber auch die darstellenden Künstler mehr Rücksicht von einem gebildeten Publicum erwarten. Die Hoftheater-Intendanz, welche früher einmal auf die vielen und lauten Klagen über die die Aussicht sperrenden Damenhüte die wirksame Verordnung des Abnehmens der Hüte erlassen hat, entschließt sich vielleicht doch zu einer Maßregel, welche die Störungen durch das Zuspätkommen verhindert. E.K.”

Tschiang Kai-Schek in den Händen von Meuterern

Die Gefangennahme des Generalissimus hat eine außerordentlich ernste Situation in China geschaffen.

Neue Freie Presse am 14. Dezember 1936

Die Gefangennahme des Generalissimus und Ministerpräsidenten der Nankingregierung Tschiang Kai-Schek durch meuternde Truppen des Marschalls Tscheng-Gsü-Liang in einem Bade in der Nähe von Siansu hat eine außerordentlich ernste Situation in China geschaffen. Marschall Tscheng-Gsü-Liang ist der Sohn des früheren mandschurischen Generalissimus und war seinerzeit Führer der antikommunistischen Truppen in China. Er hat nunmehr erklärt, daß der Zweck seines Einschreitens gegen den Chef der Nankingregierung die Bildung einer neuen Regierung und die Kriegserklärung an Japan wäre, an welchem Kriege die mandschurischen Truppen teilnehmen würden. Sein Ziel ist es, alles chinesische Territorium einschließlich Mandschkos wieder zurückzugewinnen. Außer General Tschiang-Kai-Schek sind auch der Innenminister und Vizekriegsminister Tso-Bin und zwei andere Generäle in Siansu gefangengenommen worden.

Anmerkung: Nach militärischer Intervention der Nationalregierung wurde Tschiang Kai-Schek wieder freigelassen. 1949 flüchtete er nach der Niederlage gegen die Kommunisten unter Mao Zedong  nach Taiwan und proklamierte dort die “Republik China”. Bis zu seinem Tod 1975 träumte er von der Rückeroberung Festlandchinas.

Das Friedensangebot der Mittelmächte

In seinem Tagesbefehl informiert Kaiser Karl die Soldaten über die an die Entente übergebene Note.

Neue Freie Presse am 13. Dezember 1916

Tagesbefehl Kaiser Karls: “An Meine Soldaten und Flotte! Gottes gnädige Hilfe, Eure und Unserer treuen Verbündeten Tapferkeit und Ausdauer haben eine Lage geschaffen, die unseren endgültigen Sieg nicht mehr zweifelhaft erscheinen läßt. In dem Bestreben, den in schwerer Zeit mannhaft ausharrenden Völkern die Segnungen des Friedens wiederzugeben, haben Ich und Meine erlauchten Bundesgenossen einen Versuch zur Herbeiführung eines ehrenvollen Friedens unternommen. Ich bete zum Allmächtigen, er möge diesen Schritt mit seinem Segen geleiten! Ich bin aber auch sicher, Ihr werdet mit gleichem Heldenmut weiter kämpfen, bis der Friede geschlossen ist oder bis Ihr den Feind entscheidend geschlagen habt.”

Anmerkung: Das Friedensangebot der Mittelmächte vom 12. Dezember 1916 enthielt keine konkreten Bedingungen. Es wurde von den Entente-Mächten am 30. Dezember abgelehnt.

Ein Brief Napoleons

Napoleon beschwert sich in einem nun entdeckten Brief im Jahr 1810 über den US-Gesandten. Dieser sei ein “Einfaltspinsel”.

Neue Freie Presse am 12. Dezember 1866, Abendblatt

Unter den Papieren des Staatsarchives in Washington ist vor Kurzem ein Brief Napoleon’s I. aufgefunden worden, welcher den ehemaligen Staatssecretär der Union, Mr. Job. Armstrong, 1810 Gesandter in Paris, zum Gegenstande hat und als ein Typus der genialen Verderbtheit gelten kann, deren sich Napoleon in seinen Urtheilen über Personen und Sachen oft genug bediente. Der Brief lautet in möglichst wortgetreuer Uebersetzung:

