Der Mann, der der Welt den "Big-Mac-Stempel" aufdrückte

Ray Kroc
Ray Kroc(c) imago/ZUMA Press (imago stock&people)
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Der Kinofilm "The Founder" zeigt den Aufstieg des McDonald's-Unternehmers Ray Kroc. Wer war der Mann, der den Burgerkonzern mehr prägte als dessen eigentliche Gründer?

„Kolumbus entdeckte Amerika, Jefferson erfand es und Ray Kroc hat ihm den Big-Mac-Stempel aufgedrückt“, hieß es 1983 im „Esquire“ über den Unternehmer, den das Magazin als eine jener 50 Persönlichkeiten einstufte, die den größten Beitrag zum American Way of Life im 20. Jahrhundert geleistet hätten. Mehr als 30 Jahre nach Ray Krocs Tod hat nun Hollywood den Hamburgerkönig für sich entdeckt - „The Founder“ startet am Donnerstag in den heimischen Kinos. Wer war der Mann, der McDonald's mehr prägte als dessen eigentliche Gründer?

„Ich war 52 Jahre alt, hatte Diabetes und eine beginnende Arthritis. Ich hatte eine Gallen- und eine Schilddrüsenoperation hinter mir. Aber ich war immer noch grün und auf Wachstum gepolt und flog innerlich auf einer Höhe, die leicht über der Reisehöhe des Flugzeugs lag.“ So beschreibt Kroc in seiner - erst jetzt auf Deutsch erschienenen - Autobiographie den Rückflug von einem Treffen im Jahr 1954, das nicht nur sein Leben, sondern die Welt verändern sollte. Im kalifornischen San Bernadino hatte er die Brüder Maurice und Richard (Mac und Dick) McDonald getroffen, die dort ziemlich erfolgreich Burger grillten.

Autobiographie

Ray Kroc: Die wahre Geschichte von McDonald's

FinanzBuch Verlag

2017

Kroc verkaufte zu diesem Zeitpunkt Milchshake-Mixer. 1902 in Oak Park bei Chicago geboren, hatte er bereits ein turbulentes Berufsleben hinter sich. Als 15-Jähriger hatte er mit einem gefälschten Geburtsdatum als Rettungsfahrer im Ersten Weltkrieg angeheuert, kurz vor der Einschiffung nach Frankreich kam allerdings der Frieden. Zurück in der Schule hielt es Kroc nur ein halbes Jahr aus, danach verdingte er sich unter anderem als Verkäufer von Zierbändern, Barpianist und Tafelschreiber an der Börse.

1954 wird Kroc als Verkäufer des „Multimixer“ auf die Brüder McDonald aufmerksam, die gleich acht seiner Geräte erworben haben. Neugierig geworden, stößt er in San Bernadino auf ein äußerst erfolgreiches Schnellrestaurant. 1940 als „McDonald's Bar-B-Q Restaurant“ im damals üblichen Drive-in-Stil (Kellnerinnen bringen die Speisen zu den auf dem Parkplatz wartenden Autos) eröffnet, machten es die Brüder 1948 zum Selbstbedienungsrestaurant mit einem einfachen Konzept: Hamburger um 15 Cent, zubereitet an einer Fließband-ähnlichen Station, zusätzlich lediglich Pommes Frites, Softdrinks und Milchshakes. Das Konzept des Fast Food war geboren.

McDonald-Brüder teilten Krocs Ehrgeiz nicht

Ray Kroc
Ray Kroc(c) imago stock&people (imago stock&people)

Kroc sucht das Gespräch mit den Brüdern, die ihm auch gleich ihr neues architektonisches Konzept präsentieren: zwei goldene Bögen auf dem Dach, die die Restaurants weithin sichtbar machen sollen. Der 52-Jährige wittert das Geschäft seines Lebens. Er versucht, die McDonalds, die zu diesem Zeitpunkt zehn Filialen in Kalifornien und Arizona lizenziert haben, von einer US-weiten Expansion zu überzeugen. Das, so sein Kalkül, würde den Absatz seiner Mixer kräftig ankurbeln. Doch die Brüder lassen sich nicht von Krocs Ehrgeiz anstecken: „Wir brauchen keine neuen Probleme. Wir befinden uns in der glücklichen Lage, unser Leben zu genießen, und das ist alles, was wir wollen.“ Also überredet Kroc sie, ihm die Rechte für das Franchisegeschäft zu überlassen.

Am 15. April 1955 eröffnet der 53-Jährige sein erstes Restaurant in Des Plaines, Illinois. Bald gewinnt er weitere Franchisenehmer hinzu, die ihm eine Lizenzgebühr und einen Teil des Umsatzes zahlen, wovon wiederum ein Teil an die McDonalds-Brüder fließt. Die Franchisenehmer müssen sich an strikte Regeln halten, McDonald's soll überall exakt gleich schmecken und aussehen.

In der Geschäftsbeziehung zwischen Kroc und den McDonald-Brüdern kriselt es unterdessen zunehmend. 1961 zahlt Kroc sie für 2,7 Millionen Dollar aus. Nur vier Jahre später bringt er McDonald's an die Börse.

Hamburger-Wissenschaften mit Nebenfach Pommes

1976 übersteigt der Umsatz des Konzerns erstmals die Milliardengrenze. Nicht nur Franchisegebühren, auch Miet- und Pachtgebühren für Grundstücke von Filialen spülen Geld in die Kasse. Zudem betriebt der Konzern auch selbst Lokale. Angestellte werden an der firmeneigenen „Hamburger University“ in „Hamburger-Wissenschaften mit Nebenfach Pommes Frites“ ausgebildet, mit dem Clown Ronald McDonald wird die Nachwuchs-Kundschaft an die Marke gebunden. Die ursprünglich rot-weiß gefließten Gebäude weichen Backsteinhäusern mit überdimensionierten Fenstern und Innenbestuhlung.

Lange steht McDonald's als leuchtendes Beispiel für den „American Dream“ und den „American Way of Life“, im Laufe der Zeit wird der Konzern aber auch zur Nemesis für Umweltschützer, Ernährungswissenschaftler und Gewerkschafter (Stichwort „McJobs“).

"The Founder" Kroc übt bis zu seinem Tod im Jänner 1984 strikte Kontrolle über McDonald's aus. Mehr als sechs Stunden schläft er nach eigenen Angaben nie. Schließlich habe er, schreibt er in seiner Autobiographie, nie an das Sprichwort geglaubt, dass Arbeit allein nicht glücklich macht.

McDonald's heute

McDonald's hat heute mehr als 36.000 Filialen weltweit in über hundert Ländern. 2016 wurde ein Umsatz von rund 24,6 Milliarden US-Dollar weltweit ausgewiesen - ein Rückgang gegenüber 2015. Vor allem in seinem Heimatland, den USA, tat sich der Konzern zuletzt schwer. In Österreich stieg der Umsatz 2016 hingegen von 576 auf 586 Millionen Euro.

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