Bundesheer: Vor 60 Jahren begann das Jet-Zeitalter

Das erste Düsenkampfflugzeug Österreichs: die britische "Vampire" von de Havilland.
Das erste Düsenkampfflugzeug Österreichs: die britische "Vampire" von de Havilland.APA/BUNDESHEER
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Am 27. März 1957 wurden die ersten Düsenkampfflugzeuge an Österreichs junges Militär übergeben: Es waren Maschinen vom britischen Modell De Havilland "Vampire".

Seit 60 Jahren verfügt das Bundesheer über Düsenflugzeuge: Am 27. März 1957 wurden dem österreichischen Heer die ersten Düsenjäger übergeben, nämlich Trainings-/leichte Kampfflugzeuge des britischen Typs De Havilland DH-115 "Vampire". Seit 2007 fliegt in Österreich die Eurofighter "Typhoon" - bis heute politisch umstritten, wenngleich sie eines der objektiv gesehen besten Kampfflugzeuge der Welt ist.

Ein rumänischer Erfinder

Bereits in den 1930ern wurde in Deutschland mit Strahlantrieben experimentiert, aber auch in Großbritannien, Italien und den USA.

Ja tatsächlich arbeitete bereits gegen 1910 herum ein Rumäne, der Erfinder Henri Marie Coandă (1886-1972), an einer seltsamen Mischung aus Strahl- und Kolbentriebwerk, der Entwurf wurde sogar auf der Internationalen Luftfahrtmesse in Paris im Oktober 1910 vorgestellt, doch es gab wenig später einen Unfall und das Konzept verlief sich im Wind.

Die "Coandă 1910", das wohl erste Flugzeug mit einer Art Düsenantrieb.
Die "Coandă 1910", das wohl erste Flugzeug mit einer Art Düsenantrieb.Flight Magazine, 1910

Die ersten flugfähigen Strahlflugzeuge (der englische Begriff für "Strahl" im Sinne eines gerichteten Auswurfs von Materie ist "Jet", daher der Begriff "Jet" für Düsenflugzeuge, der unter Laien bedauerlicherweise oft auch zum Synonym für Propellerflugzeuge geworden ist) wurden ab 1936/37 in Deutschland gebaut. Federführend waren der Physiker und Ingenieur Hans Joachim Pabst von Ohain (1911 bis 1998) sowie der Flugzeugbauer Heinkel (Sitz in Warnemünde bzw. Rostock).

Der Deutsche Hans von Ohain, neben dem Engländer Frank Whittle einer der Erfinder des Strahlantriebs.
Der Deutsche Hans von Ohain, neben dem Engländer Frank Whittle einer der Erfinder des Strahlantriebs.Archiv/USAF

Der Erstflug eines Strahlflugzeugs gelang im August 1939, kurz vor Beginn des Polenfeldzugs, mit der Heinkel He 178 in Rostock-Marienehe, Testpilot war Erich Warsitz (1906-83). In Italien flog ein Jahr später, am 28. August 1940, die Campini-Caproni C.C.2, in Großbritannien Mitte Mai 1941 die klobige, irgendwie bullterrierförmige Gloster E.28/39.

Militärisch in größerem Stil eingesetzt wurde im Krieg ab Juli 1944 eigentlich fast nur die deutsche Messerschmitt Me 262 "Schwalbe" bzw. "Sturmvogel" (gebaut zu etwa 1400 Stück, auch in Österreich/Ostmark), das war ein zweistrahliger Jäger bzw. Jagdbomber, der nach Hitlers Willen ein Mittelstreckenbomber hätte werden sollen. Ein richtiger Bomber, die Arado Ar-234 "Blitz", flog ab Sommer 1944 als für Jäger uneinholbarer Aufklärer etwa über England, als Bomber dann ab Dezember 1944.

Kein Zusammentreffen im Zweiten Weltkrieg

Umgekehrt brachten die Briten ab Juli 1944 die Gloster "Meteor" hoch, einen schnellen zweistrahligen Jäger, der deutsche V1-Flugbomben bekämpfte, indem er sie beschoss oder mittels der Flügel aus der Bahn warf und zum Absturz brachte. Erst Februar 1945 wurden einige Meteors in die Niederlande verlegt. Gefechte mit der Me 262 gab es nie, bei Bodenangriffen wurden drei  bis vier Dutzend deutscher Flugzeuge auf ihren Horsten zerstört.

Hochinteressant: Der wenig bekannte italienische Düsenjäger Campini-Caproni C.C.2 auf dem Flug von Mailand nach Rom, November 1941.
Hochinteressant: Der wenig bekannte italienische Düsenjäger Campini-Caproni C.C.2 auf dem Flug von Mailand nach Rom, November 1941.Regia Aeronautica
Replik einer Me-262 anno 2006 bei der ILA Berlin.
Replik einer Me-262 anno 2006 bei der ILA Berlin.Noop1958, GNU General Public License 3

Allesamt waren diese Düsenjets der Ersten Generation noch Unterschallflugzeuge, aber weit schneller als die schnellsten damaligen Propellerflugzeuge: Die Höchstleistung seriengefertigter Propellerjäger in der Endphase des Kriegs lag bei etwa 650 bis 720 km/h, die Düsenjets waren 150 bis 200 km/h schneller. Ihren ersten großen Einsatz hatten Düsenflugzeuge im Korea-Krieg 1950 bis 1953, etwa in Form der sowjetischen Mikojan MiG-15 "Fagot", der amerikanischen North American F-86 "Sabre" und eben der britischen Meteors und Vampires.

Vampire im Luftfahrtmuseum Zeltweg
Vampire im Luftfahrtmuseum ZeltwegAirpower-Collection/Georg Mader

Im Zuge der Neuaufstellung des Bundesheers 1955 wurde entschieden, ebenfalls Düsenflieger anzuschaffen. Die Budgetmittel waren laut Luftfahrtexperten schon damals knapper als die Wünsche. Ab März 1957 landeten zunächst drei der zweisitzigen Vampires in Österreich, insgesamt waren bis 1972 neun Stück im Einsatz (je vier Maschinenkanonen Kaliber 20 Millimeter, 1000 Kilo Nutzlast für Bomben und ungelenkte Raketen).

Ab 1959 wurden 18 französische Potez/Fouga CM170 "Magister" gekauft. Dabei handelte es sich um sehr leicht gebaute Flugzeuge, primär für die Ausbildung und Erdkampfeinsätze. Auch sie waren bis 1972 im Einsatz.

Die fliegenden Tonnen

In zwei Tranchen ab 1961 kamen 30 Saab J-29F "Tunnan" nach Österreich. Der schwedische Jagdbomber wurde ob seiner bulligen, fassförmigen Erscheinung auch "fliegende Tonne" genannt. Obwohl sie bereits ab Mitte der 1960er nicht mehr dem neuesten Stand entsprachen, wurden auch sie bis 1972 eingesetzt. Ihnen folgten ab Ende der 1960er bis Anfang der 70er letztlich 40 Trainer/leichte Erdkampfflugzeuge Saab 105 OE, von denen noch immer 28 im Regeleinsatz vorhanden sind. Allerdings sollen nur noch ein Dutzend bis etwa 20 wirklich fliegen.

Der elegante "Draken" (Saab J-35OE Mk.II), der ab 1987 in Österreich flog, war dann das erste Überschallflugzeug des Bundesheers. 24 waren von 1987 bis 2005 im Einsatz.

Siehe auch diesen Link und die "Timeline" in diesem "Presse"-Dossier.

(APA/wg)

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