“Paris, 19. Juni 1810. Herr Herzog von Cadore, Sie müssen sich alsbald zum amerikanischen Gesandten begeben. Es ist im höchsten Grade lächerlich, daß er es unternimmt, von Dingen zu schreiben, die man nicht verstehen kann. Es wäre mir lieber, er drückte sich englisch aus, und zwar ausführlicher, damit man ihn doch verstehen kann. Wie es nur möglich, daß er so wichtige Dinge in einem Briefe von vier Zeilen abmachen zu können glaubt? Sprechen Sie mit dem Secretär, der hier ist, und auch mit dem, der jeden Augenblick aus Amerika ankommen muß. Schicken Sie durch einen außerordentlichen Courier eine chifrirte Depesche nach Amerika, um den Leuten verständlich zu machen, daß die dortige Regierung nicht hier vertreten ist, daß ihr Gesandter kein Französisch versteht, daß er ein sauertöpfischer Mensch ist, mit dem man nicht verhandeln kann, und daß alle Hindernisse beseitigt sein würden, wenn wir einen Menschen hier hätten, mit dem sich sprechen läßt. Schreiben Sie sofort über den Gegenstand. Lassen Sie mich auch wissen, welche Wirkung der Brief Allenburg’s an die Vereinigten Staaten hatte, was gethan ist und was geschehen soll. Schreiben Sie nach Amerika so, daß der Präsident weiß, welchen Einfaltspinsel er hierher gesendet hat. Napoleon.”

Alfred Nobel ist tot

Der Erfinder des Dynamits ist verstorben - er führte ein Leben voll eiserner Energie.

Neue Freie Presse am 11. Dezember 1896

Wie eine Depeche aus San Remo meldet, ist dort heute Früh Alfred Nobel, der Erfinder des Dynamits, gestorben. Nobel war 1833 in Rußland als der Sohn schwedischer Eltern geboren; sein Vater war Pulverlieferant der russischen Regierung. Nobel wendete sich chemischen Studien zu, und im Jahre 1862 machte er Versuche, das 1845 vom italienischen Chemiker Sobrero erfundene Nitroglycerin als Sprengmittel zu vervollkommnen, in der Absicht, es den Staaten als Schießmaterial anzubieten. Es gelang ihm aber weder in Oesterreich, noch in Schweden und Frankreich seine Erfindung zur Geltung zu bringen. Kaiser Napoleon gab ihm indessen eine Empfehlung an den bekannten Financier Pereire, und dieser ließ sich endlich herbei, Nobel eine mäßige Summe – 100,000 Francs – zur Gründung seiner Fabrik vorzustrecken. Da das Nitroglycerin in seinem flüßigen Zustande nur überaus schwer zu transportiren war und sich fortwährend durch Explosionen Unfälle ereigneten, kam Nobel auf die Idee, sein Product mit Guhr, einer in Hannover gewonnenen thonartigen Masse, zu versetzen, wodurch es Consistenz gewann. Das neue Product kam als Guhr-Dynamit in den Handel, aber trotz seiner Verbesserung blieb bis zum Jahre 1868 seine Verwendung sehr beschränkt. Der Handel und die Beförderung des Productes litten unter großen Erscherungen und Beschränkungen, und erst von dem erwähnten Jahre an wurde es von England und Spanien für den Bergbau in großem Maßstabe in Anspruch genommen. Es klingt anekdotenhaft, aber Nobel erzählte es in späteren Jahren wiederholt als einen Beleg dafür, welchen Umständen oft Erfindungen ihr Glück verdanken, daß es ein schwerer Unfall gewesen war, der die praktischen Engländer auf das Dynamit aufmerksam machte. Nobel hatte auf einem nach Pern gehenden Schiffe eine größere Quantität Dynamit versendet; in der Nähe des Hafens von Lima explodirte die Ladung, und das Schiff ging in tausend Trümmer- Diese gewaltige Leistung imponirte den Engländern, und sie wurden auf Nobel und sein Product aufmerksam. Später verband sich Nobel, der in Paris seinen Wohnsitz genommen hatte, mit dem nachmaligen, auch aus dem Panamaprocess bekannten Ackerbauminister Barbe und gründete in Verbindung mit Letzterem in Deutschland, Oesterreich, England und Amerika Dynamitfabriken. Die erste Fabrik in Oesterreich wurde im Jahre 1870 in Zamky bei Prag errichtet. Nobel erwarb durch seine Fabriken ein colossales Vermögen, und namentlich in England und Spanien erzielte er riesigen Absatz.

Nobel machte dann Versuche, Nitroglycerin mit Nitrocellulose (Schießbaumwolle) zu mischen, und er war einer der Ersten, der, im Jahre 1886 Versuche mit rauchschwachem Pulver machte. Das von ihm auf der Basis von Nitroglycerin erfundene rauchlose Pulver wurde in verschiedenen Staaten eingeführt, darunter auch in Oesterreich-Ungarn, indem es hier mit einigen Veränderungen als Geschützpulver in Verwendung genommen wurde. Schon im Jahre 1885 hatte Nobel alle seine fabriken in Actien-Gesellschaften umgewandelt, und er betheiligte sich nur noch an der Gründung der Preßburger Dynamitfabrik, des größten unter allen ähnlichen Etablissements. Sein rastloser Geist ließ ihn indes nicht lange unthätig und er kaufte kurze Zeit, nachdem er seine Fabriken übergeben, eine - Kanonenfabrik bei Stockholm.

