Hunde sollen das Rätsel um Flugpionierin Earhart lösen

Amelia Earhart 1936
Amelia Earhart 1936(c) imago/ZUMA Press (imago stock&people)
  • Drucken

Vor 80 Jahren verschwanden die Pilotin Amelia Earhart und ihr Navigator Fred Noonan auf einem Pazifik-Flug spurlos. Ein Suchteam will nun die Theorie bestätigen, dass den beiden eine Notlandung gelang.

Es könnte die letzte Chance sein, das Rätsel um das Verschwinden von Amelia Earhart doch noch zu lösen: Mitte Juni ist ein Team der Internationalen Gruppe zur Bergung historischer Flugzeuge (TIGHAR) nach Nikumaroro aufgebrochen, einem unbewohnten Atoll im Pazifik. Die Experten wollen Belege für die Theorie finden, dass die Flugpionierin und ihr Navigator Fred Noonan dort vor 80 Jahren notlandeten und schließlich an Verdursten oder ihren Verletzungen starben.

Das Schicksal der Pilotin und des Navigators bewegte 1937 Millionen Menschen. Die damals 39-jährige Earhart war eine internationale Berühmtheit, hatte Rekorde aufgestellt, Bücher veröffentlicht und für Gleichberechtigung gekämpft.

Die am 24. Juli 1897 geborene US-Amerikanerin gilt schon in ihrer Jugend als „Wildfang“, der Ratten jagte und waghalsige Schlittenfahrten unternahm. Als Schwesternhelferin zur Zeit des Ersten Weltkriegs lernt sie Piloten kennen und entwickelt eine Faszination für die Luftfahrt. Insgesamt fast 30 verschiedene Jobs helfen ihr fortan dabei, den Traum vom Fliegen zu finanzieren. 1921 kauft sie ihre erste eigene Maschine, 1923 erhält sie als sechzehnte Frau der Geschichte den Pilotenschein des internationalen Luftfahrtverbandes.

Als "Gepäck" am Transatlantikflug

1928 ist Earhart die erste Frau auf einem Nonstop-Transatlantikflug – allerdings lediglich als Passagierin, „als Gepäck, wie ein Sack Kartoffeln“, wie sie selbst später sagen sollte. Das reicht der ehrgeizigen jungen Frau bei Weitem nicht. „Der männlichen Dominanz überdrüssig“, will sie beweisen, dass sie als Pilotin genauso viel taugt wie ihre männlichen Kollegen. Das tut sie in den folgenden Jahren auch, stellt etwa 1931 einen Höhenrekord auf und bricht 1932 erneut zur Atlantiküberquerung auf, diesmal selbst am Steuer. Der 15-Stunden-Flug mit wetterbedingt vorzeitigem Ende in Nordirland (geplant war Paris) macht Earhart endgültig zur Prominenten. Ihr Verleger und späterer Ehemann George Putnam treibt Earharts Karriere voran, organisiert Lesungen und Vorträge. Ein Stückchen Earhart lässt sich auch durch eine eigene Modelinie „für die aktiv lebende Frau“ erwerben.

Von ihrer Leidenschaft fürs Fliegen lenkt der Celebrity-Status Earhart aber nicht ab. 1935 starten die Planungen für ein noch ehrgeizigeres Projekt als die bisherigen: den Flug rund um die Welt. Earhart will der erste Mensch werden, der das entlang des Äquators unternimmt. Am 1. Juni 1937 hebt sie gemeinsam mit Navigator Noolan in Miami ab.

Earhart und Noonan
Earhart und Noonan(c) imago/ZUMA Press (imago stock&people)

Über 32.000 Kilometer lang geht alles gut, am 29. Juni erreicht das Duo Lae in Neuguinea. Von dort soll es weiter zur kleinen Howlandinsel gehen. Am 2. Juli um Mitternacht startet die Lockheed Electra 10E. Am Morgen empfängt das Patrouillenschiff USCGC Itasca, deren Funkpeilung der Electra helfen soll, die Howlandinsel zu finden, mehrere Funksprüche (umgekehrt kann Earhart die Itasca aber nicht hören): "Wir müssen über euch sein, können euch aber nicht sehen. Treibstoff wird knapp. Können euch über Funk nicht erreichen." Sie befänden sich auf der Positionslinie 157-337, heißt es in einer Nachricht eine Stunde später. Nach dem Ausbleiben weiterer Botschaften folgt die bis dahin größte Suchaktion der Luftfahrtgeschichte. US-Präsident Franklin D. Roosevelt gibt dafür etwa vier Millionen Dollar frei. Als die Aktion nach zwei Wochen ergebnislos eingestellt wird, finanziert Earharts Ehemann weitere Anstrengungen. Auch sie bleiben ergebnislos, am 5. Jänner 1939 wird die Pilotin offiziell für tot erklärt.

Was geschah nach Earharts letztem Funkspruch? Zahlreiche (auch Verschwörungs-) Theorien kursieren seither, darunter jene, dass die Pilotin eigentlich auf Spionagemission war und von den Japanern geschnappt wurde. Am wahrscheinlichsten gelten zwei Szenarien: Einerseits, dass der Lockheed der Treibstoff ausging und sie ins Meer stürzte. Und andererseits, dass sie bei Ebbe auf einem Riff des Pazifikatolls Nikumaroro notlandete, wie es das TIGHAR-Team annimmt. Die Theorie stützt sich vor allem auf den Fund unter anderem von Aluminiumplatten, einem Damenschuh und einem Schminkspiegel. Auch 13 Knochen wurden 1940 entdeckt, die Vermessungen zufolge von einer Frau europäischer Herkunft stammen könnten, später aber verloren gingen.

Genau hier knüpft nun TIGHAR an: „Es fehlen noch 193 Knochen“ (der menschliche Körper hat 206, Anm.), erklärte Archäologe Tom King gegenüber „National Geographic“. Daher hat das Suchteam vier Spürhunde dabei, die auf das Finden menschlicher Knochen trainiert sind. Erschwert wird ihr Job nicht nur durch die verstrichenen Jahrzehnte, sondern auch durch die dichte Vegetation und das feucht-heiße Klima. Dennoch zeigte sich King zuversichtlich: „Diese Expedition ist weniger ein Schuss ins Blaue als alle unsere bisherigen.“

>> Blog der TIGHAR-Expedition

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.