Die erste Schreibmaschine hätte Österreicherin sein können

Skizze aus dem Patent 79265 - der Schreibmaschine von Carlos Glidden und Christopher Latham Sholes
Skizze aus dem Patent 79265 - der Schreibmaschine von Carlos Glidden und Christopher Latham Sholes (c) Screenshot: Presse Digital
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Viele tüftelten daran, Carlos Glidden und Christopher Latham Sholes gelang es: Am 23. Juni 1868 wurde ihre Schreibmaschine in den USA patentiert. Jenseits des Atlantiks hatte ein (Süd-)Tiroler eine ähnliche Idee gehabt - war aber am Kaiser gescheitert.

Das Schreiben via Tastatur? Eine Selbstverständlichkeit des 21. Jahrhunderts. Vor mehr als 150 Jahren hingegen war es kaum mehr als eine Idee, die in den Köpfen von Erfindern und Autoren herumspukte. Vereinzelt wurde aus diesen Ideen ein Modell; ein brauchbares, die Massen erfreuendes Gerät resultierte daraus aber nicht. Ändern sollte sich das in den 60er-Jahren des 19. Jahrhunderts. Damals experimentierte der Tischler Peter Mitterhofer mit Holz und Eisenspänen. Heraus kamen schlussendlich vier Modelle einer "Schreibmaschine", damals freilich nicht unter diesem Namen. Vielmehr war von einer "Typenhebelkorbmaschine mit Unteraufschlag" die Rede.

"Was ihn dazu angetrieben hat, weiß niemand so recht", meinte einst der Medienhistoriker Wolfgang Pensold gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Ebenso wenig wurde das Potenzial der Erfindung erkannt: Selbst bei viel Übung dürfte wohl "niemals dieselbe Geschwindigkeit und Sicherheit wie beim gewöhnlichen Schreiben erreicht werden", befanden die Gutachter des österreich-ungarischen Kaisers Franz Joseph I. im Dezember 1866 und schickten Mitterhofer mit 200 Gulden in den Weiler Partschins zurück, der im heutigen Südtirol liegt.

"Er hätt' sollen seine Erfindung als Patent anmelden"

Dabei verfügte der "Schreibapparat" bereits über eine Volltastatur, eine Papierwalze, einen Typenhebelkorb und eine Zwischenraumtaste. Während Mitterhofers ersten beiden Modelle fast ausschließlich hölzern waren, griff er bei der dritten Version zu Metall. Doch auch sie überzeugte den Monarchen nicht, obgleich er dem Tischler diesen für 150 Gulden abkaufte, um ihn der technischen Lehranstalt zur Verfügung zu stellen - als Ausstellungsstück einer Sammlung kurioser Erfindungen.

"Peter Mitterhofer hat den Fehler gemacht, dass er zu den Bürokraten gegangen ist und nicht zu den Feinmechanikern. Er hätt' sollen seine Erfindung als Patent anmelden und schützen lassen. Leider hat er (...) dem Kaiser vertraut. Und so ist eigentlich seine Erfindung nicht ausgewertet worden", bedauerte Ewald Lassnig, langjähriger Vizebürgermeister von Partschins vor zwei Jahren im "Deutschlandfunk".

Während die Doppelmonarchie das Zeitalter der Schreibmaschine folglich noch nicht ausrufen wollte, tat sich auf der anderen Seite des Atlantiks diesbezüglich so einiges: Dort sollte der "Kleinsteuber's Machine Shop" in Milwaukee, Wisconsin, zur "Geburtsstätte" der Schreibmaschine werden - jener nämlich, die erstmals als solche patentiert wurde. Die Männer hinter der Maschine waren Carlos Glidden, Christopher Latham Sholes und Samuel W. Soulé. Was ihren "typewriter" besonders machte: Die Tastatur war nicht, wie bei anderen Modellen von damals, alphabetisch gereiht, sondern häufig zusammen auftretende Buchstaben wurden gruppiert - Grundstein der bis heute üblichen QWERTY-Tastaturbelegung.

Skizze aus dem Patent 79265 - der Schreibmaschine von Carlos Glidden und Christopher Latham Sholes
Skizze aus dem Patent 79265 - der Schreibmaschine von Carlos Glidden und Christopher Latham Sholes (c) Screenshot: Presse Digital

Am 23. Juni 1868 wurde das US-Patent 79265 auf die Schreibmaschine ausgestellt, das nicht nur Skizzen des Geräts, sondern auch eine detaillierte Beschreibung enthält - und mit den Worten beginnt: "Be it known that we, C. LATHAM SHOLES, CARLOS GLIDDEN, and SAMUEL W. SOULE, of the city of Milwaukee, and county of Milwaukee, and State of Wisconsin, have invented new and useful Improvements in Type-Writing Machines; and we do hereby declare that the following is a full, clear, and exact description of the invention, which will enable those skilled in the art to make and use the same, reference being had to the accompanying drawings, forming part of this specification."

>> US-Patent 79265 aus dem Jahr 1868

Zum Durchbruch verhalf den drei Erfindern aber nicht nur das gewährte Patent, sondern auch die Firma Remington. Da das Waffengeschäft damals nicht ganz so florierte, suchte man nach Alternativen - und fand sie in der Schreibmaschine. Ab 1874 stellte sie die erste seriengefertigte Schreibmaschine her. Ihr Nachteil: Die getippten Buchstaben wurden erst nach einigen Zeilen sichtbar. Ein Umstand, der sich erst rund zwei Jahrzehnte mit der "Underwood" ändern sollte.

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