Seit einigen Jahren hatte sich Nobel, der Junggeselle und ein Bruder des in Bakum lebenden russischen Petroleumkönigs Ludwig Nobel war, von allen Geschäften zurückgezogen und lebte theils in Paris, wo er in der Avennue Malakoff ein prächtiges Palais besaß, theils in seiner mit verschwenderischem Luxus ausgestatteten Villa in San Remo. Aber auch dort war der rastlose Mann nicht unthätig; er erbaute bei seiner Villa ein großartiges Laboratorium, wo er mit zwei Chemikern fortwährend arbeitete und beispielsweise unter Anderm ein künstliches Leder erfand. In Wien weilte Nobel wiederholt, und es verband ihn hier jahrelange Freundschaft mit Consul Philipp, dem General-Director der Actien-Gesellschaft Dynamit Nobel. Mit Nobel, der, in vielfacher Beziehung Autodidakt, als das Prototyp eines Erfinders bezeichnet werden darf, scheidet einer jener Männer aus dem Leben, die durch eiserne Energie und rastloses Streben sich einen Weltnamen geschaffen. Seine Freunde rühmen ihm auch nach, daß er in hohem Grade mildthätig war und große Summen für wohlthätige Zwecke verausgabte. Auch das schöngeistige Leben war ihm nicht fremd; sein palais in Paris war ein Sammelpunkt dieser Kreise, und namentlich mit Madame Adam verband ihn enge Freundschaft.

Schallende Ohrfeige im Hotel

Eine wenig empfindliche Strafe für einen aufsehenerregenden Vorfall.

Neue Freie Presse am 10. Dezember 1886

Vor dem Bezirksgerichte der inneren Stadt erschien heute der Impresario Rudolph Laßner als Geklagter, weil er im Speisesaale des „Hôtel Royal“ am 19. November dem Privaten Emil Kralofsky eine schallende Ohrfeige versetzt hatte. Rudolph Laßner gab bei der heutigen Verhandlung an, daß der Kläger ihm vom Nebentische aus fortwährend „fixirt“ habe, daß derselbe dann gewissermaßen „Gesichter geschnitten“ und ausgespuckt habe. Daraufhin sei das Rencontre erfolgt. Der als Zeuge vernommene Hotelier Franz Bauer sagte aus, Laßner habe, wegen seiner Aufsehen erregenden Handlungsweise befragt, erklärt: „Der Bube hat mich ja so fixirt, daß ich ihm eine Ohrfeige geben mußte.“ Weiters gab Bauer an, der Vorfall habe solche Erregung unter den zahlreichen Gästen hervorgerufen, daß sich leicht eine Fortsetzung der Scene hätte ereignen können. Laßner soll auch noch die Bemerkung gemacht haben: „Uebrigens habe ich noch mehr Ohrfeigen auf Lager.“ Heute bemerkte der Geklagte, daß es ihm leid thue, daß er sich damals so weit habe hinreißen lassen. Die Strafe, die ihm zuerkannt wurde, war eine verhältnismäßig wenig empfindliche. Er wurde zu einer Geldstrafe von zwanzig Gulden verurtheilt.

Lloyd George ist neuer britischer Premier

Die “Presse” schreibt von einer “Palastrevolution” in Großbritannien.

Neue Freie Presse am 9. Dezember 1916

David Lloyd George ist am Ziele. Durch den Krieg ist er ein Machtpolitiker geworden, und sein starkes Temperament, das im Frieden in dem Streben nach gesellschaftlichen Verbesserungen und in scharfen Angriffen auf den Landbesitz sich entlud, dient jetzt mit gleicher Leidenschaftlichkeit dem Plane, die Gewalt über ein Weltreich und über den Frieden von Europa in wenigen Händen zu vereinigen. Lloyd George ist nicht in den altehrwürdigen, parlamentarischen Formen Premierminister von England geworden. Er ist durch eine Palastrevolution in die Höhe gestiegen. Asquith hat keine Niederlage im Unterhause erlitten, wenigstens keine, die von höherer Bedeutung gewesen wäre, als die gewöhnlichen Zwischenfälle, unter denen alternde Regierungen zu leiden pflegen. Der neue Premierminister hat nicht in offener Feldschlacht über seinen Vorgänger gesiegt, sondern ihn durch Umtriebe in den Wandelgängen, in den Klubs und in den Salons des Adels gestürzt.

Ein Wien-Budapester Schnellzug eingeschneit

Der Zug fror buchstäblich auf den Schienen fest.

Neue Freie Presse am 8. Dezember 1926

Der Montag nachmittag 4 Uhr fünfzig Minuten von Wien nach Budapest abgegangene Schnellzug ist erst Dienstagmittag in Budapest eingetroffen. Der Zug war von Hegyeshalom in einen orkanartigen Schneesturm geraten und konnte sich nicht weiterbewegen. Da die telegraphischen und telephonischen Verbindungen abgerissen waren, begab sich ein Kondukteur durch den Schnee nach Hegyeshalom, von wo drei Schneepflüge und eine Hilfslokomotive zur Befreiung des eingeschneiten Zuges abgesendet wurden. Aber auch die Schneepflüge und die Hilfslokomotive blieben stecken. Der Zug fror buchstäblich auf den Schienen fest. Die Passagiere verbrachten die ganze Nacht im Zuge.

