Der Klub der Gentlemen, der die Welt verbessern will

George Washington vollzog die Grundsteinlegung des Kapitols nach freimaurerischem Ritus, bekleidet mit dem traditionellen Schurz.
George Washington vollzog die Grundsteinlegung des Kapitols nach freimaurerischem Ritus, bekleidet mit dem traditionellen Schurz.(c) Science Source / PhotoResearcher)
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Der 24. Juni 1717 gilt als Gründungstag der Freimaurerbewegung. In London fanden sich damals vier Logen zur ersten Großloge zusammen. In dieser neuen Form des Männerklubs lebte man die Ideen der Aufklärung. Doch warum musste ein Verein, der humanitäre Anliegen vertrat, geheim sein?

Gibt es eigentlich ein Thema, das man nicht sehr gut mit Max Weber einleiten kann? Der deutsche Soziologe schrieb vor hundert Jahren über die „Entzauberung der Welt“. Der Begriff ist sehr brauchbar, um zu verstehen, was da vor 300 Jahren mit der Gründung der ersten Freimaurerloge begann. Welcher Zauber, welche Magie war verloren gegangen? Webers Antwort: Aufklärung und Modernisierung hatten die Welt säkularisiert, die klassischen Bezugsrahmen, Religion, feudale politische Macht, verblassten und gingen verloren. Ohne dogmatische Bindungen und absolute Autoritäten ist die Sinnfindung aber schwieriger.

Sind die alten Rahmen brüchig geworden, kommt die Stunde des Rituals, es liefert einen neuen Rahmen für den Erziehungsprozess und bewahrt zugleich etwas vom Glanz der magischen Welt, die verloren gegangen ist. So wurde die Freimaurerei zum Mittelglied in einer zerbrochenen Kette, nämlich der von staatlicher und religiöser Autorität. Die Loge, in der sich die Freimaurer versammelten, diente der Erziehung bewusster Bürger. Und noch einen Vorteil hatte das Ritual im Leben der Logenmitglieder, die aus sozial unterschiedlichen Schichten kamen: Es bewahrte vor der Peinlichkeit allzu naher Kontaktaufnahme und, indem es das höfische Protokoll ersetzte, konnte der aufstrebende, aber noch unsichere Bürger den Kontakt mit der alten Oberschicht einüben. So wurde man durch diese bürgerlich-adelige Selbstorganisation zum Gentleman, der Anstand und Sitte zu beherrschen lernte.

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