Als die erste öffentliche Spültoilette ihre Türen öffnete

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Vor 165 Jahren wurde in London die erste öffentliche Herrenwaschraum mit moderner Toilette eröffnet. Die Damenwelt musste noch neun Tage auf ihre "Bedürfnisanstalt" warten. Allerdings: Schon die alten Römer wussten schöne Klos zu schätzen.

Seit wenigen Monaten beherbergt das New Yorker Guggenheim Museum ein besonderes - weil glänzend und praktisch zugleich - Ausstellungsstück: eine Toilette aus purem Gold. Installiert wurde sie im vierten Stock des Gebäudes von dem italienischen Künstler Maurizio Cattelan, darauf Platz nehmen dürfen alle Museumsbesucher. Was heute eine (wenn auch nicht immer eine derart optisch bzw. olfaktorisch ansprechende) Selbstverständlichkeit ist, war lange eine Rarität: die öffentliche Toilette.

Den ersten Waschraum mit moderner Spültoilette reklamieren jedenfalls die Engländer für sich. Sie wollen ihn, im Kampf gegen Gestank und für Hygiene, am 2. Februar 1852 eröffnet haben - und zwar in der Londoner Fleet Street, Hausnummer 95, gleich neben der Society of Arts. Benutzen durften das „stille Örtchen" nur Männer - und dazu wurden sie auch explizit aufgefordert. So soll die Society of Arts derart begeistert von ihrer Innovation gewesen sein, dass sie mehrere Wochen hindurch in der "Times" ein Klo-Inserat schalten ließ.

Die britische Damenwelt musste sich hingegen noch neun Tage lang gedulden - und eine knappe Meile weiter gehen, um sich öffentlich zu erleichtern: Am 11. Februar wurde in der Bedford Street 51 ein entsprechender Damenwaschraum aufgesperrt.

"Hüte Dich, auf die Straße zu kacken!"

Die ersten öffentlichen Klos waren die Londoner Spültoiletten allerdings nicht. So sind im einstigen Mesopotamien sieben nebeneinander aufgestellte Steine dokumentiert, in die Löcher zur körperlichen Erleichterung gemeißelt wurden; datiert auf das Jahr 2800 vor Christus. Auf Kreta gab es 600 v. Chr. ähnliche Vorrichtungen für 44 Toilettensuchende.

Der „Durchbruch" der Toilette wird hingegen den alten Römern zugerechnet, die nicht nur den Ausspruch „Geld stinkt nicht" (Kaiser Vespasian führte während seiner Regentschaft eine Latrinensteuer ein), sondern mit der öffentlichen Latrine (ein einfacheres Modell davon war die Necessaria) sowie der „Cloaca Maxima" auch bauliche Zeichen setzten. In der italienischen Stadt Pompeji rührte so mancher sogar die Werbetrommel für das öffentliche Geschäft: „Cacator cave malum! Aut si contempseris, habeas Jovem iratum!", soll gerufen worden sein („Hüte Dich, auf die Straße zu kacken! Sonst wird Dich Jupiters Zorn treffen!").

Im Mittelalter wurde die Reinlichkeit indes wieder hintangestellt - und die Notdurft in Ecken, Sickergruben oder Nachttöpfen verrichtet, deren Inhalt nach einer kippenden Bewegung häufig seinen Weg auf die Gehwege fand. Es sollte  bis ins Jahr 1596 dauern, bis Sir John Harington das Wasserklosett erfand: Zum öffentlichen wie privaten „Must have" schaffte es das Klo aber nicht, sondern wurde rasch wieder vergessen. Sodass der Schotte Alexander Cummings 1775 das Patent für seine Ausführung eines Klosetts erhielt.

Übrigens: Im Jahr 2001 wurde der 19. November von der Welttoilettenorganisation zum „Welttoilettentag" ausgerufen.

(hell)

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