Um 3 Uhr früh kam eine neue Hilfslokomotive mit Schneepflügen; es gelang dann, den Zug freizumachen und nach Hegyeshalom zu bringen. Ein Mitreisender erzählt, das Schneegestöber war so dicht, daß der Zugsführer den Zug anhalten mußte, da man überhaupt nichts sehen konnte; es war unmöglich, die Waggons zu verlassen, da der Schnee immer dichter fiel. Man ängstigte sich, daß ein entgegenkommender Zug in den stehenden hineinfahren könnte. Der Orkan entwurzelte die Bäume und Telegraphenstangen und schleuderte sie gegen die Fenster, welche zertrümmert wurden.

Wenige Glückliche konnten sich in den Speisewagen retten, wo es erträglich war. In den übrigen Waggons fror man natürlich. In Hegyeshalom mußten dann die Leute gelabt werden. Die Direktion der Staatbahnen teilt mit, daß es nunmehr gelungen sei, die Strecke vollkommen freizumachen, so daß weitere Züge nunmehr pünktlich verkehren werden. Es wurden Streckenwachen aufgestellt, Hilfslokomotiven und Schneepflüge sind in Bereitschaft. Auf der Südbahn geht der Verkehr normal. Telegraphen- und Telephonleitungen sind aber zum größten Teil zerstört, so daß Ungarn nur durch Radio und Telephon über Berlin mit dem Ausland verkehrt.

Wo die meisten Eier konsumiert werden

Die Engländer und die Deutschen sind auf den Geschmack gekommen.

Neue Freie Presse am 7. Dezember 1896

Der Pariser „Figaro“ widmet dem Consum von Eiern folgende statistische Daten. Die Nationen, welche den größten Consum an Eiern zu verzeichnen haben, sind die Engländer und die Deutschen. Im Jahre 1895 importierte England 1250 Millionen Eier für eine Summe von 100 Millionen Francs. Sein Hauptlieferant war Frankreich. Während desselben Jahres importierte Deutschland 80 Millionen Kilogramm Eier für die Summe von 100 Millionen Francs. Die meisten derselben kamen aus Russland und Oesterreich-Ungarn. Rußland entwickelt den Handel mit Eiern in außerordentlicher Weise. Während es vor nicht allzu langer Zeit nicht mehr als 11 Millionen Stück jährlich exportierte, versendete es im Jahre 1895 nicht weniger als 1250 Millionen n Stück im Werthe von 51 Millionen Francs.

Ein militärisches Nikolofest

Ein Tanzkränzchen bis in die frühen Morgenstunden.

Neue Freie Presse am 6. Dezember 1896

Die Frequentanten des in Wiener-Neustadt befindlichen, unter der Leitung des Obersten Alexander Ritter v. Czajkowski-Berynda stehenden Militär-Turn- und Fechtcurses, durchwegs Officiere der Armee und der beiden Landwehren, veranstalteten am 4.d. Abends ein gemütliches Nokolofest, dem als Gäste der Commandant der theresianischen Akademie, FML. Ritter v. Kosak, die Officiere der Garnison und viele Honorationen von Wiener-Neustadt mit ihren Familien beiwohnten. Die Frequentanten der genannten Schule, welche nicht nur ritterlichen Uebungen, wie dem Fechten mit allen Arten von Waffen, sondern auch dem modernen Sport, wie Turnen, Radfahren, Ski-Laufen u.f.w., obliegen und deren Aufgabe es ist, einst als Lehrer in diesen Fertigkeiten bei ihren Truppenkörpern zu wirken, haben am Freitag Abends den Beweis erbracht, daß sich auch in gesellschaftlichen Künsten bewandert sind. Eine Reihe von ebenso amüsanten als originellen Productionen, die sämmtlich von Officieren unter Leitung des Oberleutnant Baron Duval ausgeführt wurden, rief Stürme von Heiterkeit hervor. Alle Darsteller wurden daher durch reichen Beifall ausgezeichnet. Den Schluß des schönen Festes bildete ein animiertes Tanzkränzchen, das erst in den Morgenstunden endete

Ein irrsinniger Prophet

Der eine im Krankenhaus, der andere will die „verdorbenste Stadt der Welt“ bereinigen.

