"Immer noch unbegreiflich": Die Datenbank der Zeitzeugen

Emanuel Fuchs und seine Frau, Judith, in den USA, 1941.
Emanuel Fuchs und seine Frau, Judith, in den USA, 1941.(c) Leo Baeck Institute New York
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Flucht vor den Nazis und die Erinnerung daran. Ein neues Onlineprojekt zeigt Interviews mit und Dokumente von vertriebenen jüdischen Österreichern in Israel und den USA.

In der Kenyongasse konnte Emanuel Fuchs sehen, was die Stadt noch erwartete. Was er hier, in Wien Neubau, erlebt hat, sei zu beschreiben gar nicht möglich. Er sagt: „Ich wurde nach Dachau geschickt. Verglichen zur Kenyongasse war Dachau . . . ein Erholungsheim.“ An den Tagen der Novemberpogrome, am 9. oder 10. November 1938, sagte ein Nachbar zu ihm, er solle nicht zu Hause bleiben, denn sie würden kommen. Fuchs lebte damals im zweiten Gemeindebezirk, also nahm er die Straßenbahn und fuhr in den Sechsten, zu einem Freund, aber die SS kam auch hierher.

Sie fassten Fuchs und seinen Freund, brachten beide in die Kenyongasse, in eine leer stehende frühere Klosterschule, die die Nazis zu einer sogenannten Sammelstelle umfunktioniert hatten. 20 Jahre alt war Emanuel Fuchs zu diesem Zeitpunkt, ein dünner Mann, wie er sich erinnert. Die Menschen wurden in die ehemaligen Unterrichtsräume eingesperrt, das waren bis zu 200 Personen in einem Zimmer. Von der Wache erfuhren sie brachiale Gewalt und Schikanen. Einen Mann mit Bart holten sie nach vorn, zu einer Art Podium. Er musste jüdische Lieder singen, während sie ihm den Bart anzündeten: „60 Jahre später ist das immer noch unbegreiflich für mich. Ich habe den Mann in Dachau wiedergesehen. Er hatte überlebt, sein Gesicht war voller Brandblasen.“

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