Der Leichenbestatter des Empire

Lord Louis Mountbatten
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Indien 1947. Gandhi glaubte bis zuletzt an die Einheit Indiens. Doch das, was der britische Vizekönig Mountbatten als Trennungsplan vorlegte, führte zu einer Tragödie.

Fast auf den Tag genau 70 Jahre nach dem Unabhängigkeitstag Indiens am 15. August 1947 kam dieser Film in die Kinos: Die indischstämmige britische Regisseurin Gurinder Chadha arbeitet in dem Historiendrama „Viceroy's House“ das tragische Schicksal, Flucht und Tod ihrer Familie auf. Die Handlung lässt niemanden unberührt. Der im Originaltitel erwähnte indische Vizekönig (bei uns heißt der Film „Der Stern von Indien“) ist Lord Louis Mountbatten, er und seine Ehefrau Lady Edwina kommen in dem Film rund um die letzten Tage der britischen Herrschaft in Indien gut weg. Das liegt nicht nur an dem sympathischen britischen Darsteller Hugh Bonneville und der berühmten Gillian Anderson, sondern auch am packenden Drehbuch, das mit der historischen Wahrheit freilich großzügig umgeht. Vor allem neuere Forschungen haben über Mountbatten ein vernichtendes Urteil gefällt.

 "Viceroy's House" (TOBIS)
"Viceroy's House" (TOBIS)TOBIS

1985 erschien die maßgebliche Biografie des im Juni 1900 als Prinz Louis Battenberg, Urenkel von Queen Victoria, in Hessen geborenen Aristokraten. Der Autor Philip Ziegler bescheinigt ihm zwar eine geradezu groteske Eitelkeit und Dünkelhaftigkeit, die dazu führte, dass er seine Erfolge alle übertrieb und sich bei Misserfolgen vor der Verantwortung drückte. Was jedoch den Zenit seiner Karriere betrifft, die Rolle als Vizekönig in Indien, wird er von Irrtum und Irreführung freigesprochen, so wie auch in dem Film. Eine neue Historikergeneration, offensichtlich nicht mehr von Charisma und Chuzpe Mountbattens beeinflusst, hat hier eine gründliche und längst fällige Revision vollzogen.

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