Neue Freie Presse am 5. Dezember 1906

Telegramme aus Chicago melden, daß der Prophet Elijah, eigentlich Doktor Dowie, der bekannte Gründer von Zion City, jetzt hoffnungslos irrsinnig geworden ist. Vor einigen tagen wollte er einigen seiner Anhänger eine Predigt halten, brach aber zusammen und mußte durch Wärter aus dem Zimmer gebracht werden. Seine Frau und sein Sohn haben ihn verlassen. Die Aerzte glauben nicht, daß der Prophet noch lange leben wird. Inzwischen hat sich Boliva, der sogenannte „Aufseher“, für Dowies Nachfolger erklärt und will eine neue Stadt auf sozialistischer Basis gründen. In der Zionkirche sagte er zu etwa tausend Gläubigen: „Ich werde aus eurer Mitte zehn auserwählte Familien erlesen. Ich will nur solche haben, die mir gehorchen und an mich glauben und an niemanden andern. Um diesen kleinen Stamm werde ich ein sozialistisches Reich aufbauen, das mit der Zeit die Welt beherrschen wird. Boliva wollte nicht sagen, wo er die Stadt gründen will, erklärte aber, sie dürfe nicht zu weit von Chicago entfernt sein, da dies die verdorbenste Stadt der Welt sei, die Boliva zu reinigen beabsichtigt. Chicago wird dee Propheten Dowie und seinen verrückten Anhängern keine Träne nachweinen. In den dreizehn Jahren, während deren Elijah Zion beherrschte, hat er etwa fünfzehn Millionen Dollars durch Sammlungen aufgebracht. Heute ist nicht nur nichts von diesem Gelde vorhanden, sondern es besteht noch die runde Summe von fünf Millionen Dollars an Schulden.

Anmerkung: John Alexander Dowie wurde in Edinburgh geboren und wanderte 1860 nach Australien aus, wo er als Prediger tätig wurde. Schließlich kehrte er nach Schottland zurück und studierte Theologie. 1888 wanderte er in die USA aus, wo er bald in Chicago die „Christian Catholic Apostolic Church“ gründete. 1901 gründete er unweit von Chicago eine eigene Stadt, die „City of Zion“. 1902 gab er bekannt, der wiedergekommene biblische Prophet Elijah zu sein. 1907 verstarb der „Glaubensheiler“ nach einem schweren Schlaganfall, verlassen von seiner Frau und seinen Kindern.

Kaiser Karl übernimmt den Oberbefehl über das Heer

Der bisherige Oberbefehlshaber Erzherzog Friedrich ist nur noch Stellvertreter.

Neue Freie Presse am 4. Dezember 1916

Ein Armee- und Flottenbefehl des Kaisers teilt mit, daß der Monarch den Oberbefehl über die gesamten Streitkräfte der Armee und Flotte übernommen hat. Die Übernahme des Oberkommandos durch Kaiser Karl entspricht den Grundsatze der Kriegsführung, wonach der Herrscher, der zugleich der Oberste Kriegsherr ist, auch im Kriege persönlich den Oberbefehl über die gesamte Heeres- und Flottenmacht führen soll. Der Kaiser vereinigt in einer solchen Zeit, in der es sich um die Lebensfragen des Reiches handelt, in seiner Hand sämtliche zivile und militärische Gewalten, was die reibungslose Durchführung aller politischen und militärischen Entschlüsse wesentlich fördert. Im gegenwärtigen kriege ist die Übernahme des Oberkommandos durch den Obersten Kriegsherrn zugleich der hinfällige Ausdruck der Tatsache, daß der Weltkrieg das ganze Volk unter die Waffen gerufen hat.

Die Schaffung eines Oberkommandos über die Wehrmacht, an dessen Spitze nicht der Oberste Kriegsherr unmittelbar stand, war in dem hohen Alter des Kaisers Franz Josef gegründet. Sie war die Folge des seit dem Jahre 1908 bestehenden Zustandes. Schon damals hatte Kaiser Franz Josef, mit Rücksicht auf seine vorgerückten Jahre, die Funktionen des präsumtiven Armeeoberkommandanten an den Erzherzog Franz Ferdinand übertragen. (...)

Nunmehr tritt der Kaiser selbst an die Spitze der österreichisch-ungarischen Streitkräfte. Der Entschluß, mit dem Kaiser Karl den Oberbefehl übernimmt, wird in der Armee und Flotte und in der Öffentlichkeit mit großer Sympathie aufgenommen werden.

Arbeitermeeting gegen die Fleischnot

Vor dem Rathaus hört man Hochrufe auf die Wahlreform und Protestrufe gegen den Ackerbauminister.

Neue Freie Presse am 3. Dezember 1906

Eine riesige Menge Arbeiter hatte sich gestern nachmittags in und vor der Volkshalle des Rathauses eingefunden, um zur Fleischteuerung Stellung zu nehmen. Der weite Raum vor dem Rathause war bis zum Burgtheater und den anrainenden Straßen um das Rathaus dicht mit Menschen gefüllt, die sich während der in der Volkshalle tagenden Versammlung vollständig ruhig verhielten. An der Versammlung nahmen teil: die Abgeordneten Dr. Adler, Seitz, Schuhmeier, die Gemeinderäte Neumann, Winarsky, Klebinder und als Vertreter der Regierung Oberkommissär Demar. Die Verhandlungen über die Fleischfrage, denen eine politische Kundgebung für das allgemeine Wahlrecht voranging, nahmen folgenden Verlauf:

Abg. Dr. Adler leitete die vom Abgeordnetenhause angenommene Wahlreform. Er fragte unter anderem: Bevor Sie zur Erledigung Ihrer Tagesordnung schreiten, fühle ich das Bedürfnis, einige Worte an Sie zu richten. Sie feiern heute einen ganz besonderen Tag, denn gestern wurde im Abgeordnetenhause das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht in zweiter und dritter Lesung angenommen. Ein Jahr ist es her – drei Tage über ein Jahr – da sind wir vor das Parlament gezogen und haben den Herren drinnen die Notwendigkeit einer Wahlreform vor Augen geführt. Ein jahr voll schwerster politischer Arbeit , voll Krisen, voll Gefahren ist vorüber. Dieses Jahr ist zu Ende und das gleiche Wahlrecht ist zur Tatsache in Oesterreich geworden. Redner legt dar, das gleiche Wahlrecht war eine geschichtliche Notwendigkeit. Die Kraft dieser Idee wird uns auch weiter führen. Noch harrt das gleiche Wahlrecht der Unterschrift des Herrenhauses. Wir wissen sehr genau: leicht wird es den Herren im Herrenhause nicht werden, das gleiche Recht des Volkes anzuerkennen. Wir haben das eiserne Vertrauen, daß die unabwendbare Notwendigkeit, die das Abgeordnetenhaus mit allen seinen widerstrebenden Parteien gezwungen hat, das gleiche Wahlrecht zu vollenden, daß diese Notwendigkeit für Staat und Volk , für die Ruhe und die Möglichkeit einer Entwicklung in Oesterreich auch stark genug sein wird, die Herren im Herrenhause zu beugen.

(…) Gemeinderat Winarsky erachtete es dann in seiner Begrüßungsansprache als die Pflicht der arbeitenden Bevölkerung, die Regierung, das Parlament und die Gemeinde daran zu erinnern, daß sie nicht zum Schutze der agrarischen Interessen, sondern dazu da sind, die Millionen der Bevölkerung zu schützen. (…) Gemeinderat Neumann griff die Regierung als ausübendes Vollzugsorgan der Agrarier an, das sich der Einfuhr französischer Ochsen sogar einen Vertragsbruch der Schweiz gefallen ließ. Als Neumann den Empfang der Fleischhauerdeputation beim Ackerbauminister besprach, brach die Versammlung in stürmische Protestrufe gegen den Grafen Auersperg aus, die minutenlang jedes Wort des Redners übertönten. Der Redner besprach, als er wieder zum Worte kam, die mißlungenen Aktionen der Gemeinde Wien. Nur in der Oeffnung der Grenzen liegt die Möglichkeit einer Abhilfe der Fleischnot. Er verurteilte dann die Art der Anwednung des Seuchengesetzes und beantragte eine zu beschließende Resolution, in welcher ausgeführt wird, daß die unheimliche Teuerung der Fleischpreise zum größten Teil ihre Ursache in der in Oesterreich herrschenden Viehnot hat, welche verschärft wird durch die Viehausfuhr, und Verhinderung jeglicher Einfuhr von Vieh und frischem Fleisch durch die ungeheuren Vieh- und Fleischzölle und den Mißbrauch des Seuchengesetzes Abgeordneter Schuhmeier erklärte, daß einer nach dem anderen die Schuld an dem Fleischwucher von sich wenden wolle. (…)

Der Auszug der Versammlunsteilnehmer aus der Volkshalle gestaltete sich, weil die vieltausenköpfige Menge, die in den Arkaden und vor dem Rathause Aufstellung genommen hatte, nicht zurückweichen wollte, sehr schwierig. Die Menschen wurden tatsächlich so eingeteilt, daß viele von ihnen über die Stufen getragen wurden. Der Zugang zur Felderstraße war durch ein Spalier vor Arbeiterordnern, hinter denen Wachleute patrouillierten, abgesperrt. In der Umgebung des Ackerbauministeriums in der Liebiggasse waren eine größere Anzahl von berittenen Polizisten und Wachleuten zu Fuß aufgestellt, die von sozialdemokratischen Ordnern unterstützt wurden. Zu Demonstrationen kam es hier nicht. Die Menge vor der Volkshalle zerstreute sich erst, als mitgeteilt wurde, daß vor dem Rathause nicht gesprochen werde. In einem mächtigen Zuge marschierte die Menge durch die Reichsratsstraße über den Schmerlingplatz unter Hochrufen auf die Wahlreform und Protestrufen gegen den Ackerbauminister ab. Die Demonstration war um 5 Uhr zu Ende.

Plünderungen in Wien

Die Teuerung führt zu Protesten und Ausschreitungen. Die Polizei zeigt sich ziemlich machtlos.

Neue Freie Presse am 2. Dezember 1921

Wien ist heute der Schauplatz von gewalttätigen Ausschreitungen, von Sachbeschädigungen und Plünderungen geworden, wie sie sich in ähnlichem Umfange seit Menschengedenken in unserer Stadt nicht ereignet haben. Unter die Stadlauer und die Floridsdorfer Arbeiter, die in den ersten Nachmittagsstunden zum Parlament gezogen waren, um gegen die Teuerung zu demonstrieren, und die Durchführung des sozialdemokratischen Finanzplanes zu verlangen, hatten sich zahlreiche höchst eindeutige Elemente gemischt. Bereits auf dem Hinmarsch wurden auf der Ringstraße, aber auch in anderen Straßen, die der Zug passierte, bei zahlreichen Kaffeehäusern und sonstigen Lokalen die Fensterscheiben eingeschlagen. Im Laufe des Nachmittags wiederholten sich diese turbulenten Szenen in verstärktem Ausmaße. Es kam zu einem regelrechten Sturm auf die Ringstraßenhotels und im Hotel Bristol blieb es nicht bei eingeschlagenen Fensterscheiben und zerstörtem Mobiliar, sondern die Exzedenten drangen bis in die einzelnen Passagierzimmer, wo vielfache Diebstähle und räuberische Eingriffe verübt wurden.

Auch in einer langen Reihe von Geschäften in den Hauptstraßen der Innern Stadt sowie in den Geschäftsstraßen der Leopoldstadt, von Mariahilf und in anderen Bezirken wurden Geschäfte, namentlich Lebensmittelläden, Kleider- und Schuhetablissements geplündert. Vereinzelt kam es auch zur Mißhandlung der Passantenn oder der Insassen von Automobilen. Aber auch simple Straßenbahnpassagiere wurden auswaggoniert und geschlagen. Bis in die Abendstunden hinein erneuerten sich derartige Ausschreitungen. Dieses und jenes Kaffeehaus gleicht einem Orte, wo eine Bombenexplosion stattgefunden hat. Und kaum ein Wiener Kaffeehaus, mit Ausnahme jener, die infolge der Verfügungen des Kriegswucheramtes augenblicklich geschlossen sind, ist ohne die Einbuße von Fensterscheiben davongekommen. Der angerichtete Sachschaden geht in die Milliarden. Die Wachmannschaft zeigte sich den Exzedenten gegenüber ziemlich machtlos. Immerhin wurden den Plünderern vielfach gestohlene Gegenstände wieder abgenommen. Die Arretierten wurden auf Lastautos in die Polizeidirektion gebracht und starke Trupps berittener Wachleute, die sie eskortierten, verhinderten etwaige Befreiungsversuche.

Das Parlamentsgebäude selbst hat verhältnismäßig geringen Schaden genommen. Versuche der Demonstranten, dort einzudringen, wurden verhindert. Eine Deputation wurde vom Bundeskanzler und Finanzminister empfangen. Der Bundeskanzler versprach, daß gegenüber Preistreibern und Wuchereren mit aller Schärfe vorgegangen werden solle, und der Finanzminister stellte eine strenge staatliche Kontrolle des Valuten- und Devisenverkehrs, eine Novelle der Vermögensabgabe und die obligatorische Kinderversicherung in Aussicht. Dagegen betonte er, daß der Anforderung der Devisen und Valuten Schwierigkeiten gegenüberstehen.

Anmerkung: Nach dem Ersten Weltkrieg kam es in Österreich und Deutschland zur Hyperinflation. Während etwa ein Laib Brot im Jahr 1914 in Österreich 0,46 Kronen kostete, waren es 1921 schon 160 Kronen, 1922 sogar 5670 Kronen.

Ermäßigung der Luxussteuer

Maßnahmen zur Erleichterung des Weihnachtsgeschäfts.

Neue Freie Presse am 1. Dezember 1926

Die Regierung will jene Industrie begünstigen, der Wien besondere Erfolge verdankt, von der so viele Männer und Frauen leben, jene Industrie, wo sich die besten Eigenschaften des Wieners auswirken können, nämlich Phantasie und Geschmack, Fähigkeit der Improvisation, Talent, aus nichts etwas zu machen und durch eine Schleife, durch eine reizende Variante in den grauen Alltag ein bißchen Freude hineinzubringen, das Lächeln der Hoffnung. Die Regierung will in vierundsechzig Fällen die bisherigen Bestimmungen verbessern. Bei Seide und Seidenkleidern, bei Schuhen, bei Möbeln und Sportgeräten, bei billigen Juwelen, bei Vasen aus Porzellan, bei Deckchen, Spielsachen, Zuckerwaren und Weinen, wir heben nur einige Beispiele heraus, wird jene Preisgrenze höher gestellt, die für den Luxuscharakter ausschlaggebend ist. Noch immer wird die schwere Artillerie des Reichtumes von der Wucht des Gesetzes getrieben, noch immer ist man hierzulande noch nicht so weit wie in Deutschland, wo die Luxussteuer aufgehoben wurde. Aber trotzdem, es ist ein wesentlicher Fortschritt erzielt und die allerärgsten Härten sind beseitigt. Statt der zehnprozentigen Prägravierung ist nunmehr für die befreiten Objekte nur die allgemeine Warensatzsteuer von zwei Prozent zu entrichten, und da das allgemeine Erträgnis der Luxussteuer mit zwanzig Millionen geschätzt wird, so wird die Kaufmannswelt etwa um die Hälfte, um zehn Millionen weniger dem Fiskus opfern. (…)
Die Luxusbesteuerung ist ja immer problematisch gewesen und hat niemals gehalten, was sie versprach. So ist es, wenn sich Ideen außerwirtschaftlicher Natur in die Finanzpolitik hineinmengen; wenn man anfängt, zu moralisieren statt rein sachlichen Erwägungen zu gehorchen. Schon während des Krieges ist in Frankreich und Deutschland der Plan einer Luxusabgabe aufgetaucht, und welches Parlament hätte dem Sirenenrufe widerstehen können, dem Gassenhauer: Nieder mit den Frevlern, die durch Kriegsgewinn das Geld erwuchern, um ihre Frauen mit Diamanten zu behängen, die Feste feiern über den Leichen des Volkes. Die Luxussteuer wurde eingeführt sowohl in Frankreich wie in Deutschland, Edelmetall, Perlen, Taschenuhren, Malerei und Graphik, Antiquitäten und Sammelgegenstände, Pelzwerk, Teppiche und weiß Gott, was noch alles, wurde mit mehr als elf Prozent in Deutschland, mit zehn Prozent in Frankreich bestraft. Aber sehr bald regte sich der Widerspruch. Nirgends konnte sich die wirtschaftliche Krise mit dem Schnüffelsystem befreunden, mit der Qualitätsfeindlichkeit, mit der Kulturfeindlichkeit, die jede Luxussteuer mehr oder minder begleitet. Der Begriff des Luxus ist so wechselnd und so sehr den geistigen Strömungen unterworfen, daß ein absoluter Maßstab kaum jemals zu finden ist. Noch vor wenigen Jahren wäre jeder nüchtern Denkende empört gewesen, hätte er sehen können, daß, wie es jetzt gang und gäbe ist, alle Frauen, die nicht direkt zu den Armen gehören, Seidenstrümpfe tragen: wie sie Schuhwerk kaufen, unvergleichlich zierlicher, als es noch in der Epoche unserer Mütter und Großmütter der Fall war. Luxus würden für einen Menschen aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts die einfachsten hygienischen Einrichtungen bedeuten, das, was uns heute einfachstes Gebot der Reinlichkeit erscheint, das Badezimmer und alles, was dazu gehört...

Die Luxussteuer ist ja nur der hinkende Bote, den der Staat dem Verfall der öffentlichenMoral nachsendet. So begann sie in Rom in der Arena der allgemeinen Dekadenz, so wird sie immer wieder hervorgezogen, um die Rute zu schwingen gegen ein Uebel, das doch nur durch Volkserziehung ausgerottet wird, durch eine Erneuerung des Gewissens, durch bessere Möglichkeiten der Produktivität und jenes Einkommens, das durch ehrliche Arbeit erworben wird. Man vergißt immer, daß hinter den Annehmlichkeiten des Lebens so und so viele Menschen stehen, die ihr Dasein aus der Erzeugung solcher Gegenstände fristen. Man übersieht, daß es unmöglich ist, eine Großstadt wie Wien, ja eine Großstadt überhaupt herabzudrücken in ihrem Standard, sie zu veröden, ohne daß andere Städte dann mehr Anziehungskraft auf Fremde haben und ungezählte Millionen einkassieren, die unsere Zahlungsbilanz, unserem Export, dem sichtbaren und dem unsichtbaren, entgehen. Die sozialdemokratische Partei hat bisher nicht geduldet, daß der Ladenschluß in vernünftiger und gemäßigter Weise über sechs Uhr verlängert wird. Das ist ein Attentat auf den Gewerbefleiß, das kennzeichnet die ganze Verbohrtheit, den ganzen Stumpfsinn unserer parteipolitischen Bonzen. Die Regierung will wenigstens im Rahmen ihrer Möglichkeiten ein Gegengewicht bilden.

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